„Haben ein Statement gesetzt“Brings mit neuem Song zu Jahrhundert-Unglück – 135 Menschen tot

Die Band Brings steht im Tanzbrunnen.

Brings haben eine neue Single zur Erinnerung an das dramatische Hochwasser im Jahr 2021 produziert.

Die Kölner Band Brings veröffentlicht ihre neue Single „14. Juli“, um dafür zu sorgen, dass das schlimme Hochwasser und die Folgen von vor drei Jahren nicht in Vergessenheit geraten.

„Nur die eine koote Summernaach hät he unge alles plattjemaat“. Vor drei Jahren hat die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mindestens 135 Menschenleben gekostet.

Musiker Stephan Brings (58) hat die traumatischen Erlebnisse auf seinem Hof in Mechernich-Hostel hautnah miterlebt. „Die Nachbar-Gemeinden Kommern, Kall oder Gemünd waren alle überschwemmt. Ich kenne viele Leute, die vom Hochwasser betroffen waren oder sogar gestorben sind.“

Jahrhundert-Hochwasser kostete mindestens 135 Menschen das Leben

Im Ahrtal stehen weiterhin verwahrloste Bauruinen und halbfertige, verlassene Häuser. Das Leben ist dort trotz aller Hilfefonds und Zahlungen durch Versicherungen nicht mehr so wie vor dem traumatischen Ereignis am 14./15. Juli 2021.

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Damit das Erlebte nicht aus der Erinnerung verschwindet, veröffentlichen Brings am Freitag (12. Juli 2024) ihre neue Single „14. Juli“. Stephan Brings hat den Song kurz nach dem Jahrhundert-Hochwasser geschrieben, in Mayschoß wurde er erstmals live gespielt, neulich noch einmal bei einem Open Air in Dernau.

Anwohner und Ladeninhaber versuchen, ihre Häuser vom Schlamm zu befreien und unbrauchbares Mobiliar nach draußen zu bringen.

So schlimm wie hier in Bad-Neuenahr-Ahrweiler, sah es nach dem Hochwasser im Juli 2021 in vielen Regionen aus.

„Wir hatten das Lied immer mal wieder im Programm“, sagt der Bassist. „Da haben wir aber schon gespürt, dass das Thema Flut nur da präsent ist, wo die Menschen auch davon betroffen waren. Man kann ja auch keinem einen Vorwurf machen, denn oft gibt in diesen Zeiten ein Teufel dem anderen die Klinke in die Hand.“

„Mer schwör, mer verjesse nie, d‘r veezehnte Juli…“ heißt es eindringlich im Song. „Es war uns ein Bedürfnis, mit dem Lied zu sagen, dass wir das Erlebte nicht vergessen haben. Die Leute wertschätzen das. Jedes dritte Konzert geben wir mit Brings in einer Region, die vom Hochwasser betroffen war“, sagt Stephan zu EXPRESS.de.

Luftaufnahme von Mayschoß mit zwei Ruinen.

Die Ruinen von zwei bei der Flut im Sommer 2021 zerstörten Wohnhäusern stehen noch immer am Ufer der Ahr.

Die ursprüngliche Fassung kam getragener daher, für die Single-Version wurde sie mit einem sommerlichen Beat versehen. „Über diese tanzbare Anmutung gab es schon einige Diskussionen in der Band“, sagt der Texter. „Aber letztlich stehen wir als Brings auch eher für solche Nummern. Außerdem wollen die Menschen in der Region nicht bemitleidet und als Opfer gesehen werden. Sie wollen weitermachen und eine Aufbruchstimmung erzeugen.“

„Endlich laache noh dem jrosse Rään, Hoffnung, unger all d’r Stään. Ejal, wat mer verlore han, mer fange noch ens an“, heißt es passend dazu im Lied. Gleichwohl besingt die Band auch das Trauma der Menschen mit der Zeile: „Endlich morje noh ner lange Naach. Wenn et räänt, jo do bliev ich waach“. Stephan Brings: „Ich kann mir vorstellen, dass Dauerregen wie zuletzt für die Leute in der Region das Schlimmste ist.“

Zum Tanzen und Singen

Das sind die größten Hits von Brings

Brings auf der Bühne.

