„Ein Kölsch bitte“Kult-Satz im Krankenhaus: Als Kölns OB Burauen in Afrika mit dem Flugzeug abstürzte

Theo "Döres" Burauen bei seiner Rollstuhl-Pressekonferenz im März 1968.

Theo „Döres“ Burauen bei seiner Rollstuhl-Pressekonferenz im März 1968.

Als Kölns Oberbürgermeister Theo Burauen mit einem Flugzeug in Ruanda abstürzte, waren die Sorgen in der Domstadt groß. Doch Burauen überlebte – und sorgte für einen kultigen Satz im Krankenhaus.

Theo Burauen ist beliebt in Köln. 1956 wird er erstmals zum Oberbürgermeister gewählt – und bleibt 17 Jahre im Amt.

Da ist der Schreck immens, als er am 31. Januar 1968 in Ruanda mit einem Flugzeug abgestürzt. Der OB überlebt und kämpft um seine Gesundheit. Am 12. März tritt er, noch im Krankenhaus, erstmals vor die Presse. Ein Jahr später sorgt genau jene Reise noch für Ärger: Wegen zwei jungen Berggorillas...

Als Kölns OB Burauen mit dem Flugzeug abstürzte – „ein Kölsch bitte“

Theo Burauen hat tiefe Schatten unter den Augen. Seine Stimme ist schwach, als er sich am 12. März, noch im Krankenhaus Merheim im Rollstuhl vor die Presse begibt.

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41 Tage vorher ist er knapp dem Tod entronnen. Auf Einladung der Regierung weilt er für eine Woche in Ruanda – in der Funktion als Aufsichtsrat des Kölner Zoos. Auf einem Rundflug an der Grenze zum Kongo stürzt das einmotorige Flugzeug, in dem Burauen vom Kiwusee in die ruandische Hauptstadt Kigali fliegen will, ab.

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Der Start verläuft noch völlig normal. Aber in 100 Meter Höhe ruckelt der Motor, dann bleibt der Propeller stehen. „Herrgott, hoffentlich geht es gut!“, denkt Theo Burauen, der rechts neben dem Piloten sitzt. Es geht dann alles ganz schnell: „Ich spürte einen Schlag am Kopf, wurde hochgeschleudert, dann war ich ohnmächtig“, berichtet Burauen hinterher.

Der Kölner OB wird mit Prellungen, einer Gehirnerschütterung, drei angebrochenen Rippen und einem gebrochenen Sprunggelenk aus dem Wrack geborgen. Zudem ist eine Ferse zertrümmert. Der Pilot und zwei weitere Insassen werden ebenfalls verletzt, nur für Joachim Kannegießer, Reporter der Deutschen Welle, kommt jede Hilfe zu spät. Er stirbt mit 42 Jahren.

Burauen wird nur zwei Tage später aus dem Krankenhaus in Kigali nach Brüssel geflogen. Per „Liegend-Transport“ geht es nach der Landung nach Köln ins Krankenhaus in Merheim. Als er nach den ersten Untersuchungen in seinem Krankenbett liegt, fragt er behandelnde Arzt: „Haben Sie einen besonderen Wunsch, Herr Oberbürgermeister?“ Burauen nickt erschöpft: „Ja, bitte ein Kölsch.“ Nach der Operation des Sprunggelenks ist klar: Der OB muss mindestens vier Wochen in der Klinik bleiben.

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Das passt Burauen gar nicht in den Kram, er will schnell wieder mitmischen. So poltert er bei seiner Pressekonferenz im Krankenhaus gleich los: „Als ich erfuhr, dass die Fenster des alten Rathauses doch spitz und nicht rund werden sollen, da ist mir das Frühstück im Hals stecken geblieben. Wenn ich wieder da bin, werde ich mir die Namen einiger Herren aus der Bauverwaltung notieren.“

Burauen trainiert nun eisern, um wieder gehen zu können. Wegen der zertrümmerten Ferse behält er aber eine leichte Gehbehinderung zurück. Seine Reise nach Ruanda wirbelt ein Jahr später noch mal mächtig Staub auf: Im Frühjahr werden nämlich zwei unter Naturschutz stehende junge Berggorillas in Köln angeliefert – eine Schenkung für den Kölner Zoo.

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Einerseits dankt die ruandische Regierung so für die perfekte Ausbildung ihrer Tierpfleger durch Kölner Kollegen. Anderseits wird das tiefe Bedauern über den Flugzeug-Absturz ausgedrückt. Als die Schenkung bekannt wird, geht’s rund: Professor Dr. Dr. Grzimek, Direktor des Frankfurter Zoos, ist auf der Palme. Die berühmte Gorilla-Forscherin Dian Fossey schießt verbale Gift-Pfeile Richtung Köln und mobilisiert Mr. Melvin M. Payne von der National Geographie Society und den World Wildlife Fund in Washington.

Fossy beschwört den Direktor des Kölner Zoos, die Tiere wieder in den Busch zu entlassen: „Entweder zu ihrer Herde, falls ich mich davon überzeugen konnte, dass sie noch besteht, oder in eine Gruppe von erwachsenen Gorillas in meinem Studiengebiet.“ Burauen indes schwört, so etwas werde sich nicht wiederholen. Er sagt aber auch: „Ein Staatsgeschenk zurückweisen, wo gibt’s denn das?“

Am Ende dürfen „Pucker Puss“ und „Coco“, wie die beiden inzwischen getauft wurden, bleiben. Alt werden sie nicht: Beide sterben neun Jahre später. „Pucker“ ist da 13, „Coco“ zwölf Jahre alt. „Colo“, der älteste in einem Zoo lebende Berggorilla stirbt übrigens mit 60 Jahren im Zoo von Columbus/Ohio/USA.

Der Artikel von Inge Wozelka erschien am 14. März 2018 im EXPRESS in der Reihe „Kölner Zeitreise“.