Die Stadt hat nach der Karnevalssession bezüglich der Uniwiesen, die als Alternativ-Feierort für die Jecken fungierten, ein positives Fazit gezogen. Ganz anders sehen das jedoch der Naturschutzverein BUND Köln.
„Nicht akzeptabel“Nach Karnevals-Party auf Uniwiesen – Naturschützer richtig sauer
Das Kwartier Latäng war an Weiberfastnacht wieder extrem voll – das war nach dem 11.11.2022 zu erwarten. Die Stadt hatte dafür die Uniwiesen als Ausweichflächen zur Verfügung gestellt, die Grünflächen zum Schutz mit Bodenplatten abgedeckt. Die Kosten dafür: Knapp 500.000 Euro.
Die Stadt zog nach dem Abschluss der Session ein positives Fazit. Bewährt habe sich die Alternative auf den Uniwiesen, hieß es. Ganz anders sieht das Dr. Helmut Röscheisen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Köln), wie er exklusiv gegenüber EXPRESS.de klarstellt.
Karneval auf den Uniwiesen: Umweltschützer poltert gegen Stadt
Zusammen mit Anwohnerinnen und Anwohnern des Kwartier Latängs habe der BUND Köln noch bis kurz vor Weiberfastnacht versucht, die Uniwiesen als Feier-Alternativort abzuwenden.
Dass die Stadt nun ein positives Fazit zog, ist für Dr. Röscheisen nicht nachvollziehbar: „Es handelt sich bei den Uniwiesen um einen Naherholungsort. Trotz der Abdeckungen gibt es massive Schäden, Glasscherben liegen auf der Grünfläche verteilt. Jetzt wird das Wetter langsam wieder besser und Menschen wollen dort picknicken oder verweilen. Und dann liegen sie in Scherben? Das ist nicht akzeptabel.“Nehmen Sie hier an unserer Umfrage teil:
Dass die Jecken am 11.11.2022 irgendwann auf die Uniwiesen auswichen, da die Zülpicher Straße restlos überfüllt war, sei für den Vertreter vom BUND Köln in Ordnung gewesen. „Das war von der Polizei angeordnet worden, ein Notfall. Nun aber hatte die Stadt lange genug Zeit, sich eine echte Alternative auszudenken. Das positive Resümee zeigt einmal mehr die Bequemlichkeit der Verantwortlichen. Die Uniwiesen als Dauerlösung etablieren? Nicht mit uns“, sagt Dr. Helmut Röscheisen.
Karneval auf den Uniwiesen: Anwohnerin mit Wut-Brief an die Stadt
Mit Coletta Scharf hat sich auch eine Anwohnerin des Veedels zu Wort gemeldet. Sie hatte der Stadt, unter anderem auch an Oberbürgermeisterin Henriette Reker adressiert, einen kritischen Brief mit der Bestandsaufnahme der Uniwiesen nach den Feierlichkeiten geschickt. Dieser liegt der EXPRESS.de-Redaktion vor.
Die Anwohnerin schreibt unter anderem: „Leider ist nach der Veranstaltung festzustellen, dass die Wiese einen erheblichen Schaden genommen hat. Großflächig ist kein Rasen mehr vorhanden und nur noch das Erdreich zu sehen. Vermutlich liegt auch eine Bodenverdichtung vor, wie man an den Pfützen auf dem Erdreich sieht. Die Bodenverdichtung führt dazu, dass der Boden nicht mehr aufnahmefähig für Wasser und Sauerstoff ist.“
Für Coletta Scharf stelle sich die Frage, für wen die Wiesen des Inneren Grüngürtels als öffentlicher Raum zur Nutzung vorbehalten sind: Den Karnevalstouristen, die aus umliegenden oder weiter entfernten Städten anreisen und einen Tag hier feiern oder den Anwohnerinnen und Anwohnern bzw. der Kölner Bevölkerung, die die Wiese den ganzen Sommer nutzen und hier ihre Steuern zahlen würden.
Viele Kölnerinnen und Kölner hätten weder einen Garten noch einen Balkon und seien auf die Grünflächen zur Erholung angewiesen.
„Es ist dringend notwendig und geboten, dass Sie den Partyhotspot auf alternative versiegelte Feierflächen umverlegen, beispielsweise auf die Ringe, die Universitätsstraße oder die Nord-Süd-Fahrt. Für andere Großveranstaltungen wie den Köln-Marathon oder Radrennen werden auch große Straßen gesperrt“, schreibt die Anwohnerin.
Karneval in Köln: Uniwiesen als Alternativort? „Mit allen Mitteln verhindern“
Der Naturschutzverein BUND Köln wolle nun massiven Druck ausüben, um weitere Veranstaltungen auf den Grünflächen zu verhindern. „Denn genau das war es: eine Veranstaltung. Mit DJ, offiziellen Getränkeverkäufen und allem Drum und Dran – zulasten unserer städtischen Natur.“
Laut des Naturschützers sei es jetzt höchste Zeit, der zum größten Teil extrem jungen Zielgruppe im Kwartier Latäng eine echte Alternative anzubieten. Vor allem mit Hinblick auf den 11.11.2023, der in diesem Jahr auf einen Samstag fällt und wohl noch mehr Feiernde den Weg nach Köln finden werden.
„Zu sagen, dass die jungen Menschen eben nur im Kwartier Latäng feiern wollen, ist zu einfach. Sie wollen draußen sein und nicht viel oder gar nichts bezahlen. Solche Veranstaltungen kann man auch an anderen Orten der Stadt machen – im Südstadion beispielsweise. Es muss nur etabliert werden, dann würden die Leute auch dort hingehen. Aber man muss damit dann auch anfangen“, sagt Dr. Helmut Röscheisen.
Die Entwicklung auf der Zülpicher Straße, dass Jahr für Jahr eine derartige Masse an Feiernden ins Veedel strömt, sei auch nicht von jetzt auf morgen entstanden. „Sondern durch Mundpropaganda. Diese kann man aber auch dafür nutzen, in Zukunft einen anderen Standort, der nicht auf Kosten des Naturschutzes geht, zu etablieren.“
Dass die Uniwiesen zukünftig stetig als alternativer Feierort genutzt werden, kommt für den BUND Köln jedenfalls nicht infrage: „Das werden wir mit allen Mitteln verhindern.“