Leiche in Mülltüte14 Jahre danach – Kölner Polizei und Staatsanwaltschaft mit Durchbruch

Ricardo Corvo wurde tot im Müllsack an der Autobahn gefunden.

Ricardo Corvo wurde im Januar 2010 tot im Müllsack an der Autobahn gefunden. Unter anderem wurde mit diesem Foto nach der Identität gefahndet.

Nach 14 Jahren hat die Kölner Polizei einen spektakulären „Cold Case“ aufgeklärt. 2010 wurde die Leiche eines Kölners in einer Plastikmülltüte entdeckt.

14 Jahre hat es gedauert. Jetzt der Erfolg für die Kölner Polizei!

Nach einem tödlichen Gewaltverbrechen an Ricardo Corvo (†43) aus Köln haben Ermittler einen Verdächtigen festgenommen. Es handele sich um einen 45-jährigen Mann, der bei einer Kontrolle am Flughafen in Rotterdam in den Niederlanden gefasst worden sei, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag (8. August 2024) in Köln mit.

43-Jähriger aus Köln lag tot an der Autobahn

Er sei inzwischen auf Antrag der Staatsanwaltschaft nach Deutschland ausgeliefert worden und sitze wegen Totschlagsverdacht in Untersuchungshaft.

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Die Leiche des 43-Jährigen war im Januar 2010 in einer Plastikmülltüte verpackt neben einer Leitplanke der Autobahn 59 in Leverkusen-Rheindorf gefunden worden.

Laut Obduktionsergebnis hatten mehrere Schläge gegen den Kopf zum Tod des Mannes geführt. Die Hintergründe blieben lange unklar.

Durch damals veröffentlichte Fotos auffälliger Körper-Tätowierungen war es dem Ermittler-Team schnell gelungen, den Toten zu identifizieren.

2020 rollte eine spezielle „Cold Case“-Ermittlungsgruppe das Verbrechen noch einmal auf, wie es von Staatsanwaltschaft und Polizei hieß.

In Deutschland

Die spektakulärsten Kriminalfälle der 80er

Der Entführer Dieter Degowski bedroht die Geisel Silke Bischoff an der Raststelle Grundbergsee mit einer Waffe, hier im August 1988.

Die Geiselnahme von Gladbeck (auch bekannt als Gladbecker Geiseldrama, 1988): Der Vorfall ereignete sich im August 1988 in Deutschland, bei dem insgesamt zwei Geiseln und ein Polizeibeamter ums Leben kamen. Zwei Straftäter, Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner, hatten zuvor einen Banküberfall in Gladbeck verübt und waren auf der Flucht vor der Polizei. Dabei nahmen sie mehrere Geiseln. Nach dem Banküberfall flohen die Täter mit ihren Geiseln in einem gestohlenen Fahrzeug durch Deutschland. Die Polizei begann eine Verfolgungsjagd, die auch von den Medien intensiv verfolgt wurde. Während der Flucht kam es zu mehreren Zwischenstopps, bei denen die Geiseln zeitweise freigelassen wurden. Dennoch endete die Geiselnahme tragisch in der Nähe von Bremen. Nachdem die Täter von der Polizei umstellt worden waren, kam es zu einem missglückten Befreiungsversuch. Dabei wurde die Geisel Silke Bischoff getötet, und mehrere Menschen verletzt. Die Täter konnten schließlich festgenommen werden. Das Gladbecker Geiseldrama hatte weitreichende Konsequenzen und führte zu einer intensiven Diskussion über das Verhalten der Polizei, der Medien und der Justiz während des Vorfalls. Es gab vor allem Kritik an der Handhabung der Situation und an der Berichterstattung der Medien, die teilweise als sensationslüstern und wenig verantwortungsbewusst empfunden wurde.

Das Archivbild vom Juli 1986 zeigt Werner Pinzner, den „St. Pauli-Killer“.

Werner „Muki“ Pinzner, auch bekannt als „St. Pauli-Killer“ (1986): Einer der bemerkenswertesten Fälle in der deutschen Kriminalgeschichte handelt von Werner Pinzer, einem Auftragskiller. Im Verlauf einer Reihe von Auftragsmorden erschoss er 1986 während einer Vernehmung im Hamburger Polizeipräsidium nicht nur den ermittelnden Staatsanwalt, sondern auch seine eigene Frau, bevor er sich selbst tötete. Vor seiner Karriere als Auftragskiller verbrachte Werner Pinzer einige Zeit auf See und strebte dann eine Laufbahn bei der Bundeswehr an. Aufgrund verschiedener Vorstrafen wurde er jedoch abgelehnt. Im August 1975 beteiligte sich Werner Pinzer außerdem an einem bewaffneten Überfall auf einen Supermarkt, bei dem der Marktleiter getötet wurde. Einen Monat später wurde er von den Ermittlern festgenommen und zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Während seiner Haft lernte er Personen mit Einfluss im Rotlichtmilieu von St. Pauli kennen und kam in Kontakt mit Drogen. Im Jahr 1984 verübte er seinen ersten Auftragsmord. Insgesamt wird ihm nachgesagt, 14 Menschen getötet zu haben.

