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Kidnapping-Opfer Johannes ErlemannMein Entführer schuldet mir 600.000 €

Nach der TV-Sendung: Johannes Erlemann mit Natascha Kampusch und Günther Jauch.

Köln – Der Blondschopf war erst elf Jahre alt und wochenlang angekettet in einer Kiste im Wald vergraben. Sein Entführer badete derweil in einem Riesenhaufen 1000-Mark-Scheine, verjubelte mit seinen Komplizen umgerechnet 600.000 Euro.

Heute, mit 43 Jahren, reißen Johannes Erlemann immer noch grauenhafte Albträume aus dem Schlaf. Und sein Entführer? Er badet heute wieder in Geld, ist Millionär und Geschäftsmann, schüttelt prominenten Politikern die Hände. Doch bald könnte der Kölner Unternehmer zurückschlagen...

In der Talkshow von Günther Jauch „Verschleppt und misshandelt – wie gelingt ein Leben danach?“ diskutierte der Sohn des verstorbenen, legendären „Haie“-Chefs und Finanzjongleurs Jochem Erlemann u.a. mit Natascha Kampusch über die Ungerechtigkeit, dass Täter nach Verbüßung meist kurzer Haftstrafen sorgenfrei leben können, die Opfer jedoch lebenslang unter der Entführung leiden müssen.

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Im EXPRESS spricht Erlemann Klartext: „Von den drei Millionen Mark, die damals meine Familie beschafft hat, fehlten nach der Festnahme rund 1,2 Millionen, also 600.000 Euro. Das haben die uns weggenommen.“

Irgendwann, so Erlemann, könnte er diesen „Optionsschein“ ziehen, das Geld von dem „mehrfachen Millionär“ zurückzufordern. Top-Anwälte würden schon bereitstehen.

Zudem plagen den Inhaber einer Werbeagentur Nacht für Nacht Albträume – selbst 32 Jahre danach: „Ja, es sind blutrünstige Träume von Mord und Totschlag. Fremde Menschen, viele ohne Gesichter, wollen mir Gewalt zufügen. Dann schrecke ich hoch, bin völlig außer Atem und hellwach.“

Das „Allerschlimmste“ sei jedoch auch heute noch, eine Tür im Rücken zu haben: „Die Täter haben mich ja damals rücklings angegriffen und vom Fahrrad in den Wagen gezerrt. Da hatte ich Todesangst – und die hat sich ganz tief eingebrannt.“

Übrigens: Der vermögende Firmenchef, gegen den Erlemann eine Klage erwägt, hat seine Haftstrafe (drei Jahre!) verbüßt und ist resozialisiert. Deshalb darf aus Schutz der Privatsphäre sein Name nicht in Zusammenhang mit der Kindesentführung gebracht werden. Dem EXPRESS sagte er am Montag lediglich: „Was Herrn Johannes Erlemann widerfahren ist, bedaure ich zutiefst.“

Alle seine Erlebnisse von der zweiwöchigen Entführung schreibt Erlemann jetzt auf. Vielleicht wird ein Buch, vielleicht ein Film daraus. Zudem sammelt er neben Erinnerungen, bei denen es ihm „manchmal immer noch kalt den Rücken runterläuft“ auch Film- und Tonbandaufnahmen oder die Berichte aus dem EXPRESS.

In Kürze trifft Erlemann erneut Natascha Kampusch, die in München ihren Film „3096 Tage“ vorstellt: „Sie war ein scheues Reh zur Begrüßung und hatte eine unheimliche Wärme bei der Verabschiedung. Ich glaube, sie fühlte sich von mir verstanden.“