EhrenstraßeDie große Vertreibung: Nur ein Kölner hält seit 1970 stand
Köln – All die Nachbarn sind mit den Jahren verschwunden, verdrängt von Modekonzernen und internationalen Ketten. Aber es gibt zwei Kölner, die jetzt seit insgesamt 50 Jahren die Stellung halten auf Kölns Trendmeile: Vater und Sohn aus dem Haus Ehrenstraße 21. Ihr „Ledershop“ ist zäh wie kein anderes Geschäft hier.
Erol Safak kommt aus dem Ort Anamur/Türkei
Der Geschäftsgründer Erol Safak stammt aus einem Dorf in der Nähe der türkischen Mittelmeerstadt Anamur. Sein Sohn René (44) erzählt: „Mein Großvater war Schuhmacher und somit ’durfte’ mein Vater natürlich von klein auf schon mitarbeiten. Da ihm der Besuch der weiterführenden Schule aus Kostengründen verwehrt wurde, ist er nach Istanbul stiften gegangen und hat als Jugendlicher in einem Gemüsemarkt gearbeitet“.
Ford-Werke, Tankstelle am Hansaring, dann: Ledershop
Nach zweijährigem Wehrdienst sei der Vater schließlich als Gastarbeiter nach Köln gegangen. Er arbeitete erst bei Ford, übernahm dann mit seiner Frau eine Tankstelle am Hansaring - die wegen des Baus der S-Bahn-Station abgerissen wurde.
Doch zäh wie Erol Safak war, ergriff er nun die nächste Chance. 1970 wurde er zum Mode-Mann und eröffnete den „Ledershop“, der heute noch so heißt. Ein anderer „Dino“ der Ehrenstraße, die Buchhandlung Walther König schräg gegenüber, zog erst 1981 hierher. Zwischen Apostelnstraße und Alte Wallgasse sind König und Safak die letzten Mohikaner aus der Garde der lokalen Geschäftsleute (im westlichen Teil der Ehrenstraße sind das außerdem noch das Käsehaus Wingenfeld, die Bäckerei Zimmermann und der Waschsalon).
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Im „Ledershop“ führt der Junior René Safak mittlerweile die Geschäfte. Er erklärt: „Mein Vater hatte ein Händchen damals. Er hat das Haus auf der Ehrenstraße gekauft.“
Im damals noch pinken Gebäude war zuvor ein kleines Wäschegeschäft, das Haus gehörte einer Erbengemeinschaft um einen Rechtsanwalt. Das also gehört zu den Geheimnissen des Erfolges: keine Miete, die zu zahlen wäre. Und die Hypothek auf das Haus dürfte abbezahlt sein.
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René Safak ist zuversichtlich für die Ehrenstraße
Wie viele andere bedauert auch René Safak, dass die Ehrenstraße ihr altes Flair verloren hat. Aber für die Zukunft ist er zuversichtlich: „Die Mieten sinken und ich denke, auch die Gastronomie wird auf die Ehrenstraße zurückkehren. Oder besser: Sie muss!“