Die jährliche Mädchensitzung in der Justizvollzugsanstalt Köln bot wieder ein sehenswertes Programm. Festkomitee-Präsident Kuckelkorn verteidigte das Karnevals-Engagement im Knast.
Weiberfastnacht ganz andersKasalla und Höhner machen die Mädchen im Knast jeck
Normalerweise umgibt die fünf Jungs von Kasalla während der Session ein einziger Rausch. Fans, Selfies, spitze Schreie auf dem Weg in jeden Saal, das gleiche Spiel beim Auszug. Am Mittwochabend (7. Februar 2024) erlebten Basti Campmann, Flo Peil & Co. einen ganz anderen Auftritt.
Schweigend und fast schon ehrfürchtig gingen die fünf Musiker durch die leeren Gänge der Justizvollzugsanstalt Ossendorf. Alle paar Meter musste eine schwere Gittertür auf- und wieder zugeschlossen werden. Beim Besteigen des Bandbusses blickten sie noch einmal auf die Stacheldrahtrollen auf den hohen Mauern.
Mädchensitzung im Knast mit Kasalla, De Boore und Höhner
Kasalla waren neben Aluis, Chanterella, De Boore und Höhner bei der diesjährigen Mädchensitzung zu Gast. Für 100 verurteilte Frauen, die begeistert johlten und klatschten, hatte das Festkomitee ein sehenswertes Programm auf die Beine gestellt. Nathalie Bergdoll moderierte und hatte wenig Mühe, die Stimmung im Kinosaal anzuheizen.
Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn betrachtete das jecke Treiben im Knast begeistert. „Das ist für mich einer der wichtigsten Termine der Session. Wir bringen den Karneval da hin, wo er eigentlich keinen Platz hat und man ihn nicht vermutet“, sagte er zu EXPRESS.de. „Wir schaffen so eine Auszeit aus dem Haftalltag“.
Hochkaräter wie Kasalla nimmt er deshalb in die Verantwortung. „Ich sage den Bands, wenn sie an der Fernsehsitzung teilnehmen, müssen sie auch mal solch einen Termin machen. Viele Gruppen, die sonst immer nur den Jubel der Fans kennen, erdet dieses Erlebnis“.
Die Gefangenen waren bunt kostümiert, das Festkomitee hatte auch einige Outfits gespendet. Mit einem Wettbewerb sollen vor allem eigene und kreative Verkleidungen belohnt werden. Alkohol war natürlich tabu. Dafür wurden Berliner gereicht. Selbst NRW-Justizminister Benjamin Limbach schunkelte als Hippie verkleidet mit. „Eine fantastische Sitzung. Toll, dass so viele dabei sein können“, sagte der Jurist.
Die Inhaftierten mussten sich durch gutes soziales Verhalten für die Teilnahme am jecken Spektakel beweisen. Das Festkomitee kennt die Kritik von Opfern von Straftäterinnen und Straftätern oder deren Angehörigen am Engagement.
„Die Frauen haben keinen Bezug zur Gesellschaft da draußen“, entgegnet Kuckelkorn. „Es ist gut, sie mitzunehmen. Irgendwann werden sie wieder frei sein. Und da motiviert solch ein Projekt die Leute“.
Und der Präsident hat noch eine spezielle Anekdote parat. Bei einem früheren Besuch hat er Anstaltskleidung geschenkt bekommen. Zudem einen Gutschein für eine Zelle, falls er mal einrücken müsste. „Für die einzige Zelle mit Dom-Blick ist der gültig“, sagt er lachend.
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Auch das Dreigestirn schaute in der JVA vorbei. Wobei es am Mittwoch wieder phasenweise zu zweit unterwegs war, da die Hüftschmerzen bei Friedrich Klupsch immer größer werden und er deshalb immer mal wieder eine Auszeit benötigt. Anstaltsleiterin Angela Wotzlaw improvisierte und gesellte sich als „Aushilfs-Jungfrau“ zu Prinz Sascha I. und Bauer Werner.
Nach dem vierstündigen Programm mussten alle wieder in ihre Zellen. Die Eindrücke der vorgezogenen Weiberfastnachts-Party nahmen die Frauen mit in den Schlaf. Aber auch die Karnevalsprofis dachten noch lange an den Kurzbesuch hinter Gittern nach. „Alter Schwede, war da eine Stimmung in der Bude“, fasste es Aluis-Frontmann Mathieu Weiden zusammen.