Aktuelle Lage in KölnSchifffahrt auf dem Rhein eingestellt - Hochwasser steigt weiter
Köln – Hochwasser-Alarm in Köln: Auf dem Rhein ist in der Nacht zum Sonntag die Schifffahrt komplett eingestellt worden.
Kritische Marke von 8,30 Meter in Köln überschritten
„Sobald der Pegelstand über 8,30 Meter klettert, passiert das“, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei am frühen Morgen. „Das war aber keine Überraschung, sondern hatte sich in den letzten Tagen schon angekündigt.“
Wie die Stadtentwässerungsbetriebe am Morgen mitteilten, lag die Hochwasser-Marke um 5 Uhr bei 8,35 Metern.
„Der Rhein steigt mit drei Zentimetern pro Stunde“, erklärte Henning Werker, Leiter der wegen der Hochwasserschutzzentrale.
So ist die Hochwasser-Lage in Bonn und Düsseldorf
In Düsseldorf kletterte das Wasser zum Sonntag auf 7,79 Meter. Und mit dem Steigen der Fluten wächst auch die Nervösität der Rettungskräfte: Die Feuerwehr hat 400 Tonnen Sand anliefern lassen und eilig begonnen, Sandsäcke zu füllen (hier mehr lesen).
In Bonn zeigte der Pegel am frühen Sonntagmorgen einen Stand von 7,86 Meter. Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt teilte mit, erst zu Wochenbeginn werde wohl mit einer Entspannung der Lage gerechnet.
Schutzmaßnahen am Samstag bereits verstärkt
In der Nacht auf Samstag waren die Pegelstände in Köln bereits um 30 Zentimeter gestiegen. Am Samstagmittag wurde die 8-Meter-Marke überschritten, am Abend wurden 8,19 Meter gemessen (20:14 Uhr). Damit stieg das Hochwasser schneller als erwartet.
Laut Stadtentwässerungsbetriebe wurden weitere Hochwasserschutzmaßnahmen eingeleitet. In Rodenkirchen wurden am Samstag zusätzliche Tore aufgebaut und in Köln-Bayenthal hatten die Aufbauarbeiten ebenfalls begonnen.
In Rodenkirchen und in Kasselberg wurden zudem Stege aufgebaut.
Sorgenvoll schaut Köln auch in Richtung Süddeutschland. Denn dort herrscht Föhn. In den Bergen schmilzt der Schnee und fließt als Wasser dann den Rhein hinunter. Diese „Welle“ könnte in den nächsten Tagen trotz nachlassenden Regens die Situation verschärfen.
Es sind Bilder, die die Kölner nie vergessen. 1995 stand der Rheinpegel bei 10,69 Meter. Bootsfahrten durch die abgesoffenen Altstadt-Häuser wurden im Fernsehen gezeigt. Wie schlimm kommt es diesmal?
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Wo ist die Lage besonders kritisch?
Kasselberg im Norden ist ab einem Pegel von 8,40 Meter vom Wasser eingeschlossen. Jedes Haus hat dort einen eigenen Steg. Die DLRG bringt die Bewohner dann per Unimog an Land oder in die Häuser. Donnerstag wurde der dortige Campingplatz geräumt.
Im Kampf gegen das steigende Hochwasser am Rhein haben Einsatzkräfte im Kölner Süden weitere mobile Schutzwände aufgebaut. Im Stadtteil Porz-Zündorf wurden am Freitagvormittag Aluminiumwände auf einer Länge von etwa 250 Metern installiert, um das Wasser von der historischen Uferpromenade fernzuhalten.
Die aktuellen Maßnahmen seien für einen Wasserstand von bis zu 8,70 Metern ausgelegt, sagte Otto Schaaf, Vorstand der Kölner Stadtentwässerungsbetriebe. Es gebe zudem die Möglichkeit, die Wände zu erhöhen. Tags zuvor waren bereits im linksrheinischen Rodenkirchen mobile Wände aufgebaut worden.
Wie hoch ist der Pegel aktuell?
Wie hoch steigt der Pegel stündlich?
Derzeit bis zu drei Zentimeter. In 24 Stunden also rund 72 Zentimeter.
Welchen maximalen Pegelstand erwartet die Hochwasserschutzzentrale?
Nach derzeitigen Prognosen unter Berücksichtigung der Wetterlage im Rheingebiet rechnet man Anfang der kommenden Woche mit 8,50 bis 9,00 Meter.
Wird die Altstadt überflutet?
Die Altstadt ist bis 11,30 Meter geschützt. Nur einmal wurde diese Marke überschritten: 1784. Da wurden unfassbare 13,84 Meter gemessen.
Kann man noch am Rheinufer parken?
Nein, das ist auch nicht zu empfehlen, da der Pegel stark steigt. In Rodenkirchen wurden bereits mehrere Autos abgeschleppt, die sonst in den Fluten verschwunden wären. Die Kosten dafür zahlt der Halter.
Ist das Befahren des Ufers möglich?
Erst ab 10,70 Meter wird der Rheinufertunnel gesperrt. Zuvor könnten aber Bereiche am Niederländer Ufer überflutet sein. Größere Sperrungen werden bislang aber nicht erwartet.
Fährt die KD-Flotte noch?
Nicht mehr im Bereich Köln. Die Karnevalsparty am 19.1. findet jedoch auf dem Schiff statt.
Was tun die Stadtentwässerungsbetriebe, um uns zu schützen?
Neben oberirdischen Arbeiten (Aufbau der Schutzwände) werden im Kanalnetz Schieber geschlossen und Hochwasserpumpwerke in Betrieb genommen. Auch das Hubtor in Rodenkirchen wurde geschlossen, um das Eindringen des Wassers ins Veedel zu verhindern.
Wurde genug in den Hochwasserschutz investiert?
Stadt und Land NRW haben insgesamt 650 Millionen Euro seit 1995 für das Hochwasserschutzprogramm ausgegeben. Neben Baumaßnahmen wurde auch in Auengebiete investiert. Hunderte Meter mobile Spundwände wurden beschafft.
Darf man sich das Hochwasser am Ufer anschauen?
Hochwasser-Touristen werden auch am kommenden Wochenende erwartet. Gesperrte Uferbereiche sollten nicht betreten werden, weil dort Lebensgefahr herrscht. Wer Hochwasserschutzwände beschädigt, macht sich strafbar und muss möglicherweise mit einer Haftstrafe rechnen.
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(exfo)