Karneval ohne Brings – geht nicht! Die Musikgruppe (gegründet 1990) begann ursprünglich als Rockband, machte sich aber schnell als Karnevalsband einen Namen. Die Truppe um die beiden Brüder Peter (Mitte, hier bei einem Auftritt in der Kölner Volksbühne im Februar 2022) und Stephan Brings (2.v.r.) hat in über 30 Jahren Bandgeschichte unglaublich viele Hits geschrieben, ohne die der Karneval nicht das wäre, was er heute ist. Zum Schunkeln, Singen und Tanzen ist alles dabei! Hier kommen einige Hits, die alle kennen sollten.

Brings rocken auf der Bühne.

„Superjeilezick“ ist aus dem Jahr 2001 und ein absoluter Klassiker der kölschen Musik. Brings schauen mit diesem Song zurück in die Vergangenheit und besingen die super-geile Zeit, an die sie sich mit „Mit Träne in d'r Auge“ („Mit Tränen in den Augen“) zurückerinnern. Mit viel Melancholie lädt das Lied zum Singen, Tanzen und Erinnern ein. Das Foto wurde am 30. April 2022 aufgenommen.

Peter Brings singt ins Mikrofon.

„Wenn et Funk“ erschien 2002 und gehört damit ebenfalls zu den älteren Karnevalssongs der Gruppe. Eingefleischte Karnevalistinnen und Karnevalisten werden in den Kneipen der Stadt schon mehrfach dazu getanzt haben – und genau darum geht es in dem Lied: um das Feiern in der Kaschämm. „Dann weed jedanz, bis ja nix mieh jeit“ („Dann wird getanzt bis gar nichts mehr geht“) heißt es im Songtext. Und das, obwohl die Beine schwer sind. Ein Funkemariechen im Arm, ein Glas Kölsch in der Hand – das Szenario dürfte dem ein oder anderen wohl bekannt vorkommen. Das Foto zeigt Sänger Peter Brings am 11. November 2021.

Peter Brings hält das Mikrofon Richtung Publikum.

„Su lang mer noch am lääve sin“ von 2004 ist nicht mehr aus dem Repertoire der kölschen Musik wegzudenken. Das ist nicht zufällig so: Der Songtext trifft das kölsche Lebensgefühl auf den Punkt. Denn: Solange wir „am Lääve, am Laache, Kriesche, Danze sin“ („am Leben, am Lachen, am Weinen, am Tanzen sind“) ist doch alles halb so wild. Das Foto wurde am 6. Januar 2023 beim Brings-Auftritt im Rahmen der Proklamation des Kölner Dreigestirns aufgenommen.

Brings stehen auf der Bühne.

„Poppe, Kaate, Danze“ wurde ebenfalls 2004 veröffentlicht. „Poppe, kaate, danze, dat kannste, dat kannste“ („Geschlechtsverkehr, Karten, Tanzen, das kannst du“) heißt es im Refrain immer wieder. Das Foto entstand am 14. Februar 2022 bei einem Auftritt von Brings in der Volksbühne in Köln.

Brings performen vor einer Tribüne.

Der Song „Man müsste nochmal 20 sein“ versetzt wohl regelmäßig viele Kölner und Kölnerinnen in ihre Jugend zurück. Aber hättest du gewusst, dass das Lied ursprünglich von Willy Schneider (†1989) ist? Der Sänger veröffentlichte es 1969. 2005 coverten Stephan, Peter und Co. das Liebeslied erstmalig – und machten es spätestens dann in Köln berühmt. Das Foto wurde am 20. Februar 2023 am Rande des Rosenmontagszuges aufgenommen.

Brings vor dem Kölner Dom.

„Eifel“ veröffentlichten Brings 2007 auf dem Album „Hay! Hay! Hay!“. Der Song versteht sich als Liebeserklärung an das nah an Köln gelegene Mittelgebirge. „Die Luff es sauber un der Himmel blau, die Köh sin jlöcklich un die Boore schlau“ („Die Luft ist sauber und der Himmel blau, die Kühe sind glücklich und die Bauern schlau“) heißt es unter anderem im Text. Das Foto zeigt die Band auf einem Foto aus dem Jahr 1997 (von links): Stephan Brings, Harry Alfter, Christian Blüm, Peter Brings und Kai Engel.

Kai Engel, Harry Alfter, Stephan Brings und Peter Brings knien auf der Bühne.

