„Euer Ende ist absehbar“Nach Aus für Karnevals-Kult-Party: Moderator greift WDR-Bosse an – folgt Ersatz?

Das WDR Moderatorenteam Lukas Wachten und Andrea Schönenborn.

Lukas Wachten hatte viele Jahre (wie hier am 11.11.2016) zusammen mit Andrea Schönenborn Karnevalsübertragungen im WDR moderiert.

An Weiberfastnacht wird es im WDR-Fernsehen keine Party mehr aus den eigenen Arkaden geben. Die Entscheidung sorgt beim Ex-Moderator der Sendung für große Wut, wie er nun veröffentlicht hat.

von Marcel Schwamborn  (msw)Daniela Decker  (dd)

Der EXPRESS.de-Exklusivbericht, dass der WDR die Kult-Veranstaltung an Weiberfastnacht gestrichen hat, sorgte in der jecken Szene für Wirbel. Normalerweise übertrug der Sender jedes Jahr ab 15 Uhr immer eine der angesagtesten Weiberfastnachtspartys Kölns aus den eigenen WDR-Arkaden.

Doch in diesem Jahr gibt es nur Auftritte aus der Konserve. „Diese Entscheidung ist dem WDR nicht leichtgefallen, aus Kostengründen musste aber eine Alternative gefunden werden“, hatte ein Sendersprecher erklärt.

WDR: Keine Weiberfastnacht-Party „aus Kostengründen“

Nun meldet sich der Moderator der Vorjahre zu Wort und attackiert den WDR mit voller Wucht. „Ich bin echt traurig und wütend. Keine Sessionshits der Top-Bands zum Auftakt in den Straßenkarneval, keine kölschen Emotionen für die vielen Exilkölner, die in aller Welt mitgefeiert haben vor dem TV und uns unzählige rührende Nachrichten geschrieben haben. Und vor allem kein Live-Programm für die vielen Menschen, denen es aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist, an diesem zweithöchsten kölschen Feiertag irgendwo live dabei zu sein“, schreibt Lukas Wachten am Montag (29. Januar 2024) bei Facebook.

Alles zum Thema Weiberfastnacht

Er durfte einst Ex-Prinz Wicky Junggeburth beerben und zusammen mit Andrea Schönenborn viele Jahre durch die Sendung führen. „Mit janz vill Hätz, mit purer Freude am Fastelovend und vor allem auch mit einem Team des WDR um Jürgen Klein, das mit ganz viel Herzblut und kölschem Fingerspitzen-Jeföhl über Jahrzehnte eine tolle Sendung produziert hat und bis zur letzten Sekunde hinter dieser Sendung stand und für dieses Format gekämpft hat. Aber wenn die ‚hohen Herren‘ kein Jeföhl haben, dann kommt es leider anders…“, klagt der Moderator.

Das Aus mit finanziellen Gründen zu verteidigen, wie es der Sender macht, nimmt Wachten den TV-Bossen nicht ab. „Ihr, die Millionen oder vielleicht sogar mehr für irgendeinen Nonsens ausgebt, für Mini-Nischen, die nachweislich keinen interessieren? Wofür braucht man noch einen Sender, der seinen Sitz in Köln hat, wenn an Weiberfastnacht jetzt Uralt-Konserven gezeigt werden? Diese Formate können wir auch über YouTube abrufen. Und Kosten? Eine Sendung in den eigenen Räumlichkeiten von den eigenen Mitarbeitern produziert? Wirklich so teuer? Da fallen mir an unzähligen Stellen immense Einsparpotenziale ein, die umzusetzen wären, ohne dass eine unglaublich beliebte Sendung gestrichen werden muss.“

Hier den Facebook-Post von Lukas Wachten in ganzer Länge lesen:

Das Ende der Sendung ist für Wachten ein Skandal. „Schämt Euch! Für Euer Missmanagement, für Euer untrügliches Gespür, genau die Dinge zu streichen, die für viele Menschen in diesen schwierigen Zeiten ein kleiner Lichtblick sind. Euren Auftrag, für den wir alle, die Euch sonst sowieso nicht mehr schauen, einen Haufen Kohle bezahlen, torpediert Ihr mit solchen Aktionen.“

Lukas Wachten: WDR-Chefetage hat Bezug zur Basis verloren

Karneval sei schließlich Kultur, Identität einer Stadt und einer Region sowie Wirtschaftsfaktor und einziger Lichtblick in dunklen Zeiten. „Mein einziger Trost ist, dass Euer Ende absehbar ist und dass dieses Ende verdient ist, weil Ihr einfach so wenig Gespür habt, so willkürlich und hilflos agiert und den Verfall selbst täglich befeuert. Gut so“, schreibt der Moderator.

„Leid tut es mir für das unheimlich tolle Team der Sendung, für Eure tollen Mitarbeiter, die Karneval verstehen! Ich bin sauer und enttäuscht und ich glaube, da bin ich nicht der Einzige. Eure Chefetage hat jeglichen Bezug zur Basis verloren. Dass in einem Milliarden-Unternehmen für diese geile Sendung kein Platz mehr ist, ist unfassbar.“

Stadthalle in Mülheim bietet sich für Alternativ-Party an

In wenigen Minuten sammelten sich unter dem Beitrag Hunderte an Zustimmungen. Auch Karnevalsgesellschaften sowie Bands wie die Räuber oder die Cöllner applaudierten dem Moderator zu der Abrechnung. Wachten: „Der Kölner Karneval kann sehr gut ohne den WDR existieren. Der WDR aber vielleicht nicht ohne den Kölner Karneval!“

Aber vielleicht gibt es doch noch eine Alternative. Die Macher der Stadthalle Köln boten ihre Räumlichkeiten an und wollen helfen, möglichst viele Bands zu kontaktieren. „Wir heben das Format auf ein noch schöneres Level“, kündigte das Mülheimer Team an. Bleibt nur die Frage der Übertragung. „Ein Internet-Stream würde wieder viele ältere Menschen ausschließen“, sagte Wachten.