„Niemand bewirbt sich“Nach Chaos-Tagen am Flughafen Köln/Bonn: Verantwortliche äußern sich

Extreme Warteschlangen am Flughafen Köln Bonn am 28. April.

Bereits am 28. April hatten sich am Flughafen Köln/Bonn extreme Warteschlangen gebildet. Es mussten sogar Flüge verschoben werden.

Die chaotische Situation vor der Sicherheitskontrolle im Flughafen Köln/Bonn hat für Fassungslosigkeit gesorgt. EXPRESS.de sprach mit dem Sprecher des Sicherheitsdienstes sowie der Bundespolizei NRW.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Lange Schlangen, Chaos, Passagiere in Panik, ihren Flug zu verpassen: Nach den Bildern vor der Sicherheitskontrolle im Flughafen Köln/Bonn graust es so manchem vor dem Start in die eigene Urlaubsreise.

Auf Nachfrage von EXPRESS.de hat Sebastian Schwarzenberger, Sprecher des verantwortlichen Sicherheitsunternehmens Securitas, am Freitag (27. Mai 2022) Stellung bezogen. Auch Jens Flören, Sprecher der Bundespolizei NRW, äußert sich.

Securitas: Überdurchschnittlich hoher Krankenstand in Köln/Bonn

Der Personalbedarf sei zurzeit hochgradig unbeständig, anhand des Verkehrsaufkommens schwankend und aufgrund der andauernden Pandemieerholung nicht seriös langfristig prognostizierbar, erklärt Securitas-Sprecher Schwarzenberger. „Dazu gibt es in Köln-Bonn einen überdurchschnittlich hohen Krankenstand.“

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Man arbeite daran, die Situation zu verbessern. „Wir können aber keine seriöse Prognose abgeben“, so Sebastian Schwarzenberger von Securitas, Deutschlands größtem Sicherheitsdienstleister. Man nutzte selbst zahlreiche Werbekanäle, um neues Personal zu rekrutieren und arbeite parallel mit externen Partnern im Bereich der Rekrutierung zusammen. Man plane noch in diesem Jahr eine zweistellige Anzahl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszubilden und einzustellen.

Flughafen Köln/Bonn: Bundespolizei kontrolliert keine Passagiere

Am Freitag (20. Mai 2022) waren am Flughafen Köln/Bonn bereits einmalig Kräfte der Mobilen Kontroll- und Überwachungseinheit der Bundespolizei eingesetzt worden, um für Entlastung zu sorgen.

„Ein absoluter Ausnahmefall“, stellt Jens Flören, Sprecher der Bundespolizei NRW, gegenüber EXPRESS.de klar. Die Kräfte seien schon vor Wochen geschult worden, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. „Sie wurden und werden aber auf keinen Fall für die Kontrolle von Passagieren eingesetzt“, stellt er klar.

Stattdessen fungierten sie vorne an der Sicherheitskontrolle als Einweiser und Einweiserinnen oder packten bei der Rückführung der Wannen, in die das Handgepäck hineingelegt werden muss, mit an. „Die Kräfte wurden zu Stoßzeiten eingesetzt, um etwaigen Druck von der Kontrollstelle zu nehmen“, sagt Jens Flören.

Köln/Bonn: Zur Stoßzeiten wenig Zeit, um viele Flüge abzufertigen

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Sicherheitsdienstes dürfen sich nicht von langen Schlangen und verärgerten Passagieren beeindrucken lassen. Es müsse sichergestellt sein, dass die Kontrollprozesse mit einem hohen Standard durchgeführt würden, so Flören.

„Nicht die Masse der Passagiere und Passagierinnen ist das Problem“, erklärt er. Die Herausforderung sei der enge Flugplan zu den Stoßzeiten, in denen innerhalb eines kurzen Zeitfensters viele Flüge abgefertigt werden müssten. Die Einsetzung eines zweiten Sicherheitsdienstes war geplant. So gab es Anfang 2022 eine bundesweite Ausschreibung. Jens Flören: „Es hat sich aber niemand beworben.“

Die Bundespolizei ist an den Flughäfen permanent vor Ort im Rahmen der Fachaufsicht. Sie sorgt für die Sicherheit des Luftverkehrs, wehrt Gefahren ab. „Die Politik hat festgelegt, dass die Bundespolizei jedoch die Kontrollen von Personen und Handgepäck nicht selbst händisch durchführt, sondern sich privater Sicherheitsdienstleister bedient“, erklärt der NRW-Sprecher.

NRW-Bundespolizei prüft Qualitätsstandard der Ausbildung

Rekrutierung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und deren Ausbildung nach national verbindlichen Vorgaben sei Aufgabe des Sicherheitsdienstes. Flören: „Wir überprüfen, ob das auch so gemacht wird, die Qualitätsstandards eingehalten werden.“ Nach der Ausbildung gilt es, eine Prüfung durch die Bundespolizei zu bestehen. Von der Rekrutierung bis zur bestandenen Prüfung vergehen zirka sechs Monate.

Laut Jens Flören können Flugreisende aber auch selbst dabei helfen, dass der Sicherheitscheck zügiger geht. Zum Beispiel komme ins Handgepäck nur das, was man zwingend während des Fluges benötigt.