Die Legende der EhrenstraßeKomplett-Liste: Coole Kölner Läden, die weg sind
Köln – Mit der Eröffnung des „Café de Paris“ am Ort des ehemaligen „Quattro Cani“ hat die Ehrenstraße, Kölns legendäre Geschäftsmeile, seit kurzem wieder einen glanzvollen Treffpunkt.
Hommage an die Glanzzeit der Ehrenstraße
Doch alle wissen: Die einzigartige Aura der 80er und 90er Jahre, als auf der Ehrenstraße von allem was dabei war, ist verblasst. EXPRESS erinnert an die vergangenen Zeiten mit einem Weißt-du-noch-Wegweiser. Dazu eine Analyse, wie es auf der Ehrenstraße weiter und vielleicht sogar aufwärts geht.
Ehrenstraße Köln: Görtz war der erste große Filialist
Das Jahr 2000 war eine Wegmarke in der Geschichte der Ehrenstraße: Mit dem Schuhhaus Görtz zog der erste große Filialist ein - dort, wo es bis dahin eine Spielhallenkaschemme mit Billardtisch und Bingoautomat gab. Verranzt zwar, aber originell. „Die kotzen gleich“, war ein Lieblingsspruch des Spielhallenaufsehers. Er meinte die Glücksspielautomaten, die angeblich bald einen Gewinn ausspucken würden.
Momentaufnahmen von der Ehrenstraße
Etwas verrucht, aber kultiviert, bunt, freaky und lebendig war die Ehrenstraße damals. Der Kölner Ralf Hölker gehörte zur Szene der Kunst- und Kulturschaffenden, die sich im Café des Broadway-Kinos paar Meter weiter von der Spielhalle traf oder im benachbarten „Café Central“.
Der Mediziner und Hobbyfotograf fing über Monate mit einer Kleinkamera Szenen auf der Ehrenstraße ein, die in einem Bildband erschienen. Im Mittelpunkt: Die bunte Welt der Passanten. EXPRESS zeigt einige der Fotos davon auf dieser Doppelseite. „Die Ehrenstraße war eine Schaumeile, für die man sich besonders anzog und aufmotzte, um da hinzugehen“, sagt Ralf Hölker: „Wir haben das sehr genossen.“
Fast alle Läden, die den besonderen Reiz der Ehrenstraße ausmachten, sind Ketten gewichen. Denn als Konzerne wie H & M beschlossen, sie müssten in die Ehrenstraße rein, war immer jemand da, der bereit war, mehr Miete zu bezahlen als es sich die angestammten Mieter leisten konnten.
So verschwand unter anderem das Kino, das Studio 59, der Dom-Shop, der Erotikladen, die Puppenklinik, das 2001, das Spitz und das Nachfolgecafé Hammerstein's (heutiger Mieter: die Boutique „Other stories“, sie gehört zu H & M, wie vier weitere Läden auf der Ehrenstraße). Früher gab es auch einen Plus und einen klassischen Imbiss. Einige wenige Läden wichen in die Seitenstraßen aus.
Schließlich starben auch jene kölschen Hausbesitzer aus, die Fünfe grade sein ließen, und ihren kleinen Mieter gar nicht rausdrängen wollten, um das Flair der Straße zu bewahren. Heute gehören viele Häuser sogenannten „institutionellen“ Vermietern, so das ehemalige „Spitz“-Haus (Immobilienfonds).
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Die gute Nachricht ist: „Die Ehrenstraße ist nach wie vor einzigartig und hat hohe Anziehungskraft, es ist die einzige Szenelage Deutschlands“ meint Thomas Nandzik, Direktor des Immobiliendienstleisters CBRE. Nur der Hackesche Markt in Berlin sei im Ansatz vergleichbar.
Die Quadratmeter-Preise seien von 105 unter die 100-Euro-Marke gesunken, die Mieten seien „auf einem ganz guten Niveau“, so Nandzik.
Ehrenstraße soll zur Fußgängerzone werden
Wichtig für die Entwicklung sei zudem der Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt, die Autos aus der Ehrenstraße zu verbannen. „Wenn die Ehrenstraße wie beschlossen zur Fußgängerzone wird, entsteht eine ganz neue Qualität.“ Nandzik rechnet damit, dass sich auch wieder Gastronomie mit Terrassen dort ansiedeln werde.
Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) sagte gegenüber EXPRESS, die Umsetzung des Beschlusses durch die Verwaltung müsse in den kommenden Jahren „mit Hochdruck“ angegangen werden. Früher hätten die Geschäftsleute im Apostelviertel vor der Verbannung des Autoverkehrs und der Abschaffung der Parktaschen zurückgeschreckt, „aber ich denke, die meisten sehen das heute anders.“