Die Aufnahme zeigt das Gesicht einer Katze, welche die Zunge herausstreckt, hier im Februar 2021 in Demmin.

Der Fall des „Katzenkönigs“ (1986): Das Paar Peter und Barbara traf in einer Kneipe auf den Polizeibeamten Michael – und eine ungewöhnliche Verbindung entstand. Peter und Barbara überredeten den labilen und leicht manipulierbaren Michael davon, dass ein sogenannter „Katzenkönig“ existiere, der das Böse seit Jahrtausenden verkörpere und nun die Welt bedrohe. Im Laufe ihrer engen Freundschaft verriet Barbara dem neuen Polizistenfreund Michael, dass der Katzenkönig verlange, Annemarie, die damalige Lebensgefährtin ihres Ex-Freundes, zu opfern. Michael wurde aufgefordert, ihnen zu helfen, da andernfalls die Menschheit ausgelöscht werden würde. Nach anfänglichem Zögern betrat der Polizist schließlich am 30. Juli 1986 den Blumenladen von Annemarie und fügte ihr acht Stichverletzungen zu. Trotz schwerer Verletzungen überlebte die Frau. Das Landgericht Bochum verurteilte Michael zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren, Barbara zu einer Freiheitsstrafe von vierzehn Jahren und Peter zu elf Jahren.

Außenansicht der Justizvollzugsanstalt Rheinbach, hier im Mai 2015.

Joachim Kroll, auch bekannt als der Menschenfresser von Duisburg oder der Ruhrkannibale (Urteil 1982): Seine Taten gehen bereits auf die 50er, 60er und 70er zurück. Verurteilt wurde Joachim Kroll jedoch erst in den 80er Jahren. Als sechstes von neun Geschwistern wurde Joachim Kroll als Sohn eines Bergmanns in Oberschlesien geboren. Bereits in seiner Kindheit galt er als schwächlich und litt unter Bettnässen. Bei einer Festnahme wegen eines geringfügigen Delikts wurde Joacim Kroll einem Intelligenztest unterzogen, der einen IQ von 76, also unter dem Durchschnitt, ergab. Schon in jungen Jahren zeigte der spätere Serienmörder eine verstörende Neigung, indem er sich an geschlachteten Tieren verging. Im Jahr 1955, im Alter von 22 Jahren, begann Joachim Kroll schließlich seine Mordserie, wobei der Tod seiner Mutter als möglicher Auslöser gilt. In den 60er Jahren verübte er mehrere Übergriffe, darunter die brutale Attacke auf ein elfjähriges Mädchen, das er bis zur Bewusstlosigkeit würgte. Das Mädchen überlebte, doch andere Opfer hatten weniger Glück. Joachim Kroll tötete eine Frau im Försterbusch Park nahe Marl, was dazu führte, dass ihr Freund fälschlicherweise verdächtigt wurde und Selbstmord beging. Im Dezember 1966 vergewaltigte er eine Fünfjährige und ertränkte sie in einem Wuppertaler See. Am 3. Juli 1976 ermordete er ein vier Jahre altes Mädchen, dessen Körperteile sich in einem Kochtopf befanden, als Joachim Kroll festgenommen wurde. Erst im Jahr 1982 wurde einer der schlimmsten Serienmörder Deutschlands zu lebenslanger Haft verurteilt. Er verstarb während seiner Gefangenschaft in der JVA Rheinbach im Jahr 1991 an einem Herzinfarkt.

Der Kaufhauserpresser Arno Funke alias „Dagobert“ stellt im September 1998 in Berlin sein Buch „Mein Leben als Dagobert“ vor.

Arno „Dagobert“ Funke, der Kaufhauserpresser (1988): Geldmangel führte zunächst zu Identitätskrisen und Depressionen, bis Arno Funke schließlich die Idee entwickelte, Kaufhäuser zu erpressen. Im Jahr 1988 erpresste er zunächst das Berliner Kaufhaus des Westens um 500.000 Mark. Obwohl die erste platzierte Bombe versagte und die Geldübergabe fehlschlug, detonierte die zweite Bombe und verursachte einen Schaden von 250.000 Mark. Die Geldübergabe war diesmal erfolgreich und Funke lebte einige Jahre lang von dem erpressten Geld. Vier Jahre später versuchte Arno Funke sein Glück beim Karstadt-Konzern. Er platzierte diverse Bomben in deren Kaufhäusern, die detonierten und die Ernsthaftigkeit seiner Erpressung unterstrichen. Dabei wurde eine Person leicht verletzt. Die Kommunikation mit den Behörden erfolgte über Zeitungsanzeigen, in denen sich Arno Funke als „Dagobert“ ausgab. Dieser erlangte besonders durch seine kreative Herangehensweise bei den Geldübergaben Bekanntheit. Im Jahr 1994 wurde Arno Funke jedoch identifiziert und festgenommen. Er wurde wegen schwerer räuberischer Erpressung zur Zahlung von 2,5 Millionen Mark an Karstadt und zu einer Haftstrafe von 9 Jahren verurteilt. Aufgrund guter Führung wurde er jedoch nach 6 Jahren und 4 Monaten vorzeitig freigelassen. Bis heute zählt er zu den bekanntesten Verbrechern Deutschlands.

