Er bereitet den Menschen auf der Bühne Freude. Aber der Kölner Sänger Björn Heuser kümmert sich auch abseits um Menschen, denen es nicht so gut geht. Jetzt hat er eine Ausbildung zum psychischen Ersthelfer gemacht.
Burnout und SelbstmordKölner Sänger redet über die Psyche und reagiert
Es gibt Situationen im Leben, die brennen sich ein. Zum Beispiel, als bei dem Kölner Mitsing-König Björn Heuser 2018 nichts mehr ging und er sich mit einem Burnout Hilfe holte. Oder die schlimme Geschichte eines Nachbarn, der vor der Corona-Krise auf einmal an Heusers Wohnungstür klingelte und um Hilfe bat.
„Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Irgendwann ist er auch wieder gegangen“, erzählt er. Allerdings bekam der Musiker drei Tage später die Nachricht, dass sich der Mann das Leben genommen hat.
Köln: Björn Heuser macht Ausbildung zum psychischen Ersthelfer
Zwei Erlebnisse, die Björn Heuser haben umdenken lassen. „In der Corona-Krise hatte ich Zeit und habe mich näher mit dem Thema Psychologie befasst“, so der Musiker.
Er stieß auf das Programm MHFA, das vor rund 20 Jahren in Australien gegründet wurde. MHFA – das bedeutet auf Englisch „Mental Health First Aid“, und ins Deutsche übersetzt so viel wie „Mentale Erste Hilfe“.
Björn Heuser erklärt das Prinzip: „In einem Kurs, der von Psychologen geleitet wird, erfährt man viele Dinge über Krankheitsbilder, Symptome und wie man Betroffene ansprechen kann.“
Burnout und Depression: Sänger Björn Heuser leistet erste Hilfe
Man arbeite als psychologischer Ersthelfer ähnlich wie bei der Ersten Hilfe an einem Unfallort. Heuser: „Durch diesen Kurs ist man kein Psychologe. Aber man kann einen Menschen in die stabile Seitenlage versetzen und dann auf die Profis warten, die ihn behandeln.“
Im Umkehrschluss bietet Heuser also Menschen, deren Seele es nicht gut geht, ein offenes Ohr an. „Es hilft schon sehr viel, einfach mal zuzuhören. Und dann schaut man gemeinsam, ob eine Therapie beim Profi Sinn machen könnte“, erklärt er.
Für den Komponisten und Sänger müssen diese Krankheitsbilder eine Lobby bekommen. Björn Heuser: „Immer noch ist es ein Tabuthema. Wenn man ein Bein gebrochen hat, geht man doch auch zum Arzt. Wir müssen offener damit umgehen, insbesondere nach Corona.“
Als Beweis legt er eine Studie von 2019 zugrunde. „Jeder vierte Mensch in Deutschland hat mit psychischen Problemen zu kämpfen. Das bedeutet: Jeder kennt jemand, dessen Seele es nicht gut geht. Das dürfte sich durch Corona und den Krieg noch verschärfen“, sagt der Kölner Sänger.
Deshalb will er so vielen Menschen wie möglich helfen. Heuser: „Die Ausbildung dazu kann jeder machen. Es wäre wünschenswert, wenn es psychologische Ersthilfe auch an Schulen oder Arbeitsplätzen gibt. Wenn ich dadurch nur einem Menschen helfen kann, dann ist schon viel getan.“
Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.deKinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de.Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.deMuslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.deDeutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de Suizidprävention ist möglich!