Die Verantwortlichen von Stadt und Polizei sind zuversichtlich, dass im Vorfeld des Straßenkarnevals alle Vorkehrungen getroffen wurden. Erstmals gibt es eine Fläche auf dem Ring – was für Kritik sorgt.
Straßenfest auf dem Ring zu KarnevalColognePride-Chef sauer – Stadt Köln und Polizei von Konzept überzeugt
Köln steht vor dem nächsten Großkampftag. Wenn an Weiberfastnacht (8. Februar 2024) der Straßenkarneval offiziell beginnt, wird die Stadt wieder zum Magneten für die Feierwütigen. Vor allem den Bereich rund um die Zülpicher Straße dürfte dann erneut vor allem von Jugendlichen angesteuert werden.
Die Verantwortlichen von Stadt und Polizei sind zuversichtlich, bestens auf die tollen Tage vorbereitet zu sein. Polizei-Einsatzleiter Martin Lotz rechnet mit weniger Andrang als am 11.11., da Weiberfastnacht überall gefeiert werde. Zum Sessionsauftakt waren geschätzt 150.000 Menschen in der Stadt.
Polizei rechnet an Weiberfastnacht mit weniger Andrang als am 11.11.
Mit über 1500 Polizisten, 200 Ordnungsamt-Mitarbeitern und mehr als 1000 privaten Sicherheitskräften will die Stadt Köln den zu erwartenden Ansturm in geregelte Bahnen lenken. Man werde „mit Mann und Maus“ vor Ort sein, sagte am Donnerstag (1. Februar 2024) der Leiter des Ordnungsdienstes, Thomas Frenzke.
Im Großen und Ganzen wurde bei der Planung des Karnevalswochenendes auf die Erfahrungen vom 11.11. gesetzt. Das bedeutet auch, dass erneut die Synagoge an der Roonstraße durch Zäune geschützt wird. Auch gilt wieder das Glasverbot im Veedel. Spezielle Sicherheitsmaßnahmen, wie rund um den Kölner Dom an Weihnachten, als es eine Terrordrohung gegeben hatte, seien nach jetzigem Stand nicht nötig.
Zugänge zum Feierbereich der Zülpicher Straße erhalten Besucher und Besucherinnen auf Höhe der Uni-Mensa sowie an der Roonstraße/Beethovenstraße. Sollte der Hotspot im Kwartier Latäng überfüllt sein, werden die Jecken aus Richtung Rudolfplatz über die Lindenstraße und Bachemer Straße zur Uni-Wiese, beziehungsweise aus Richtung Barbarossaplatz über die Luxemburger Straße zur Uni-Wiese abgeleitet. Diese wird wieder auf einer Fläche von 33.000 Quadratmetern abgedeckt und bietet Platz für bis zu 50.000 Menschen.
Karneval 2024 in Köln: Zäune für für Teich und Wäldchen
Neu ist diesmal, dass sowohl der Teich am Aachener Weiher sowie die Wäldchen entlang der Wiese im Hiroshima-Nagasaki-Park mit Bauzäunen abgesperrt werden. Dort hatte sich nach dem Sessionsauftakt ein schlimmes Bild mit viel Müll und Scherben geboten.
Noch beim Runden Tisch Karneval am 18. Januar hatte die Bürgergemeinschaft Rathenauplatz Maßnahmen für den Schutz des Grüngürtels gefordert. Damals wurde dies von Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit dem Verweis, es handele sich nicht um eine Gefahrenabwehr, abgelehnt.
Nun die Wende, die auch die Anwohnenden überrascht. Veedels-Sprecher Michael Neumann erfuhr von den Plänen via EXPRESS.de. „Das überrascht mich jetzt schon. Vielleicht gab es am Ende doch noch ein Einsehen. Bisher waren unsere Eingaben erfolglos. Egal, ob die Zäune die Situation nun entscheidend verbessern – es ist immerhin ein Anfang“, sagte er.
