Der AfD-Orden, den sich CDU-Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner umhängen ließ, hat nicht nur den Politiker in Bedrängnis gebracht. Auch die Herstellerfirma muss sich rechtfertigen – gegenüber dem Festkomitee.
Eklat um AfD-OrdenFestkomitee sauer auf Hersteller – Firmenchef nimmt Stellung
Dieser Orden sorgte gleich mehrfach für einen Eklat. Beim öffentlichen Prinzenempfang im City-Center in Köln-Chorweiler ließ sich CDU-Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner (56) am vergangenen Freitag (2. Februar 2024) einen Karnevalsorden der AfD um den Hals hängen.
Der Politiker posierte auch für Fotos mit dem Orden, der den Aufdruck „Et Hätz am rechte Fleck“ hatte. Zöllner sprach im Nachgang von einem Fehler bei einer „fröhlichen, karnevalistischen Feier“. Die Grünen lassen aufgrund des Vorfalls die Kooperation mit der CDU im Bezirk ruhen.
Firma Zinnhannes hat die Orden für die Kölner AfD produziert
Doch damit ist das Thema noch nicht beendet. Denn viele engagierte Karnevalisten stellten sich die Frage, wer denn überhaupt diesen Orden für die rechtspopulistische Partei hergestellt habe. Auch im Festkomitee Kölner Karneval wurde recherchiert. Die Firma Zinnhannes aus Krummenau hat die Ware für die AfD produziert.
Das Traditionsunternehmen aus dem Hunsrück beliefert auch das Festkomitee und hat in der Vergangenheit für über ein Dutzend Kölner Karnevalsgesellschaften schon Orden, Pins und Nadeln erstellt. Diese reagierten auf die Nachricht bestürzt. Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn rief deshalb umgehend bei Geschäftsführer Wolf Schneider an. Auch EXPRESS.de sprach mit ihm und erlebte einen völlig zerknirschten Firmenchef.
„Ich habe in der Nacht kaum geschlafen“, sagte er am Mittwoch (7. Februar 2024). „Es war ein großer Fehler, dass unsere Tochterfirma myorden.de im Spätsommer 2023 die Orden der Stadtratsfraktion der AfD Köln produziert hat, und wir bedauern das sehr. Dies war ein einmaliger Auftrag der AfD – und es wird der einzige bleiben. Unser Unternehmen hatte davor und danach keinen Kontakt zur AfD.“
Schneider sieht menschliches Versagen im Vorgang. „In unserem Online-Tool kann man seine Orden selbst kreieren und fast vollständig automatisiert bestellen. Die Orden wurden von einer Privatperson bestellt und im Voraus bezahlt. Erst bei der Sichtprüfung im Druckvorgang war für uns erkennbar, dass es sich um Orden für die AfD in Köln handelte. Uns fehlten dann die notwendige Sensibilität und Kapazität, korrigierend einzugreifen und den Auftrag zu stoppen. Wir werden unseren Prozess überarbeiten, um zukünftig diese oder ähnliche Vorgänge auszuschließen“, sagte er zu EXPRESS.de.
Orden-Hersteller wird Einnahmen aus dem AfD-Auftrag spenden
Seine Firma und auch die Mitarbeitenden distanzieren sich nach eigener Aussage klar und eindeutig von den Zielen, dem Weltbild und den Anschauungen der Partei AfD.
Um den Imageschaden zu korrigieren, entschied sich der Zinnhannes-Geschäftsführer zu einer Aktion: „Die Einnahmen aus diesem Auftrag werden wir in Abstimmung mit dem Festkomitee Kölner Karneval für ein Präventionsprojekt gegen Rechtsextremismus in Köln spenden.“
Festkomitee-Präsident Kuckelkorn sieht darin einen guten Schritt. „Natürlich haben wir – nachdem wir gehört haben, wer den AfD-Orden produziert hat – mit der Geschäftsführung von Zinnhannes Kontakt aufgenommen“, sagte er zu EXPRESS.de.
„Dabei wurde uns der Sachverhalt zur Online-Produktion des Ordens erläutert und glaubhaft versichert, dass man für die Zukunft den Produktionsprozess so absichern wolle, dass eine klarere inhaltliche Prüfung der Ordensgestaltung erfolgt. Dies werden wir nach der Session noch einmal intensiv hinterfragen“.
Kein Problem ist übrigens die Tatsache, dass die AfD für ihren Orden das offizielle Sessionsmotto genutzt hat. Der Slogan „Wat e Theater – wat e Jeckespill“ ist nicht urheberrechtlich geschützt. Lediglich das offizielle Logo zum Motto muss freigegeben werden.