Fortuna Köln in Erklärungsnot – nach den Forderungen des Kölner Gastro-Paares Rabe hat sich der Klub in einem offenen Brief geäußert.
Harte Kritik an Fortuna KölnZoff spaltet Südstadt-Klub – der reagiert mit deutlichen Worten
Nach Vorwürfen an der ungerechten Behandlung der Frauenfußball-Abteilung beim S.C. Fortuna Köln hat der Verein am Montag (12. Juni 2023) einen offenen Brief auf der Klub-Homepage veröffentlicht.
Hintergrund: Am 4. Juni 2023, dem letzten Spieltag der Regionalliga West im Frauenfußball, protestierten die Teams gegen eine häufig bevorzugte Behandlung von Männermannschaften in mehreren Vereinen.
Gastro-Paar stellt Forderung an Fortuna Köln
Insbesondere die Spielerinnen des S.C. Fortuna Kölns stellen eine klare Forderung: das „Ende der in vielen Vereinen praktizierten Bevorzugung männlicher Mannschaften“, so berichtet die „taz“ am 9. Juni 2023.
Auch das Gastro-Paar Reja und Daniel Rabe, die in der Kölner Südstadt das Restaurant „Bagatelle“ betreiben, fordern mehr Gleichberechtigung in Fußballvereinen (EXPRESS.de berichtete).
Hier sehen Sie den Facebook-Beitrag des Kölner Gastro-Pärchens:
Beide sind extrem verärgert, zumal Tochter Klara (14) in der Mädchenmannschaft von Fortuna Köln spielt und eine der Leidtragenden ist. Klara und ihre Mannschaftskolleginnen „sind es gewohnt, nur die Nummer zwei zu sein“, heißt es in einem Facebook-Beitrag der Familie Rabe.
„Im Jahr 2023 müssen wir 14-jährigen Mädchen erzählen, dass die Arbeit und der Sport von Männern ernster genommen wird, als von Mädchen und Frauen“, ist das Kölner Gastro-Paar fassungslos.
Weiter heißt es: „Es ist schäbig, jungen Mädchen ein anderes Gefühl zu geben, die sich, by the way, seit Jahren den Hintern für euch aufreißen und mit Würde das Trikot tragen. Es ist in Teilen fast amüsant, wenn es alles nicht so grotesk und traurig wäre.“
Fortuna Köln: Vorstand reagiert mit offenem Brief
Fortuna Köln habe derzeit neben seiner Profimannschaft vier Mädchen-, Frauenmannschaften und 25 Jungen-, Männermannschaften im Spielbetrieb. Dies sei die größte Amateurabteilung in Köln. Darauf weist der Klub in dem offenen Brief hin.
„Alle diese Mannschaften wollen selbstredend auf den einzigen vorhandenen Kunstrasenplatz, das ist aber beim besten Willen nicht machbar“, erklärt der Vorstand. „Die aktuelle Lage macht es uns leider unmöglich, dem Frauenfußball den Stellenwert einzuräumen, der ihm gesellschaftlich gebührt, sie stellt aber auch langfristig die Existenz der Profiabteilung in Frage, da sich mehr und mehr männliche Talente aufgrund der Trainingsbedingungen von unserer Leistungsabteilung abwenden, beziehungsweise wir im Werben um Talente immer öfter das Nachsehen haben.“
In diesem Zusammenhang kritisiert Fortuna die Vorgehensweise der Politik und der Stadt Köln und findet deutliche Worte: „Wir fühlen uns hier seit langem als Gesamtverein von Stadt und Politik im Stich gelassen.“
„Persönlich haben wir absolutes Verständnis dafür, dass Eltern nicht verstehen können, warum ihre Tochter auf der Asche trainieren muss, der gleichaltrige Junge auf den Kunstrasen darf. Die Profiabteilung, in deren Kader in der Saison 22/23 sechs Spieler aus dem eigenen Nachwuchs standen, ist aber nun mal das Aushängeschild der Fortuna. Daher sind wir auch nicht mit Breitensportvereinen und dortigen Regelungen zu vergleichen. Im Übrigen sind dort fast überall deutlich bessere Bedingungen vorzufinden“, so der Fortuna-Vorstand.
Bringt weitere Sitzung des Kölner Sportausschusses die Wende?
„Klargestellt werden muss, dass alle Vorschläge der Frauenabteilung zur Erhöhung der Trainingseinheiten im Jean-Löring-Sportpark in der Vergangenheit bereits mit der Stadt diskutiert worden sind. Sei es die Ausdehnung der Trainingszeit in den späteren Abend oder die Nutzung des kleinen Rasenplatzes im Winter (mit mobiler Trainingsbeleuchtung). Die Ausweitung der Trainingszeiten wurde aus arbeitsrechtlichen beziehungsweise versicherungstechnischen Gründen von der Stadt abgelehnt, die Nutzung des kleinen Rasenplatzes im Winter in Folge des schlechten Zustands verwehrt.“
Vielleicht kommt jetzt nochmal Bewegung in die Sache. Denn in einer weiteren Sitzung des Sportausschusses am 19. Juni 2023 im Bezirksamt 2 soll das Thema erneut diskutiert werden. (mt)