Leukämie-PatientinWas Sabrina im Supermarkt passierte, zeigt Kölns hässliche Seite

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Unglaublicher Vorfall: Sabrina G. wurde in einem Kölner Supermarkt hart angegangen.

von Thomas Werner  (tw)

Köln – Es sollte ein ganz normaler Einkauf am Samstagnachmittag werden. So normal, wie einkaufen gehen mit einer Leukämie-Erkrankung eben sein kann. Doch was die Kölner Krebs-Patientin Sabrina G. (34) über ihren Einkauf in einen Supermarkt in Köln-Nippes berichtet, macht einfach nur fassungslos.

Kölner Krebs-Patientin hat schweren Leidensweg hinter sich

Seit Januar 2017 weiß die junge Kölnerin von ihrer Erkrankung, wartete bis Februar 2019 auf eine Knochenmarkspende, die mittlerweile überstanden ist. Weil sie gleichzeitig mit einem Gen-Defekt lebt, der ihre Immunzellen angreift, läuft sie in der Öffentlichkeit mit einem Mundschutz herum – so auch am Samstagnachmittag. Eine optische „Erinnerung" an ihre gesundheitlichen Probleme, die ihr im Supermarkt zum Verhängnis wurde.

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Typische Optik: Sabrina G. mit Mundschutz.

„Ein älterer Herr hat mich angebrüllt, was ich hier zu suchen hätte. Ich hätte ja die Seuche. Auch die Mitarbeiter hat er angemacht, dass sie jemanden wie mich nicht in den Laden lassen dürften. Ich sei eine Gefahr für alle anderen", so G. Auch soll der Mann, den sie auf etwa. 65 Jahre schätzt, gesagt haben, „dass Leute wie ich vergast oder eingesperrt werden sollten."

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Sabrina G. geht dem pöbelnden Mann aus dem Weg

Sie sei geschockt gewesen, dem Mann aber bewusst aus dem Weg gegangen und habe ihren Einkauf fortsetzen wollen. Doch an der Kasse das gleiche Spiel. „Als ich meine Einkäufe auf das Kassenband gelegt und bezahlt habe, habe ich schon geweint", so die 34-Jährige.

Fast noch schmerzhafter: Auf Hilfe der 20 bis 30 Personen habe sie vergeblich gewartet: „Keiner hat etwas gesagt. Es war, als hätten alle Angst vor dem Mann. Kein Mitarbeiter an der Kasse, kein Mitarbeiter an den Regalen, kein anderer Kunde – niemand hat Zivilcourage gezeigt." Ein Schock, der tief sitzt. „Ich habe ein bisschen den Glauben an die Menschheit verloren."

Supermarkt-Mitarbeiter soll alles schlimmer gemacht haben

Ein Mitarbeiter des Marktes soll die Situation obendrein verschlimmert haben, indem er ihr riet, den Markt nicht mehr zu Stoßzeiten zu besuchen. „Das hat mich extrem geschockt", so G. Zumal der Mann, der sie verbal attackierte – das habe sie aus dem Bekanntenkreis erfahren – in Nippes kein Unbekannter sein soll, der in unterschiedlichen Läden und Einrichtungen bereits Hausverbote bekommen haben soll.

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Feiertag: Sabrina G. bei ihrer Entlassung von der Isolierstation nach der Knochenmarkspende.

Ein schwacher Trost für Sabrina G.: „Ich habe aufgrund meiner Erkrankung schon viele Situationen erlebt, aber das war die schlimmste. Mittlerweile habe ich Probleme, vor die Tür zu gehen, weil ich ständig unter Beobachtung stehe." Ein Ereignis wie das am Samstag mache den Umgang mit ihrer Krankheit logischerweise deutlich schwerer.

Viel Zuspruch in den sozialen Medien

Auch in den sozialen Medien hat Sabrina G. die Story geteilt und jede Menge Zuspruch bekommen. Auch andere Krebs-Patienten, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, wandten sich mit privaten, aufmunternden Nachrichten an sie.

EXPRESS nahm unterdessen Kontakt zum Kölner Supermarkt auf und fragte nach, bisher allerdings vergeblich. „Wir können leider nichts zur Aufklärung des Vorkommnisses beitragen“, heißt es von einem Sprecher des Unternehmens. Dennoch nehme man den Vorfall durchaus ernst und rate Kunden in ähnlichen Situationen, sich unverzüglich an Leitungskräfte der jeweiligen Filiale zu wenden, wenn etwas derartiges passiert.