Der Dauerregen an Weiberfastnacht setzte auch der neuen Veranstaltungsfläche auf dem Hohenstaufenring zu. „Die Grosse von 1823“ hatte als Veranstalter ein beeindruckendes Konzept umgesetzt.
„Da muss man den Hut ziehen“Karnevalsfest auf dem Ring könnte auch für den 11.11. Thema werden
Stadtrand spielten ihren Hit „En kölsches Leed“ und vor der neuen Bühne auf dem Hohenstaufenring hüpften gerade einmal 100 Jecke durch die Gegend. „Ihr seid der Wahnsinn“, sagte Moderatorin Estella Mazur. „Es regnet gefühlt seit 400 Stunden und ihr macht trotzdem Party. Das ist kölsche Kultur“.
Um den Andrang im Zülpicher Viertel etwas abzuschwächen und vielleicht eines Tages auf die Ausweichfläche auf der Uniwiese verzichten zu können, wagte die Stadt in diesem Jahr zu Weiberfastnacht ein Pilotprojekt. Mit dem bunten Straßenfest auf dem 200 Meter langen Bereich zwischen Schaafen- und Schaevenstraße sollte eine Alternative geschaffen werden.
Neue Alternativfläche auf dem Hohenstaufenring leidet unter Regen
In Rekordzeit musste das Konzept auf die Beine gestellt werden. Die Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“ erklärte sich bereit, als Veranstalter Pionierarbeit zu leisten. Ralf Becker von der Firma „Handevent 7“ musste ein umfangreiches Sicherheitskonzept aufstellen. „Das ist 68 Seiten lang“, erzählte er EXPRESS.de.
100 Sicherheits-Bedienstete, 48 Personen im Sanitätsdienst, drei Notärzte, zwölf Menschen in der Einsatzplanung für die Sicherheitssperren, 20 Techniker, dazu Kameras, die das Geschehen direkt zum Sicherheitsgremium im Rathaus übermittelten. Drei Szeneflächen, die abwechselnd von DJs oder Bands bespielt wurden – ein „intelligentes System“ nennen die Urheber das.
Es wurde groß aufgefahren für die neue Alternativveranstaltung, mit Gastronomie und allen Vorkehrungen. Doch der Dauerregen hielt die Menschen auch hier ab. „Es wäre natürlich schöner gewesen, wenn wir bei einer höheren Auslastung die Abläufe hätten testen können“, sagte Präsident Prof. Dr. Dr. Joachim E. Zöller.
„Dass eine Karnevalsgesellschaft in nur fünf Wochen solch ein Fest auf die Beine gestellt hat, das gab es noch nie. Die Auflagen waren immens. Das ist ein Hochsicherheitstrakt“, sagte er mit einem gewissen Stolz. Auch die Sprecher der Queer-Community von der Schaafenstraße, die im Vorfeld Bedenken geäußert hatten, machten sich ein Bild von der Lage und waren zufrieden.
Festkomitee-Vorstandsmitglied Michael Kramp drehte ebenfalls eine Runde über den Ring, Andrea Blome auch. Die Kölner Stadtdirektorin war vom Konzept begeistert. „Ich finde es ganz toll, dass ‚Die Grosse‘ das gemacht hat. Das Sicherheitskonzept ist sehr professionell, die Schutzmaßnahmen für die Schaafenstraße greifen. Dafür, dass für die Planung so wenig Zeit war, muss man echt den Hut ziehen“, sagte sie zu EXPRESS.de. „Das ist ein toller erster Schritt, um mittelfristig die Uniwiese zurückzubauen“.
Stadtdirektorin Andrea Blome: „Ein toller erster Schritt“
„Die Grosse von 1823“ wird bei diesem Pilotprojekt am Ende draufzahlen. Die 368.000 Euro Fördermittel der Stadt reichten für den grundsätzlichen Aufbau des Geländes. „Wir haben allein 70.000 Euro an Kosten für die Sanitäranlagen“, rechnete Zöller vor. „Ein Defizit war aber eingeplant“. Der Präsident erinnerte sich an die Anfänge, als seine Gesellschaft angefangen hat, am 11.11. im Tanzbrunnen zu feiern. „Das Event war drei Jahre lang defizitär. Da haben wir anfangs weit über 200.000 Euro reingesteckt. Inzwischen ist das ein Selbstläufer“.
„Die Grosse von 1823“ wäre auch mit Blick auf den 11.11. gesprächsbereit
Daher wäre er auch gesprächsbereit, das Konzept „Open(R)ing“ beim nächsten 11.11. auszuweiten. „Die jungen Leute feiern nur im Dunstkreis der Zülpicher Straße. Die bekommen wir nicht ins Stadion oder auf die andere Rheinseite. Entscheidungen müssen jedoch frühzeitiger getroffen werden, damit Kostenvoranschläge eingeholt werden können. Das darf nicht wieder auf den letzten Drücker geschehen.“
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte schon angekündigt, dass sie sich eine Ausweitung des Events Richtung Friesenplatz vorstellen könnte. Der verregnete Weiberfastnachtstag eignete sich nun nicht, um verlässliche Aussagen über die Akzeptanz zu treffen. „Wenn die Kosten für den Aufbau auf der Uniwiesen längerfristig gespart werden sollen, können wir sie besser in diesen bunten Straßenkarneval stecken“, ist sich Zöller sicher.