Ekel-Fälle beobachtetSchon jetzt Riesen-Ärger um Kölner Neumarkt-Brunnen – was Junkies hier tun

Kinder spielen im neuen Brunnen am Neumarkt in Köln, auch eine erwachsene Frau ist im Wasser.

Der Brunnen am Neumarkt. Hier spielen Kinder im Wasser, das Foto wurde im Juni 2024 aufgenommen.

Der reaktivierte Brunnen am Kölner Neumarkt soll den Platz aufwerten. Bisher macht er aber auch viel Ärger.

von Oliver Meyer  (mey)

Erst vor rund zwei Monaten, am 7. Juni 2024, eröffnete Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker den 1997 stillgelegten Springbrunnen am Neumarkt feierlich.

Dort, wo die Drogenszene das Straßenbild beherrscht, wollte man es wieder schöner haben. Und so drückte die kleine Mia, Tochter der Volt-Ratsfraktionschefin Jennifer Glashagen, den roten Buzzer. Doch inzwischen fällt der Brunnen ständig aus.

Kölner Neumarkt sollte durch den Brunnen aufgewertet werden

Schon zu Beginn gab es massive Startschwierigkeiten beim Betrieb der Anlage: Zunächst verstopften Pollen und Laub der umstehenden Platanen immer wieder die Filteranlage. Tagelang war der Pannen-Brunnen außer Betrieb.

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Gleichzeitig, so erfuhr EXPRESS.de, gibt es dort nicht einmal eine Chloranlage, die das Wasser reinigt. Das bedeutet: Das Wasser, das dort aus den drei Düsen herausspritze, wird nicht von Bakterien oder Keimen befreit, die sich üblicherweise bei solchen Brunnen entwickeln.

Ein Anwohner machte dann eine Entdeckung, die nicht nur ekelhaft, sondern zugleich gesundheitsgefährdend ist. „Ich sah, wie dort Junkies ihre Füße badeten und sich mit dem Wasser wuschen. An heißen Tagen nutzen die Drogenkonsumenten den Brunnen auch für eine Ganzkörper-Reinigung. Das Problem ist, dass zumindest die Schwerabhängigen offene Wunden und eitrige Abszesse an Füßen und Beinen haben“, erzählt der Augenzeuge.

Parallel dazu spielen bei schönem Wetter immer wieder Kinder an dem Springbrunnen – denn Wasser zieht Kinder nun mal magisch an. Die Eltern wissen meist nicht, dass das Wasser nicht besonders zum Baden geeignet ist.

Drei Fontänen

Hier sprudelt der neue Brunnen auf dem Kölner Neumarkt

Der neue Brunnen auf dem Kölner Neumarkt wurde am 7. Juni 2024 in Betrieb genommen.

Der neue Brunnen auf dem Kölner Neumarkt wurde am 7. Juni 2024 in Betrieb genommen.

Trinken kann man das Wasser im neuen Brunnen auf dem Neumarkt in Köln nicht. Ein entsprechendes Schild weist darauf hin.

Trinken kann man das Wasser im neuen Brunnen auf dem Neumarkt in Köln nicht. Ein entsprechendes Schild weist darauf hin.

Aus drei Düsen wird das Wasser in den Brunnen gespritzt.

Aus drei Düsen wird das Wasser in den Brunnen gespritzt.

Der neue Brunnen auf dem Neumarkt Neumark

Der neue Brunnen auf dem Neumarkt soll vor allem zur Aufenthaltsqualität und zur Abkühlung im Sommer beitragen.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker am 7. Juni 2024 bei der Inbetriebnahme des neuen Brunnens am Kölner Neumarkt.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker am 7. Juni 2024 bei der Inbetriebnahme des neuen Brunnens am Kölner Neumarkt.

Bei der Inbetriebnahme drückte Reker den roten Knopf.

Bei der Inbetriebnahme drückte Reker den roten Knopf. Es dauerte ein paar Sekunden, bis das Wasser sprudelte. Das Mädchen auf dem Arm ist die Tochter von Jennifer Glashagen, Volt-Fraktionsvorsitzende in Köln.

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Der Augenzeuge weiter: „Ich habe auch beobachtet, wie ein Kind dann einen Schluck von dem Wasser getrunken hat. Man kann sich vorstellen, dass das nicht gesund sein kann. Hier muss die Stadt unbedingt eingreifen.“

EXPRESS.de fragte bei der Stadt Köln an, wie man mit dem Problem umgehen wird. Stadtsprecherin Simone Winkelhog erklärte dazu: „Der Brunnen auf dem Neumarkt ist kein Trinkwasserbrunnen. Es ist gekennzeichnet, dass das Wasser nicht zum Trinken geeignet ist und nicht dafür genutzt werden soll. Eine Überwachung des Brunnens erfolgt durch die Abteilung Infektions- und Umwelthygiene des Kölner Gesundheitsamtes nicht.“

Das Wasser aus dem Brunnen sollte niemand trinken, vor allem nicht die Kinder

Denn: Dazu liege keine gesetzliche Grundlage vor. Der Brunnen sei nämlich nicht zur Körperreinigung gedacht. Aber selbst eine solche Zweckentfremdung stelle laut Stadt kein infektiologisches Risiko für die Bevölkerung dar. Bewiesen ist das allerdings nicht.

An anderer Stelle läuft die Aufwertung eines Kölner Veedels unterdessen gut, wie der aktuelle Fall des ehemaligen Schandfleck-Hauses in Köln zeigt.

Winkelhog weiter: „Der Ordnungsdienst hat keine Möglichkeiten, gegen das Waschen im Brunnen einzuschreiten. Es ist ebenso wenig verboten wie das Liegen auf einer Parkbank. Eltern sind für ihre minderjährigen Kinder verantwortlich und sollten darauf achten, dass sie das Wasser nicht trinken. Es ist kein Trinkwasser.“

Am 9. Juli etwa, dem bis dato heißesten Tag des Jahres, konnte dort niemand baden. Mal wieder war der Pannen-Brunnen seit zwei Tagen außer Betrieb. Die Pumpe streikte und lief nicht an. Erst am 10. Juli sollte das Wasser laut dem zuständigen Mechaniker am Neumarkt wieder sprudeln.

Übrigens kostete die Reaktivierung des Brunnens 1,5 Millionen Euro – doppelt soviel wie geplant. Die Folgekosten dürften ebenso unkalkulierbar sein.