In der ARD-Dokumentation „Hape Kerkeling – Total normal“ wird die Karriere des Komikers beleuchtet. Bei der Premiere des Films schwärmten viele prominente Gäste vom Entertainer.
„Wie ein Wesen vom anderen Stern“Hape Kerkeling feiert in Köln sein Leben – Kino-Comeback 2025
Seine Figuren begeisterten Generationen. Seit 40 Jahren ist Hape Kerkeling einer der beliebtesten Komiker des Landes. Mit Hannilein und der Sendung „Total Normal“ schrieb er Fernsehgeschichte.
Als Königin Beatrix fuhr er schneller als die Monarchin am Schloss Bellevue vor, als Horst Schlämmer machte er Wahlkampf, als Kellner servierte er Angela Merkel während ihrer Rede auf dem CDU-Parteitag einen Eisbecher „Copacabana“.
Hape Kerkeling: ARD-Thementag zum 60. Geburtstag
Am 9. Dezember 2024 wird Kerkeling 60 Jahre alt. Dieses Datum wirft bereits jetzt seine Schatten voraus. Der Komiker, der sich in den vergangenen Jahren zurückgezogen hatte, ist plötzlich in vielen verschiedenen Formaten zu erleben. Zudem hat er sein neues Buch „Gebt mir etwas Zeit“ veröffentlicht.
Zum Geburtstag veranstaltet die ARD einen Thementag. Als Höhepunkt wird ab 20.15 Uhr der 90-minütige Dokumentarfilm „Hape Kerkeling – Total normal“ zu sehen sein. Das sehr gelungene Porträt des Entertainers feierte am Mittwochabend (23. Oktober 2024) im Rahmen des „Film Festival Cologne“ Premiere im Kölner Filmpalast.
Dem Hauptdarsteller war der Rummel fast schon zu viel. „Ein toller Empfang, obwohl es nicht meine Lieblingsdisziplin ist, über rote Teppiche zu laufen“, sagte er im Foyer. „Dass die ARD mir solch eine Dokumentation schenkt, ist einmalig und unfassbar. Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe. Mein Publikum hat aus mir das gemacht, was ich heute bin.“
Der Film beginnt mit einer Originalaufnahme aus seiner Kindheit, in der er sich als 13-Jähriger im Beisein seines Vaters vorstellt. Er habe einst Bundespräsident Gustav Heinemann im Fernsehen gesehen. „Da war ich fünf oder sechs und total fasziniert von dem Opa im Fernsehen, der so warme Worte an mich richtet – da war für mich klar: Ich will auch zum Fernsehen“, sagt er.
Es folgen zahlreiche Höhepunkte aus Kerkelings Karriere, insbesondere aus der Sendung „Total normal“. Die Wiederholungen von Sketch-Klassikern wie „Hurz“ oder der Auftritt als fiktive finnische Rap-Gruppe R.I.P. Uli bei VIVA-Moderatorin Milka Loff Fernandes sorgten nochmals für Applaus. Vor allem die Fähigkeit, blitzschnell zwischen Dialekten und auch fiktiven Sprachen zu wechseln, sticht hervor.
Auch traurige Kapitel werden thematisiert. Beim Besuch in Amsterdam spricht der Komiker über den Aids-Tod seiner ersten großen Liebe Duncan. Auch der Suizid seiner Mutter Margret wird angerissen. Zudem verrät Kerkeling, dass er nach seiner Rede bei der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf zur Zielscheibe von Anfeindungen wurde. Selbst der Staatsschutz wurde aktiv. „Ich schaue für mich persönlich optimistisch in die Zukunft, für das Land leider nicht so“, findet er einen knappen und passenden Kommentar.
Günther Jauch (68), der ebenfalls Gast der Premiere war, schwärmte schon vor der Filmvorführung: „Hape ist ein Gesamtkunstwerk und für die deutsche Unterhaltungsbranche sehr wichtig. In den 40 Jahren seiner Karriere hat er sich immer wieder neu erfunden, auch bei seinen Rücktritten. Er hat auch hinter der Bühne dieselbe Grundfreundlichkeit. Ich will nicht ausschließen, dass er von all dem Rummel auch manchmal genervt ist. Er hat aber Techniken entwickelt, sich dem zu entziehen.“
Sängerin und Schauspielerin Isabel Varell (63) lebte mit Kerkeling jahrelang in Düsseldorf in einem Haus. „Er ist aufrichtig, humorvoll und hat dabei unglaublichen Tiefgang. Für mich hat Hape etwas Göttliches, wie ein Wesen vom anderen Stern. Es ist ein Geschenk, einen solchen Menschen als Freund zu haben“, sagte sie. Phasenweise gaukelte sie der Öffentlichkeit sogar vor, die Partnerin zu sein.
Als junger, homosexueller Mann empfahlen ihm Verantwortliche beim WDR damals, eine Scheinbeziehung mit einer Frau zu führen. Als er sich weigerte, kündigte der Sender nach zweijähriger Zusammenarbeit. „Das erfuhr ich aus dem Kölner Express, damals war ich 22“, erzählt er in der Dokumentation.
Viele Weggefährten und Bewunderer wie Campino, Anke Engelke, Angelika Milster oder Julius Weckauf, der den jungen Hans-Peter in „Der Junge muss an die frische Luft“ spielte, kommen zu Wort. Tahnee hat am Ende Tränen in den Augen, weil sich ihr Vorbild von der Bühne zurückgezogen hat.
Otto Waalkes: „Hape Kerkeling hat keinen würdigen Nachfolger gefunden“
Otto Waalkes, der Kerkeling zu Beginn der Karriere unterstützte, bringt es auf den Punkt: „Er hat leider keinen würdigen Nachfolger gefunden. Er bleibt einmalig.“ Auch Judy Winter zieht traurig Bilanz: „Es gibt keinen Loriot und keinen Hape mehr.“
Das Fast-Geburtstagskind wollte es so. „Mir ist es lieber, dass die Leute sagen: ‚Schade, dass er weg ist‘ statt ‚Och, der schon wieder‘. Ich finde, es war genug. Ich wollte das Schicksal nicht mehr herausfordern“. Dennoch hatte er noch eine schöne Nachricht dabei: 2025 soll es einen Kinofilm mit der Figur Horst Schlämmer vom fiktiven „Grevenbroicher Tagblatt“ geben.