Wertlos? Von wegen!Christel (65) aus Köln lüftet Geheimnis um Ford Ka von 1998 – darum ist er so begehrt

Christel Buchmüller steht in der Garage vor dem Ford Ka, den sie verkaufen möchte.

Christel Buchmüller will ihren geliebten Kugel-Ka loswerden. Das Kunstwerk auf dem Wagen macht ihn zu einem Sammlerstück.

Künstler HA Schult hatte keine Ahnung, wo seine künstlerisch gestalteten 50 Ford Ka mittlerweile sind. Jetzt ist Nr. 1 wieder aufgetaucht.

von Philipp Meckert  (pm)

Für Kölns weltreisenden Aktionskünstler HA Schult ist diese Geschichte unter dem Titel „Archäologie der Gegenwart“ zu verbuchen. Oder in etwas schmissigeren Worten des quirligen 85-Jährigen: „In Köln ist nichts möglich, aber alles passiert!“

Aber was war jetzt genau passiert? Die Geschichte von HA und Ka führt zurück ins Jahr 1998. Vor rund 26 Jahren leuchtete schillernd schön die mit Neonröhren illuminiere Weltkugel – der neuste Kunststreich von Schult mit satten acht Metern Durchmesser – hoch oben auf dem Pylon der Severinsbrücke. Der Anblick, das Staunen, die Freude über den einen Menschen, der zum Stellvertreter aller wurde, war grenzenlos.

50 Ford Ka wurden zu Sammlerstücken durch Künstler HA Schult

„Damals, als die Welt der Automobilwirtschaft noch heil schien, klinkte sich Ford-Köln in diesen Hype ein und gab mir 50 frisch gebackene Autos des neuen Kleinwagen Ka, um sie zu Kunstwerken auf vier Rädern zu machen“, erinnert sich HA.

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Die grelle Kugel auf der Motorhaube, der leuchtende Dom auf der Tür, die Felgen in schrillem Türkis – und im Cockpit eine Signatur des Künstlers: „Kaum fertig, waren alle 50 Kugel-Ka vergriffen.“

Wo sie sind, ob sie noch fahren, wo das erste Wägelchen geblieben ist – keiner wusste es. Bis jetzt. „Denn jetzt tauchte wie aus dem Nichts, die Nummer 1 von 50 auf. Nach 26 Jahren, so frisch, wie soeben gebacken“, freut sich Schult.

In der Tat: Der Wagen sieht immer noch aus wie nagelneu. Zu verdanken ist dies der langjährigen Pflege und Liebe von Christel Buchmüller, gebürtige Kölnerin und wohnhaft in Rösrath.

HA Schult mit einigen Ford Ka, die er künstlerisch gestaltet hat.

Foto von 1998: HA Schult an der Weltkugel-Ka-Flotte.

Die sympathische 65-Jährige erzählt: „Ich war damals alleinerziehend, kratzte alle meine Ersparnisse zusammen und kaufte den Ka im Jahr 2000 einem Fordler ab. Ich fand ihn schon damals toll mit den schicken Rädern und dem Köln-Panorama. Ich war immer stolz auf den Ka. Er war und ist für mich etwas ganz Besonderes: ein süßes Traumauto.“

Lediglich rund 115.000 Kilometer hat das Wägelchen auf dem Buckel. „Ich habe mich immer um das Auto gekümmert, er hat alle Inspektionen, sogar Rauchverbot herrschte im Cockpit. Da achtete ich drauf. Ich wollte nicht, dass es müffelt.“

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Nach einem Schicksalsschlag meldete Buchmüller den Wagen 2020 ab und stellte ihn in die Garage. Um ihren Liebling zu schützen, deckte ihn sogar noch mit einer Plane ab. „Jetzt will ich einen neuen Lebensabschnitt beginnen und muss den Wagen schweren Herzens verkaufen“, sagt die Seniorin. „Mir ist aber wichtig, dass er in gute Hände kommt.“

„Der Kugel-Ka darf nur in beste Sammlerhände kommen“, betont HA Schult. Er will sich jetzt darum kümmern, dass der Ka noch lange rollt und leuchtet wie seine Weltkugel, die seit dem Oktober 2000 die DEVK-Zentrale schmückt.