Ford in KölnAls eine Kippe für ein Jahrhundert-Feuer sorgte – Verursacher bis heute unbekannt

Alles, was vom niedergebrannten Ersatzteillager übrig ist, sind Stahl- und Metallreste. Sie werden von Baggern und Kränen weggeräumt.

Alles, was vom niedergebrannten Ersatzteillager übrig ist, sind Stahl- und Metallreste. Sie werden von Baggern und Kränen weggeräumt.

Das Kölner Ford-Werk ist aufgrund von angekündigten Stellenstreichungen in den Schlagzeilen. 1977 war es das auch, allerdings aus einem ganz anderen Grund.

Alarm! Am 20. Oktober 1977 brennt auf dem Betriebsgelände der Fordwerke das Zentrale Ersatzteillager völlig aus. Es entsteht ein Sachschaden von mehr als einer halben Million Mark. Der Großbrand gilt als die größte Feuerkatastrophe in Köln seit Ende des Kriegs – und als einer der größten Industriebrände Europas.

Es ist 14.35 Uhr, als in der Leitstelle der Feuerwache und in der Feuermeldestelle am Tor 56 fast gleichzeitig die Alarme einsetzen: Feuer im Zentralen Ersatzteillager der Ford-Werke in Niehl.

Ford-Werke in Köln: Kippe verursacht Jahrhundert-Feuer

Hier lagern Karosserieteile, Autositze, Materialien aus verschiedenen Schaum- und Kunststoffen, Teppichböden aus synthetischen Fasern, Pappe, PVC, Holz und auch Lacke, Klebstoffe und rund 20 Tonnen Motorenöle. Mit seinem Unterflurfördersystem und einer Computersteuerung gilt das Zentrallager als eins der modernsten in ganz Europa.

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Als das Feuer ausbricht, sind rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Werk. Auch im Ersatzteillager läuft der Betrieb auf Hochtouren. Und plötzlich steht eine weithin sichtbare Rauchsäule über dem Gelände. Die Werkfeuerwehr alarmiert noch während der Anfahrt zur Ersatzteilhalle die Kölner Berufsfeuerwehr.

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Um 14.44 Uhr – also nur neun Minuten nach dem ersten Alarm – bricht die Stromversorgung einer Transformatorenstation zusammen. Die Sprinklerpumpe, die Zwangsentlüftung und die Hallenbeleuchtung funktionieren nicht mehr. Als die Kölner Feuerwehr mit 14 Löschzügen und über 250 Männern vor Ort ankommt, stürzen bereits Teile des Hallendachs ein.

Es gelingt aber, die Ausbreitung der Flammen auf die nahe liegende Kantine und andere Gebäude zu verhindern. Das Feuer in der Lagerhalle wütet weiter. In nur drei Stunden brennt sie fast völlig nieder.

„Zu viele leicht brennbare Materialien. Immer wieder explodierten Behälter mit Lacken und Klebstoffen“, erklärt Dieter Karlsch, damals stellvertretender Leiter der Kölner Feuerwehr einen Tag nach Ausbruch des Brandes.

Die Nähe zum Fühlinger See erweist sich als Glücksfall: Quer über die Straße wird das Wasser gepumpt.

Die Nähe zum Fühlinger See erweist sich als Glücksfall: Quer über die Straße wird das Wasser gepumpt.

Während der Brandbekämpfung werden aus dem Regenrückhaltebecken und aus dem benachbarten Fühlinger See zusätzlich zur städtischen Wasserversorgung Schlauchstrecken aufgebaut. Abends gegen 19 Uhr ist das Feuer endlich unter Kontrolle.

Um drei Uhr morgens wird bis auf kleinere Nachlöscharbeiten die Brandbekämpfung eingestellt. Nun zeigt sich das Ausmaß der Zerstörung: Die 20 Meter hohen Leichtmetall-Außenwände sind in sich zusammengebrochen, überall liegen meterhoher Schutt und geborstene Eisenträger. Der Sachschaden beläuft sich auf über 500.000 Euro.

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Bereits am nächsten Tag beginnen die Aufräumarbeiten mit Spezialkränen, Baggern, Lastwagen. 1366 Eisenbahn-Waggons werden benötigt, um den ausgeglühten Stahl abzutransportieren. Kriminalpolizei und Landeskriminalamt ermitteln derweil die Brandursache: Brandstiftung, Sabotage? Oder vielleicht ein Terroranschlag?

Einen Monat später steht fest: Das Feuer ist in einer Pausenecke entstanden – durch eine achtlos weggeschnippte Zigarettenkippe. 500 Fordler kommen als „Brandstifter“ infrage. Jeder einzelne wird verhört – der Verursacher wird aber nicht gefunden. Anfang Dezember 1977 schließt die Kripo die Akte. Zwei Jahre später eröffnet die Ford AG ihr neues Kölner Ersatzteilzentrum.

Der Artikel von Inge Wozelka erschien am 18. Oktober 2017 im EXPRESS in der Reihe „Kölner Zeitreise“.