„Nur nicht aus Liebe weinen“ stammt im Original ebenfalls nicht aus der Brings-Feder. Hans Fritz Beckmann (Liedtext) und Theo Mackeben (Musik) schrieben des Anti-Liebeskummer-Lied, Zarah Leander sang es 1939 erstmals im Filmmelodram „Es war eine rauschende Ballnacht“. Brings coverten das Lied 2008 schließlich. Es handelt davon, nach einer Trennung nicht den Kopf in den Sand zu stecken: „Nur nicht aus Liebe weinen. Es gibt auf Erden nicht nur den einen. Es gibt so viele auf dieser Welt, ich liebe jeden, der mir gefällt.“ Das Foto von (von links) Kai Engel, Harry Alfter, Stephan Brings und Peter Brings entstand am 29. Oktober 2017.

Peter Brings steht lachend auf der Bühne.

„Mama wir danken dir“ (2008) ist eine Hommage an die Mütter dieser Welt. „Mama, wir danken Dir, Bumm, Bumm, machts Herz bei mir, Du warst immer, immer für uns da. Mama, du bist wunderbar“ heißt es im Refrain. Eine Besonderheit: Der Text ist anders als viele andere Lieder auf hochdeutsch. Auf dem Foto ist Peter Brings am 8. Juni 2023 lachend auf der Bühne zu sehen.

Peter Brings singt ins Mikrofon.

„Riesenkamell“ stammt vom gleichen Album wie das Lied „Eifel“ und handelt von der fünften Jahreszeit in Köln, wenn sich die ganze Stadt in ein buntes Riesenkamell verwandelt. Im Lied geht um das Verkleiden und Bützen, also Küsschen geben – um die Tradition des Karnevals eben. Auf dem Foto ist Peter Brings am 18. August 2023 zu sehen.

Peter Brings mit Hut auf der Bühne mit einem Instrument in der Hand.

Mit „Kölsche Jung“ landete Brings 2013 einen Mega-Hit. Der Song wurde mehr als 300.000 Mal verkauft und ist damit die erfolgreichste Veröffentlichung der Band. „Ich ben nur ne Kölsche Jung, Un mie Hätz, dat litt mer op d'r Zung“ („Ich nur ein kölscher Junge und mein Herz liegt mir auf der Zunge“) lautet eine Textpassage. Ob Peter Bings sich damit selber beschreibt? Das Lied weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und darf auf vielen Partys nicht fehlen. Das Foto zeigt Peter Brings bei einem Auftritt im April 2022.

Ein Brings-Gefährt vor der Bühne.

Die ersten Töne von „Stell die Stadt op d'r Kopp“ (2014) klingen wie ein echter Party-Song von Brings. Achtet man jedoch genau auf den Text, ist das Lied ein politischer Appell. „Arsch huh, Zäng ussenander, Arsch huh“ lauten die ersten Zeilen. Die Aufforderung ist deutlich und in Köln bekannt: Arsch hoch und Zähne auseinander. Heißt so viel wie: Geht auf die Straße, setzt euch ein und macht den Mund auf. Oder auch „Mach, mach, mach, die Stadt wieder fair“ – so heißt es im Refrain des Textes. Das Foto wurde am 17. April 2020 aufgenommen.

Stephan Brings auf der Bühne.

Polka, Polka, Polka zählt zusammen mit „Stell die Stadt op d'r Kopp“ der neuste Song in dieser Liste – und er ist ebenfalls politischer als man zuerst annehmen mag. Denn in dem Party-Kracher heißt es: „Un steht die Welt in Flamme, mer ston all zusamme, ejal woher mer kumme“ („Und steht die Welt in Flammen, wir stehen alle zusammen, egal woher wir kommen“). Die Message ist klar: In Köln sind ALLE willkommen. Und egal, was auf der Welt passiert, so lange das Leben gefeiert wird, ist in Köln alles halb so wild. Das Foto zeigt Stephan Brings am 30. April 2022.

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Die Kölner Vorzeige-Rocker von Brings genießen derzeit ihren Sommerurlaub, ab dem 17. August stehen wieder Konzerte an. Neben „14. Juli“ wird dann auch das gefeierte Feature mit Eko Fresh („Bunte Brücke“) zu hören sein. Die neue Sessions-Nummer soll „Sulang die Welt sich dreht“ werden.

„Wir werden auch weiterhin bei unserer Musik den Mund aufmachen“, kündigt der jüngere der beiden Brings-Brüder an. „Wer an unserer Freiheit sägen will, wird Probleme bekommen. Es geht nur miteinander. Und mit diesem neuen Lied haben wir jetzt zudem ein Statement gesetzt, dass dieses Schicksal der Flut-Opfer nicht vergessen werden darf.“