Ein grölender Mob, der den Alkohol nur so in sich hineinschüttet, die Straßen zumüllt, an Wände pinkelt und auch vor Gewalt nicht zurückschreckt – dieses Horrorszenario hat so mancher im Kopf, wenn er an den Sessionshöhenpunkt im Kölner Karneval denkt. Szenen, wie sie sich teilweise am 11.11.2022 im Zülpicher Viertel abgespielt haben, rücken vor allem die feiernde Jugend in ein schlechtes Licht.

Aber machen die jungen Leute den traditionsreichen Karneval kaputt? Ein klares Nein! Gerade der Kneipen- und Straßenkarneval ist ein Ventil, das die junge Generation nach der Coronazeit mit ihren Lockdowns und Kontaktbeschränkungen dringend braucht.

Kommentar zum Karneval in Köln: Nicht jeder Jeck ist gleich

Den Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorzuwerfen, sie würden den Karneval nur als willkommenen Anlass zum Saufen benutzen, mag zwar in Einzelfällen zutreffen. Aber für die meisten ist es doch einfach endlich eine Gelegenheit, wieder ausgelassen zu sein und die Sorgen der letzten Jahre beiseitezuschieben.

Nach Homeschooling und Studium in Online-Meetings haben sie es sich verdient, anderen wieder zu begegnen, zu feiern und zu flirten. Dass es unter ihnen auch Idioten gibt, die sich zuschütten, randalieren, provozieren oder gar zuschlagen, darf es nicht für alle verderben.

Dass die Gewaltbereitschaft gegenüber Türstehern, Rettungskräften und dem Ordnungsamt immer weiter zunimmt, ist ein allgemeines Problem, das sich an Karneval aufgrund der Menschenmassen zuspitzt.

Nicht zu vergessen, dass auch der traditionelle Karneval auf Dauer nicht ohne die jungen Leute überleben kann. Denn auch Karnevalsgesellschaften, Büttennachwuchs, Tanzgruppen sowie Helfer und Helferinnen im Hintergrund – das ist die Jugend von heute.

Viele junge Menschen besuchen schon Wochen vor Weiberfastnacht traditionelle Karnevalsveranstaltungen und läuten die 5. Jahreszeit ein. Man sollte den jungen Menschen zugestehen, das Leben wieder in vollen Zügen genießen zu können. Unbeschwertes Feiern gehört dazu. Auch und erst recht an Karneval.