Mit seinen Schlager-Covern ist Dieter Thomas Kuhn seit drei Jahrzehnten erfolgreich. In der Kölner Lanxess-Arena feierte er mit seinen Fans eine dreistündige Party mit vielen beliebten Hits.
BHs, Tangas und LeckmuschelnDieter Thomas Kuhn lässt sich in der Arena feiern – „Zeiten sind hart geworden“
Seit über 30 Jahren zelebriert Dieter Thomas Kuhn (58) mit seinen Fans den deutschen Schlager. Der Schwabe, der eigentlich von Haus aus Punk- und Soul-Fan war, spielt nicht lediglich Konzerte, er veranstaltet wilde Partys, bei denen sich jeder Gast wohlfühlt.
Am Freitagabend (22. September 2023) bot sich in der Lanxess-Arena wieder ein buntes Bild. Blinkende Blüten im Haar, Polyester am Körper und Sonnenblumen in der Hand. Die Schlager-Fans hatten sich mächtig rausgeputzt, um nach dreieinhalb Jahren Pause wieder einen wilden Ritt durch die Musik mit der „singenden Föhnwelle“ zu starten.
Dieter Thomas Kuhn: Fans hatten sich in bunte Outfits geworfen
„Wir wussten nicht wirklich, ob wir noch mal zurückkommen. Es ist viel passiert in dieser Kack-Zeit und es gab viel Angst bei uns, ob überhaupt noch jemand kommt“, sagte der Tübinger. Aber die Lust auf Hippie-Klamotten, Schlaghose, Plateauschuhe und aufgeklebtes Brusthaar ist weiterhin da. 8000 Fans bildeten ein überaus ausgelassenes Feiervolk. Schon bei den ersten Songs wackelte die Tribüne beachtlich.
Kuhn – mit glitzerndem Nadelstreifenanzug, auf dessen Rückseite Rosen ein Peace-Zeichen bildeten – spielte ein Programm, als sei er nie weg gewesen. Von „Sag mir quando, sag mir wann“ über „Hello Again“, „Michaela“ und „Griechischer Wein“ steigerte sich die Stimmung minütlich.
Fast im Minutentakt flogen auch die Geschenke auf die Bühne. Dutzende BHs sammelte der Sänger am Mikroständer. Ein Mini-Tanga war mit einer Leckmuschel dekoriert, Fan Andrea warf einen Schlüsselanhänger mit angeklebtem Kondom nach vorne. „Ich weiß gar nicht, ob wir das noch annehmen dürfen. Die Zeiten sind hart geworden, aber macht ruhig weiter“, sagte Kuhn mit gespielter Empörung.
In der Tat musste der Frontmann immer wieder kurz darauf hinweisen, dass vieles aus dem Programm inzwischen eigentlich nicht mehr denkbar sei. Rudi Carrells „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ sei politisch nicht korrekt, merkte Kuhn an. „Aber wir können es nicht weglassen“. Ähnliches bei „Und es war Sommer“. „Da trifft ein 16-Jähriger doch glatt auf eine doppelt so alte Frau“, merkte der Schlager-Papst grinsend an, ehe Gitarrist Philipp „Howard“ Feldtkeller ansetzte.
Bei „Ti Amo“ klatschten sich die weiblichen Fans auf der Bühne gegenseitig ab, ehe sie mit Kuhn eine Runde Engtanz starten durften und ein Küsschen bekamen. Da wurde klar, wie entspannt und problemlos eine „Row Zero“ im Schlagerland doch zelebriert werden kann. „Butterfly“ beendete Trompeter Nino G. mit heruntergezogener Hose. „Ich finde das inzwischen grenzwertig“, inszenierte sich Kuhn als gutes Gewissen. Aber die Menschen wollen einfach einen Abend voller Lebensfreude genießen.
Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
Mit fünf gespielten Liedern gab es vor allem viel von Udo Jürgens auf die Ohren. Zwischen Dauerbrennern wie „Über den Wolken“, „Fiesta Mexicana“ oder „Wunder gibt es immer wieder“ war aber auch Platz für selten gehörte Songs. „Die Zeit macht nur vor dem Teufel halt“ von Barry Ryan, „Bind ein blaues Band um unsern Birkenbaum“ von Bata Illic oder „Der Teufel und der junge Mann“ von Paola werden nicht auf jeder Schlagerparty gespielt.
Dieter Thomas Kuhn: Plötzlich war der Bassist einfach aufs Klo gerannt
Das Besondere an den Kuhn-Abenden ist, dass die Lieder nicht einfach nur gecovert werden. Die siebenköpfige „Kapelle“, wie der Chef seine großartige Band nennt, verleiht allen Hits einen neuen Anstrich. Mal mit doppelter Geschwindigkeit, dann mit dramatischem Intro oder mit Bläser-Einsatz. 31 Titel in satten drei Stunden gab es auf die Ohren.
Bei einem solch langen Konzert kann es schon mal passieren, dass sich der Bier- und Ramazzotti-Konsum auf der Bühne bemerkbar macht. Als „Über sieben Brücken“ anstand, stellten alle fest, dass Bassist Demis Rossi schnell aufs Klo geflitzt war. „Das haben wir auch noch nicht erlebt“, sagte Kuhn, der deshalb den kompletten Song lachend über die Runde bringen musste. Die gute Laune, sie war am Freitag in der Arena überall greifbar.