WeiberfastnachtSchwere Vorwürfe wegen neuer Ring-Bühne in Köln – Stadt nimmt Stellung

Blick auf den Hohenstaufenring in Köln.

Hier auf dem Hohenstaufenring (unsere Aufnahme ist aus dem Jahr 2020) wird die Alternativveranstaltung an Weiberfastnacht stattfinden. Der Aufbau beginnt am Mittwoch (7. Februar 2024).

Mit einer Veranstaltung auf dem Hohenstaufenring versucht die Stadt Köln an Weiberfastnacht eine Alternative zum Andrang im Zülpicher Viertel zu schaffen. Dieses Event sorgt jedoch in Teilen für Kritik.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Sorgt die Alternativveranstaltung an Weiberfastnacht auf dem Hohenstaufenring für eine Entspannung der Situation im Zülpicher Viertel oder verursacht sie sogar neue Probleme?

Am Donnerstag (8. Februar 2024) findet die Premiere von „Karneval Open(R)ing“ statt. Von 9 Uhr bis 17 Uhr steigt ein Straßenfest mit Live-Musik von Stadtrand, Rhythmussportgruppe, Jugendchor St. Stephan, Kempes Finest, Wimmer Band, Kuhl un de Gäng, Müller & Band und zwei DJs.

Alternativveranstaltung auf dem Hohenstaufenring an Weiberfastnacht

Der Eingang zur Eventfläche, die Platz für 7500 Menschen bietet, ist am Hohenstaufenring, Ecke Schaafenstraße. Der Ausgang erfolgt Höhe Schaevenstraße. Die queere Community, die traditionell auf der Schaafenstraße feiert, stört sich am Gedanken, dass ihr Veedel mit Zäunen regelrecht weggesperrt wird und dass Menschen, die zur Bühne wollen, am Ende der Schaafenstraße in einer Sackgasse landen, was für Aggressionen sorgen könnte.

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Der CSD-Verein Cologne Pride hat mehrmals gegen die Bühne protestiert: „Unsere begründete Sorge vor mehr und massiven Übergriffen gegen queere Menschen ist Verwaltung und Politik augenscheinlich völlig egal.“ Die Kölner Polizei hat beim Runden Tisch Karneval entgegnet, dass die Einwände nicht nachvollziehbar seien. Es gebe bisher keine Erkenntnisse über vermehrte Angriffe auf die Queer-Community an Karneval.

ColognePride (CSD-Straßenfest) in der Schaafenstraße.

Der CSD-Verein Cologne Pride fürchtet tätliche Übergriffe auf die Queer-Community an Karneval in der Schaafenstraße. Das Foto wurde am 1. Juli 2022 aufgenommen.

Cologne Pride stört sich zudem am Ablauf des Vergabeprozesses. Der Stadtrat hatte zwei Tage vor Heiligabend in einer Dringlichkeitsentscheidung für die Ausrichtung des Alternativfestes 320.000 Euro genehmigt. Der Beschluss wurde nur von Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin und Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) unterzeichnet. Grund für die Hektik war, dass die nächste reguläre Sitzung des Stadtrates erst am 6. Februar stattfindet – zwei Tage vor Weiberfastnacht.

Der Verein beklagte gegenüber EXPRESS.de, dass die Veranstaltung nicht öffentlich ausgeschrieben wurde. Dem entgegnet die Stadtverwaltung auf Nachfrage: „Die Förderung der geplanten dezentralen Veranstaltung erfolgt nach der Allgemeinen Fördermittelrichtlinie der Stadt Köln. Es handelt sich insofern nicht um einen nach dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen ausschreibungspflichtigen öffentlichen Auftrag.“

Stadt Köln: Dezentrale Veranstaltung musste nicht öffentlich ausgeschrieben werden

Zudem wird moniert, dass die Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“, die das Programm in Zusammenarbeit mit dem Veranstalter „Handevent 7“ ausrichtet, die Fördermittel nicht zurückzahlen müsste, sollte die Veranstaltung – aus welchen Gründen auch immer – nicht stattfinden. Dies sei auch nur in Teilen richtig, erklärt eine Stadtsprecherin.

„Entsprechend der Vorlage 411/2023 ‚Straßenkarneval 2024 – Durchführung einer dezentralen Veranstaltung – Entscheidung und Mittelvergabe‘ erfolgt die Förderung in Höhe von insgesamt 320.000 Euro dann, wenn die dezentrale Veranstaltung auf dem Hohenstaufenring an Weiberfastnacht 2024 umgesetzt wird.“

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Weiter heißt es: „Sollte die Veranstaltung aus Gründen, die nicht im Einflussbereich des Veranstalters liegen, nicht umgesetzt werden können, werden die dem Veranstalter entstandenen und angefallenen Planungs- sowie gegebenenfalls Reservierungs- und Stornierungskosten übernommen.“

Cologne-Pride-Geschäftsführer Uwe Weiler spricht dennoch von einem „Skandal“ und kritisiert das Budget, das an einem Tag „verprasst“ werde. Sein Verein schaffe es, beim dreitägigen Christopher-Street-Day-Straßenfest mit demselben Budget vier Bühnen zu bespielen.

OB Reker kann sich Ausdehnung der Fläche am 11.11. vorstellen

Dass „Die Grosse von 1823“ den Zuschlag zur Veranstaltung nur aufgrund des freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Präsident Prof. Dr. Dr. Joachim E. Zöller und OB Reker erhalten habe, wird auch dementiert. Daniel Kölle, Leiter der Stabsstelle Events bei der Stadt, sagt: „Die Stadtverwaltung hat sehr lange daran gearbeitet, dass es eine erste Veranstaltung gibt, die ausdrücklich eine Entlastung des Zülpicher Viertels als Ziel hat. ‚Die Grosse von 1823‘ geht da in die Verantwortung. Das ist gelebtes gesellschaftliches Engagement. Wir als Verwaltung unterstützen die Idee nachdrücklich, um neue Wege zu bestreiten und neue Dinge auszuprobieren.“

Am Mittwochvormittag (7. Februar) beginnen die Aufbauarbeiten. Ab 6 Uhr bis zum Freitag um 20 Uhr ist der Ring zwischen Schaeven- und Lindenstraße gesperrt. Reker kündigte bereits an, dass sie sich für den 11.11. eine Ausweitung der Fläche Richtung Friesenplatz vorstellen könnte, falls das Konzept angenommen wird. An Weiberfastnacht kann die Alternativfläche nicht größer ausfallen, weil auf dem Hohenzollernring bereits die Tribünen für den Rosenmontagszug stehen. Richtung Zülpicher Platz besteht die Gefahr durch den KVB-Tunnel.