Die neue Ära bei den Roten Funken Köln hat endgültig begonnen. Ex-Präsident Heinz-Günther Hunold hat das Amt an Dirk Wissmann übertragen. Das historische Ereignis wurde groß gefeiert.
Historischer WechselNeue Ära im Kölner Karneval – Zapfenstreich am Dom und Ritterschlag im Gürzenich
Historische Staffelstabübergabe im Kölner Fastelovend. Heinz-Günther Hunold (65), die „Laachduv vun d‘r Ülepooz“, ist als Kapitän der Roten Funken endgültig von Bord gegangen. Dirk Wissmann (53), „Appelzien vun d’r Ülepooz“, darf sich seit Sonntag (10. November 2024) Präsident und Kommandant nennen.
Der emotionale Tag begann mit einem großen Überraschungs-Zapfenstreich für Hunold auf der Domtreppe, gespielt vom Orchester Helmut Blödgen unter der Leitung von Matthias Hesseler. Bei diesem beeindruckenden Bild flossen viele Tränen der Rührung.
Zapfenstreich-Überraschung für Heinz-Günther Hunold
Nach 24 Jahren hat der Präsident von Kölns ältestem Traditionskorps die Verantwortung für die 550 Mitglieder in jüngere Hände gelegt. Zu diesem besonderen Ereignis kam es vor dem Dom zu einem regelrechten Massenauflauf.
Auch die Präsidenten der anderen acht Kölner Traditionskorps sowie Oberbürgermeisterin Henriette Reker (67) waren zum Abschied und Gruppenfoto erschienen. „Du hast mir einen Lebenstraum erfüllt. Ich darf diese ganz besondere Uniform der Funken als Frau tragen. Ich würde am liebsten darin schlafen“, sagte Reker, die den Funken-Namen „Agrippina Kurasch“ trägt.
Als besondere Geste steuerte Funken-Pilot Matthäus Smodis „Schürreskar“ ein Zeppelin mit dem Aufdruck „Danke Laachduv“ durch die Luft. Anschließend ging es in geordneter Formation zum Gürzenich.
Dort wurde Wissmann von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn offiziell vereidigt. Zudem gab es die Mütze für ihn und die Amtskette sowie das Zepter von Reker. Wissmann ist erst der vierte Präsident des Traditionskorps seit dem Krieg.
Hunold erhob seinen Nachfolger mit Ritterschlag in den Adelsstand. „Ich wünsche dir immer ein gutes Händchen für die Geschicke der Funken, auch wenn du es nicht immer allen recht machen kannst“, sagte er. Von den Funken im Saal gab es stehende Ovationen.
„Was ich an Heinz-Günther so schätze ist, dass er immer das Verbindende gesucht hat. Er war nie ein Mensch, der gesagt hat, dass die Roten Funken die besten seien. Natürlich wissen wir, dass wir die besten sind“, sagte Wissmann unter lautem Gejohle der 400 Gäste.
Zur Krönung spielten dann die Bläck Fööss, die auch schon bei Hunolds Amtsantritt dabei waren. Nachdem auch noch Marco Schneefeld, der Kölner Bauer der Session 2023, zum Korpsadjutanten befördert wurde, sorgten Volker Weininger und die Höhner für Stimmung bei den Funken.
„Ich trage das Amt mit Demut und Stolz und bin mir bewusst, was das bedeutet“, sagte Wissmann im EXPRESS.de-Gespräch. „Nach 24 Jahren kennen viele nur Heinz-Günther als Funken-Oberhaupt. Wir haben ein großes Erbe angetreten. Dennoch stellen wir nun auch alles auf den Prüfstand, wollen das Gemeinschaftsgefühl schärfen und den Spirit der Roten Funken in die neue Zeit transportieren. Dafür wollen wir eine adäquate Quote an jungen Menschen für uns begeistern und gleichzeitig das Kulturgut weiter festigen.“
Der neue „Präsidöres“ wird mit seinem Vize Boris Müller, dem Prinz von 2023, sowie Korpsadjutant Schneefeld zu dritt die Kölsche Funke rut-wieß nach außen vertreten. „Der gesamte elfköpfige Vorstand ist hoch motiviert. Wir wollen das Rad nicht neu erfinden, sondern moderne Aspekte einfließen lassen“, sagt Müller. „Die Roten Funken sind kein elitärer Haufen, sondern total offen.“
Um zu überprüfen, wo im Traditionskorps Verbesserungsmöglichkeiten sind, gibt es das „Quo Vadis“-Projekt. Das 20 Jahre alte Leitbild des Vereins soll überarbeitet werden. Gerade in Punkten wie Strategie, Kommunikation und Veranstaltungen will man alles überdenken.
„Transparente Kommunikation ist uns wichtig. Wir wollen kein Hinterzimmer-Geklüngel“, sagt Wissmann. „Es soll sich durchaus etwas ändern, aber die Zeit ist ein Problem.“
Da der neue Präsident erst jetzt offiziell im Amt ist, die Sessionen 2025 und 2026 aber nahezu schon geplant sind, wird es dauern, ehe neue Elemente umgesetzt werden können. Auch eine Fernreise – eventuell nach Afrika – könnte der Verein in den nächsten Jahren angehen.
Rote Funken wollen junge Menschen für das Traditionskorps begeistern
„Unsere Handschrift wird man vermutlich erst ab 2027 sehen“, sagt Müller zu EXPRESS.de. Schon jetzt wird ein Detail geändert: Die Sitzungen werden künftig von Wissmann und Müller geleitet. „Wir wollen die Verantwortung auf viele Schultern verteilen“, sagt der neue Funken-Boss.
Dass auch in schwierigen Zeiten der Karneval für viele Menschen ein wichtiger Faktor ist, zeigt sich an den bisherigen Ticketabsätzen. Die meisten Sitzungen sind schon besser verkauft als im Vorjahr. „Die Lust am Feiern ist auf jeden Fall da“, hat Wissmann erkannt.