Björn Heuser will nicht nur die Menschen bei bekannten Hits zum Mitsingen animieren. Mit „Stadtmusikant“ hat der Kölner nun schon sein elftes Studioalbum fertiggestellt. Die Songs erlebten jetzt ihre Premiere.
„Das Experiment ist gelungen“Kölns „Stadtmusikant“ Björn Heuser wagte neuen Schritt
Er ist Kölns bekanntester Alleinunterhalter, eine wandernde Jukebox. Wenn Björn Heuser (42) kölsche Klassiker anstimmt, singt sofort der ganze Saal, die Kneipe, die Lanxess-Arena oder sogar das Stadion. Doch der Musiker will nicht nur zum Mitsingen animieren. Er will eigene Geschichten erzählen.
„Es schlagen schon immer zwei Herzen in meiner Brust. Ich liebe es, die großen kölschen Hits mit den Leuten zu singen. Es geht aber auch darum, etwas Neues in die Welt zu setzen“, sagt er zu EXPRESS.de. Daher komponiert der Kölner Liedermacher ständig neue Stücke in der Sprache seiner Heimat – über die Stadt und die Menschen, über die Liebe und das Leben.
Björn Heuser präsentierte Uraufführung in der Volksbühne
Heuser schreibt Texte jenseits der bekannten „Ring, Dom, Sunnesching“-Plattitüden. Am Freitag (1. März 2024) erscheint bereits sein elftes Studioalbum „Stadtmusikant“. Als solcher sieht sich der Mann mit der Gitarre und dem Hut nämlich. „In Köln hatten wir so viele Stadtmusikanten wie Willi Ostermann, Karl Berbuer, Wolfgang Anton. Ich werde oft gefragt: Was bist du eigentlich? Stadtmusikant trifft es bei mir einfach.“
Am Dienstagabend (27. Februar 2024) wagte Heuser etwas Neues. Vor 400 Fans präsentierte er in der Volksbühne am Rudolfplatz alle zwölf Titel mit seiner Gitarre oder am Klavier als Uraufführung. Obwohl das Publikum die meisten Titel noch nie gehört hatte, stimmten viele – auch dank Mitsingheft – sofort ein. Sogar zum „Vor-Österlichen Fasten-Schunkeln“ hakten sich die Menschen ein.
„Jede Schramm op minger Jittar, jedes Leed, dat ich schreev, jede Stroßekilometer, es en Erinnerung, die bliev“, heißen die ersten Zeilen des Titelsongs. „Wenn et Fell jöck, muss ich laufe“, zitierte er eine kölsche Redensart, die er von seinem Großvater kennt. Für das Album wurden die Songs komplett arrangiert – mit Rockgitarren, Ukulele, Bläsersätzen und röhrender Hammondorgel.
„Ich freue mich, dass die Mitsingkonzerte seit über 16 Jahren voll sind. Trotzdem ist es mir wichtig, auch meine Lieder voranzubringen. Das macht den Job spannend“, sagte Heuser nach dem Auftritt glücklich. „Ich habe in viele glückliche Gesichter geschaut, das gibt mir Energie und Kraft. Die Leute waren ergriffen, nehmen die Geschichten mit und können sich selbst damit identifizieren. Das Experiment ist gelungen. Ich hatte nur einen kleinen Hänger, habe aber extra auf einen Teleprompter verzichtet und alle neuen Texte auswendig gelernt.“
Zwischen den Titeln verriet der Musiker viel über die Entstehungsgeschichten. Denn Ideen sammelt der 42-Jährige überall. Sei es in einer Berliner Kneipe nach einem Auftritt, wo ihm eine Exil-Kölnerin Ideen für das Lied „Nie janz weg“ lieferte, die er rasch auf Bierdeckeln notierte. In „De jeilste Johre“ erinnert er sich an seine Kindheit in der Ehrenfelder Körnerstraße. Zum Song über Fernsehturm „Colonius“ animierte ihn eine Freundin bei ihrer Gassirunde.
Seit 2017 schreibt der glückliche Vater auch regelmäßig ein Lied über seinen Sohn Benjamin. Der bald Achtjährige wird mit „Nit wigg vom Stamm“ gewürdigt, „Satt vür Jlöck“ ist ein vertontes Gedicht für seine Frau Iris. In „Einmol em Johr“ beschreibt Heuser die Magie, die der Fastelovend verströmt.
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Der Text von „Minsche“ ist brandaktuell: „Manchmol weiß mer selver nit, woran mer sich noch fasshale kann, en däm Irrsinn, en däm Wahn.“ Die Hoffnung auf eine bessere Welt hat der Komponist trotzdem nicht aufgegeben: „Sulang rude Ruse blöhe un wieße Duve fleje, stirv die Hoffnung zoletz.“
„Die Ideen gehen nicht aus“, sagt er zu EXPRESS.de. „Das ist das größte Glück und auch ein besonderes Talent, wenn man sich einfach hinsetzen kann und aus einem leeren Blatt Papier Musik machen kann, die die Leute auf Anhieb mitsingen können. Manchmal frage ich mich, ob ich das alles verdient habe. Deshalb bin ich sehr demütig, dass ich das so machen darf.“
Björn Heuser hat auch Hommage an Hans Süper auf das Album genommen
Auch die einigen schon bekannte Hommage an den verstorbenen Hans Süper hat es auf das Album geschafft. Geschrieben wurde „Leeven Häns“ im März 2017 zu dessen Geburtstag. „Er hat mich damals angerufen und gesagt: Das Lied gefällt mir richtig gut – auch musikalisch“, muss Heuser immer noch lachen.
Nach dem Tod des kölschen Originals am 3. Dezember 2022 sang er noch in der Nacht, nachdem ihn die Todesnachricht des Freundes erreicht hatte, die neue Version. Zunächst wollte er das bearbeitete Lied aber nicht veröffentlichen, weil er nicht den Eindruck erwecken wollte, Süpers Tod für kommerzielle Zwecke nutzen zu wollen.
Neben den neuen Titeln hatte der „Stadtmusikant“ im früheren Millowitsch-Theater auch einige Klassiker im Programm. „Unsere Stammbaum“ von den Bläck Fööss, das von ihm geschriebene „Jedäuf mit 4711“ und ein Block über den vor zwei Monaten verstorbenen Wolfgang Anton („Loss mer singe“, „Wenn et Leech usjing em Roxy“ und „12 Sekunde Jlöck“) rundeten den Abend ab, zu dem auch sein Mentor Christian Kock und Produzent Ralf Hahn mit auf die Bühne kamen.