Als Elton John (76) nach zweieinhalb Stunden mit einem gläsernen Aufzug die Schräge hoch zur imposanten LED-Wand fährt, in einer sich plötzlich öffnenden Tür verschwindet und ein letztes Mal winkt, war allen 16.000 Fans klar, dass dieser Abschied nach über 50 Jahren nun endgültig sein dürfte.

Die erste von drei „Farewell“-Shows des Kult-Musikers am Dienstag (16. Mai 2023) in der rappelvollen Lanxess-Arena geriet zur ekstatischen Party. Die Menschen feierten jeden der 23 Songs frenetisch, der britische Sänger sprang nach fast jedem Titel auf, um den Applaus zu genießen. Wie jemand, der im Juli in den Ruhestand geht, wirkte er da nicht.

Elton John präsentierte beeindruckende Show zum Abschied

Am Ende war er fast den Tränen nahe. „Es war meine 192. Show in Deutschland. Ich möchte euch allen danken. Immer wenn ich nach Deutschland komme, bringt ihr mir so viel Freundlichkeit, Liebe und Loyalität entgegen. Ich freue mich immer so sehr hier herzukommen. Ihr seid so großartig. Danke, danke, danke.“

John überschüttete Köln regelrecht mit Lob. „Ihr seid ein außergewöhnliches Publikum. Ich werde diesen Abend nie vergessen, den trage ich im Herzen und meiner Seele“, schwärmte er, bevor er ein letztes Mal das Lied von der gelben Backsteinstraße anstimmte. „Goodbye Yellow Brick Road“ aus 1973 ist nicht nur Schlusspunkt der Show, sondern auch Motto der schon seit 2018 laufenden Abschiedstour.

Nachdem der Pianist am vergangenen Wochenende sein Konzert in Mannheim noch krankheitsbedingt absagen musste, hatten viele Fans um die drei Köln-Konzerte gebangt. Doch der Star betrat pünktlich um 20.01 Uhr die Kölner Bühne, haute ein paar Akkorde in die Tasten und legte mit dem Song über die fiktive Band „Bennie and the Jets“ los.

Von einer Krankheit war nichts zu spüren. Dass sich der Brite 2021 einer Hüft-Operation unterziehen musste, ist hingegen deutlich sichtbar, wenn er unrund über die Bühne marschiert. Aber eine Tanzperformance wird eh nicht von ihm erwartet. Funkelnder Frack, glitzernde Brille, ein Perlenohrring, bellender Gesang – so lieben die Fans ihren „Sir“ Elton.

Bevor er am Dienstag den ersten Ton gespielt hatte, standen alle Fans im Henkelmännchen. Auch die Hardcore-Fraktion, die bis zu 380 Euro für ihren Platz im Innenraum bezahlt hatte, flippte aus. Warum der Veranstalter überhaupt Stühle aufgestellt hatte, wird sein Geheimnis bleiben. Benötigt wurden sie bis zum Ende nicht mehr.

Bei seinem Abschiedskonzert ließ der Superstar auch noch einmal seine hervorragende sechsköpfige Begleitband um Percussion-Legende Ray Cooper (80) zur Höchstform auflaufen. Die Musiker spielten mit der Kamera und in ihren Gesichtern war grenzenlose Begeisterung für ihr Können zu sehen.

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Bei der über zehnminütigen Version von „Rocket Man“ konnten sie das erstmals richtig zeigen. Diese Rakete zündete so richtig. Bei der wunderbaren Ballade „Levon“ folgte eine weitere Sternstunde. „Diese Band macht mich jeden Abend besser“, schwärmte ihr Chef. Kurz: „They kick ass“.

Elton John spielte sich einmal durch sein musikalisches Schaffen. Vom „Border Song“ aus 1970, den er Aretha Franklin (†76) widmete, über den ersten großen Hit „Your Song“, „Candle in the Wind“, „Sorry seems to be the hardest Word“, „Don’t let the sun go down on me“, „I’m still standing“ bis zu „Saturday Night’s alright for fighting“ war alles dabei.

Während „Burn down the Mission“ sah es auf den Leinwänden aus, als stünde das Piano in Flammen. Bei diesem wilden Abend wäre das durchaus möglich gewesen.

In „Crocodile Rock“ spielten die Fans die Hauptrolle. Den berühmten „Laa, la-la-la-la-laa“-Refrain durften sie singen, Nahaufnahmen auf der Videowand zeigten die grenzenlose Begeisterung bei allen deutlich. John klapperte begeistert mit dem Klavierdeckel.

Elton John: Zwei weitere Konzerte in Köln – es gibt noch Resttickets

Dass Elton John auch mit 76 Jahren eigentlich noch voll am Puls der Zeit ist, hatte sich erst 2021 noch einmal gezeigt, als sein mit Dua Lipa (27) gesungener Mashup „Cold heart“ in zahlreichen Ländern an die Spitze der Charts stürmte. Auch diesen vom australischen Duo Pnau gemixten Song präsentierte der zweifache Oscar-Preisträger am Ende stolz im Bademantel.

Die Gemeinschaftsarbeit mit Britney Spears (41), „Hold me closer“, gab’s hingegen nur als Rausschmeißer vom Band. Irgendwann ist dann doch die schönste Party vorbei. Tschö, Elton!

Zweimal wird die Musik-Ikone noch in Köln auftreten. Am Donnerstag (18. Mai) und Freitag finden weitere Abschieds-Shows statt. Kurzfristig gibt es für diese Konzerte auch noch ein paar Resttickets.