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„Dat beröhmte kölsche Jeföhl“Björn Heuser: Kölns Mitsing-König feiert ganz besonderen Abend

Seit 16 Jahren sind die Mitsing-Abende von Björn Heuser im Gaffel am Dom Kult. Jeden Freitag stimmt er berühmte kölsche Klassiker an. Nun feierte der Musiker eine besondere Bestmarke.

von Marcel Schwamborn  (msw)Daniela Decker  (dd)

Wie jede Woche saß Kölns Musiker Björn Heuser (42) auch an diesem Freitag (30. August 2024) am Frühstückstisch und bastelte sich seine ganz spezielle Setliste für den Abend. „Ich bin der Mann, der freitags nicht kann. Und das liebend gerne“, sagt er grinsend.

Abends um 22.30 Uhr betrat dann Kölns Mitsing-König zum 700. Mal seine Rondell-Bühne im Gaffel am Dom und stimmte „all die Leeder, die mer vun Kindheit ahn schon kennt“ für die rund 800 Gäste im XXL-Brauhaus an. Im Oktober 2008 sang Heuser erstmals im 700 Quadratmeter großen Schankraum, seit 2009 ist er eine feste Institution.

2008 sang Björn Heuser erstmals im Gaffel am Dom

„Ich musste in den 16 Jahren nur fünfmal passen, weil ich wirklich krank war“, sagt er stolz zu EXPRESS.de. „Solange der Laden bei meinen Auftritten noch so voll ist, die Brauerei mich will und ich gesund bin, wird das mein Lebensinhalt sein. Ich feiere jeden Freitag meine eigene Party, das ist ein großes Glück“.

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Das Jubiläum bot auch eine gute Gelegenheit, einmal zurückzublicken. „Ich spiele immer 19 Lieder, mehr als die Hälfte davon sind gesetzt“. Ohne FC-Hymne oder das „Veedel“ geht es schließlich nicht. „Aber in 16 Jahren hat sich die kölsche Musiklandschaft verändert. Bands wie Kasalla, Miljö, Fiasko oder Kempes Feinest gab’s damals ja noch gar nicht. Außerdem gibt es so viele fantastische Songs“.

Entsprechend ändern sich die Lieder, die der Mann mit Hut und Gitarre anstimmt, ehe das ganze Brauhaus einsteigt, regelmäßig. Ein Lied wie „Tommi“ von AnnenMayKantereit ist einer der neueren Favoriten, aber auch alte Klassiker wie „Ming eetste Fründin“ von den Bläck Fööss wird immer begeistert mitgeschmettert. Auch mindestens drei eigene Stücke streut der Liedermacher ein.

„Der Fokus der Mitsing-Abende liegt auf den traditionellen Titeln, auf den großen Hits. Die Rotation sorgt dafür, dass es auch für mich selbst nach 700 Abenden noch nicht langweilig wird“, sagt Heuser. Im Gegenteil.

Blick ins Gaffel am Dom beim Konzert.

Das Gaffel am Dom war am Freitagabend erneut komplett ausgebucht. Vor der Tür bildete sich sogar eine lange Schlange, weil so viele beim Mitsing-Event dabei sein wollten.

Aus der spontanen Idee ist viel mehr geworden. „Es gibt Pärchen, die sich an den Abenden kennengelernt haben. Ich habe sogar schon auf Hochzeiten von einigen gesungen. Ein Heuser-Baby ist inzwischen elf Jahre alt“, sagt der Familienvater schmunzelnd.

Während das Durchschnittsalter bei seinen Auftritten im Gaffel am Dom früher bei 50 bis 60 Jahren lag, feiern nun 18- bis 80-Jährige. „Das zeigt die Magie dieser Titel. Ich übertrage sie nur auf die Menge.“ Wenn er singt „Ich ben ene Räuber, leev Marielche. Ben ne Räuber durch un durch“ wird in der letzten Ecke des Lokals geschunkelt.

Lukas Wachten überreicht Björn Heuser ein Trikot.

Von Moderator Lukas Wachten gab es ein Trikot zum Mitsing-Event „Kölle singt“. Am 29. September wird wieder im großen Stil in der Lanxess-Arena gesungen.

Mehrere Momente bleiben dem Sänger in Erinnerung. Die Bläck Fööss waren beispielsweise mal zufällig wegen einer anderen Veranstaltung vor Ort. Als sie erlebten, was im Erdgeschoss abging, stimmten drei von ihnen spontan auf der Bühne beim „Stammbaum“ und „Veedel“ mit ein.

Und dann war da natürlich sein 111. Konzert am 26. August 2011. Er lud seine Bekannte Iris zu dem Abend ein. „Anschließend haben wir uns noch total lange unterhalten“, sagt sie, die inzwischen seine Ehefrau und Mutter des gemeinsamen Sohnes ist. Am Freitag dekorierte sie den Raum mit Girlanden und Ballons zum Jubiläum.

Bittere Augenblicke gab es aber auch. „Nach der unrühmlichen Silvesternacht 2015 spürte man einige Wochen, dass die Menschen den Bahnhofsvorplatz gemieden haben. Da war es erstmals nicht so voll“, erinnert sich der Musiker.

Oder die Terror-Anschläge am 13. November 2015 in Paris. „Ich stand auf der Bühne und sah auf einem Fernseher Bilder, die ich nicht einordnen konnte. Nach und nach spürte ich an der Reaktion der Menschen, dass was Schlimmes passiert sein muss. Das waren herausfordernde Momente“.

Björn Heuser: Aus den Mitsing-Abenden entstand „Kölle singt“

Aber auch an einem Freitagabend entstand im Brauhaus die Idee „Kölle singt“ 2016 erstmals in die Lanxess-Arena zu transportieren. Mit 22.220 Menschen steht dort immer noch der Hallenrekord. Die Organisatoren Lukas Wachten und Stephan Brandt überreichten Heuser deshalb bei seinem Jubiläums-Abend ein Trikot. Im Gegenzug gab es für 111 glückliche Gäste ein limitiertes Heuser-T-Shirt.

Eine weitere besondere Aktion gab es zum 700. Abend. Der Gastgeber hatte dazu aufgerufen, dass die Menschen wie in irischen Pubs Akustikgitarren und Ukulelen mitbringen. Zu „Wolkeplatz“ und „Jedäuf mit 4711“ stimmten so zumindest einige mit ein.

Als nach knapp anderthalb Stunden der Brauhaus-Chor zum letzten Mal „Ejal, wat och passeet ...“ schmetterte, war wieder klar, warum diese Freitagabende „janz vill vun däm beröhmte kölsche Jeföhl“ bieten. Heuser: „Das wichtigste Instrument hat sowieso jeder immer dabei – seine Stimme“.