Das Gebäude, in dem sich Landgericht, Amtsgericht und Arbeitsgericht befinden, hier im Januar 2019 in Essen.

Ulrich Schmidt, auch bekannt als der „Feiertagsmörder“ (1987-1889): Zwischen 1987 und 1989 verübte Ulrich Schmidt fünf Morde an Frauen. Zudem verletzte er vier Frauen schwer. Aufgrund der Tatsache, dass die meisten seiner Morde an Feiertagen stattfanden, erlangte er den Beinamen „Feiertagsmörder“. Der arbeitslose Täter beging seine Verbrechen in Essen und forderte von seinen Opfern auch Geld. Im August 1989 vergewaltigte Schmidt eine Krankenschwester in einem Schwesternwohnheim, wurde jedoch von einem mutigen Helfer in die Flucht geschlagen. Während seiner Flucht ließ er eine Kamera am Tatort zurück, auf der Fotos von früheren Opfern, einem Opel-Fahrzeug sowie von ihm selbst und seiner Frau gefunden wurden. Die Polizei konnte ihn kurz darauf festnehmen. Nach 43 Sitzungstagen und fast einjähriger Verfahrensdauer wurde Ulrich Schmidt im September 1992 zu lebenslanger Freiheitsstrafe mit gleichzeitiger Einweisung in eine Heil- und Pflegeanstalt verurteilt.

Fälscher Konrad Kujau im Interview vor dem Stern-Prozess um die gefälschten Hitler-Tagebücher vor dem Landgericht in Hamburg, hier im Juli 1985.

Konrad Kujau und die Hitler-Tagebücher (1983): Weniger gewaltsam, aber dennoch äußerst bekannt war Konrad Kujau, der vor allem durch die Fälschung der Hitler-Tagebücher zu Bekanntheit gelangte. Im Jahr 1983 verkaufte er diese gefälschten Tagebücher dem Magazin Stern für 9,3 Millionen Mark. Als die Tagebücher veröffentlicht wurden und daraufhin als Fälschung erkannt wurden, löste dies einen der größten Presseskandale der Nachkriegsgeschichte aus. Die 62 Bände der Hitler-Tagebücher waren derart geschickt präpariert, dass selbst erfahrene Experten und Expertinnen getäuscht wurden. Die Fälschung wurde erst aufgedeckt, als das Bundesarchiv eine chemische Papieranalyse durchführte. Im Jahr 1985 wurde Konrad Kujau zu einer Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt, jedoch vorzeitig nach drei Jahren aufgrund einer schweren Kehlkopferkrankung entlassen. Im September 2000 starb Konrad Kujau in Stuttgart.

Eine Mitarbeiterin zieht eine Spritze auf, hier im November 2021 in Berlin. (Symbolbild)

Marianne Nölle, auch bekannt als „Todesengel von Köln“ (1984 bis 1992): Die einzige Frau in dieser Aufzählung ist die Altenpflegerin Marianne Nölle. Im Zeitraum von 1984 bis 1992 soll die Altenpflegerin laut den Ermittlungen der Kriminalpolizei 17 Menschen während ihrer Arbeitszeit getötet und mindestens 18 weitere Mordversuche unternommen haben. Ihre Vorgehensweise war stets identisch: Sie verabreichte ihren Opfern eine tödliche Überdosis des Antipsychotikums Truxal. Im Jahr 1993 wurde sie aufgrund von sieben nachgewiesenen Morden durch Gift zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Altenpflegerin bestreitet bis heute, die Taten begangen zu haben.

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Dabei seien unter anderem Beweismittel mit neuen kriminaltechnischen Methoden molekulargenetisch untersucht worden, was auf die Spur des Festgenommenen geführt habe. Er wurde schließlich von Beamten am Flughafen in Rotterdam festgenommen.

Hier lesen: Bis heute ungelöst – Leiche 1982 in Kölner See gefunden

Aus Sicht der Ermittler beging er die Tat mutmaßlich gemeinsam mit einem 54-Jährigen, der aber mittlerweile gestorben ist.

Der Leiter der Ermittlungsgruppe Markus Weber stellt klar: „Für Angehörige verjähren Mord und Totschlag nicht. Unser Ziel und unsere Motivation ist es, Verbrechen aufzuklären und Täter zu überführen, damit der Strafverfolgung Genüge getan wird – vor allem aber, um den Hinterbliebenen endlich Gewissheit zu geben.“ (mt/afp)