Karneval 2024 in Köln: Erstmals Fest auf den Ringen zur Weiberfastnacht
Premiere feiert auch die Veranstaltung der Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“, die auf dem Hohenzollernring zwischen Schaafenstraße und Schaevenstraße eine kleine Bühne und zwei „Szeneflächen“ aufbaut, die an Weiberfastnacht (8.2.2024) „intelligent“ bespielt werden sollen.
Präsident Joachim Zöller stellte das Konzept vor, das Platz für maximal 7500 Menschen bietet. „Wir wollen die Jugendlichen zwei bis drei Stunden bei uns binden. Über den ganzen Tag rechnen wir mit 20.000 Teilnehmenden“.
Von 9 bis 17 Uhr sollen dort zwei DJs und Bands (Jugendchor St. Stephan, Rhythmussportgruppe, Stadtrand, Kempest Finest, Kuhl un de Gäng) für Stimmung sorgen. „Wir sehen es als Pilotprojekt an. Danach werden wir bei einer Evaluation überlegen, ob es zu einer Auflockerung des Besucherstromes geführt hat und ob das bei den Jugendlichen als attraktive Alternative angesehen wird“, sagte Zöller. 80 Securitys werden vor Ort sein.
Im Vorfeld hatte es von der Wirtegemeinschaft Schaafenstraße sowie der Queer-Community Kritik am neuen Konzept „Open Ring“ gegeben.
Zöller sagte nun auf EXPRESS.de-Nachfrage: „Es haben zwei Gespräche mit der Wirtegemeinschaft stattgefunden. Wir konnten alle beruhigen, dass die Situation durch unsere Veranstaltung eher besser wird als in den Vorjahren. Dadurch, dass von der Lindenstraße niemand in die Schaafenstraße hereingehen kann, ist durch unsere Veranstaltung der Bereich noch mehr geschützt.“
Als Uwe Weiler, der Geschäftsführer von ColognePride, diese Aussagen am Donnerstag hörte, wurde er richtig wütend. „Mit uns hat überhaupt keiner gesprochen. Die Aussage, dass dieses Straßenfest eine Entlastung biete, ist ein Scherz“, sagte er zu EXPRESS.de.
Seine Sorge begründet sich aus den Absperrmaßnahmen. Der Eingang zum Straßenfest auf dem Ring ist über die Ecke Lindenstraße/Schaafenstraße möglich, der Auslass über die Ecke Schaevenstraße.
„Wir werden die Situation haben, dass Feiernde, die vom Neumarkt kommen, plötzlich am Ende der Schaafenstraße vor Absperrungen stehen. Dann treffen heterosexuelle, alkoholisierte Menschen auf Mitglieder der LGBTQ-Community und dann gibt es Probleme“, sagt Weiler. „Außerdem ist das doch kein Bild für eine Millionenstadt, die queere Community da regelrecht einzugittern. Wir fordern weiterhin, diese Veranstaltung an dieser Stelle abzusagen“.
Schon in den Vorjahren hätten sich an Karneval rund 2000 Menschen auf der Schaafenstraße aufgehalten. Wenn nun durch das Programm auf dem Ring, weitere angelockt werden, seien Pöbeleien und körperliche Angriffe programmiert. „Dass die Stadt das Programm sogar mit 320.000 Euro unterstütze“, ist für ColognePride „ein Skandal“.
Stadt Köln: Bühne auf Ring macht Ausweichfläche nicht überflüssig
Daniel Kölle, Leiter der Stabsstelle Events bei der Stadt, sieht das anders. „Die Stadtverwaltung hat sehr lange daran gearbeitet, dass es eine erste Veranstaltung gibt, die ausdrücklich eine Entlastung des Zülpicher Viertels als Ziel hat. Bei allen Schwierigkeiten und Herausforderungen ist es das erste Mal, dass ein Veranstalter etwas auf die Beine stellt.“
Kölle weiter: „Dieses Engagement ist ganz besonders vorbildlich. ‚Die Grosse von 1823‘ geht da in die Verantwortung. Wir als Verwaltung unterstützen die Idee nachdrücklich. Natürlich wird die Umsetzung einer einzigen dezentralen Veranstaltung nicht dazu führen wird, dass das bisherige Konzept mit der Ausweichfläche überflüssig ist. Aber es ist ein erster, guter Schritt.“