Fast jeder in Köln kennt ihn, viele regen sich über ihn auf: den Graffiti-Tag „Akse Ameise“. Doch wird überhaupt etwas gegen die Schmierereien unternommen?
Die hässlichste „Kunst“ der StadtKeine Zeit, kein Interesse: Köln kapituliert vor Sprayer „Akse Ameise“
Kein Interesse, keine Zeit, es gibt Wichtigeres. Immer wieder ist in Köln zu beobachten, dass sich um vermeintlich kleine Schandflecke oder Schmierereien niemand von der Stadt oder zuständigen Stellen zu kümmern scheint. Dabei sind viele Makel nicht zu übersehen und befeuern in der Summe Kölns Schmuddel-Image. Seit Monaten, sogar seit Jahren. Ein Beispiel: die „Akse Ameise“-Graffitis.
An zahlreichen Stellen in Köln prangen diese seltsamen Schmierereien.
Akse Ameise in Köln: Überall in der Stadt ist der „Tag“ zu sehen
Mal an Mauern, mal an Geländern in Nippes, ganz besonders aber an eigentlich eher schwer zugänglichen Eisenbahn- und Autobahnbrücken, etwa an der Inneren Kanalstraße oder der Bergisch Gladbacher Straße. Allein bei einer Fahrt auf der Rheinuferstraße vom Kölner Süden in den Norden und zurück kommt man an sechs „Akse Ameise“-Graffitis nicht vorbei.
An der Südbrücke, ein eh von Schmierereien geprägtes Denkmal, findet sich der Schriftzug in riesigen Lettern. Kurz vor der Deutzer Brücke, am Maritim, direkt zwei Mal hintereinander: An der rostbraunen Fußgängerbrücke und direkt dahinter über der Einfahrt zum Rheinufertunnel.
Stadt Köln: Wer kümmert sich um die Beseitigung von Akse Ameise?
Nicht genug: Auch an der Zoobrücke hat der Sprayer über den Köpfen von täglich zigtausenden Kraft-, Rad- und Rollerfahrern sein Revier markiert. Ebenso das gleiche Merkmal auf der anderen Seite der Zoobrücke. Und auch bei der Einfahrt zum Rheinufertunnel im Schatten des Kölner Doms grüßt seit Jahren und somit geschätzt in der Summe Millionen Kraftfahrer der Schriftzug „Akse Ameise is FYA“.
Die Abkürzung FYA steht für „For Your Amusement“, bedeutet also übersetzt „Zu Deinem Vergnügen“.
Nun stellen sich zwei Fragen: Mit wem haben wir da eigentlich das „Vergnügen“? Und warum tat und tut die Stadt nichts, um die Graffitis auf ihrem Eigentum endlich zu entfernen?
Akse Ameise: Mit wem haben wir es eigentlich zu tun?
Klar ist: Der Sprayer, der im Graffiti-Jargon sein „Tag“, also sein Signaturkürzel als Pseudonym an unzähligen Stellen hinterlassen hat, ist scheinbar ein Phantom. Niemand weiß etwas Genaues.
In diversen Foren wird immer wieder Bezug auf einen Sprayer „Akse“ genommen. Der Graffiti-Künstler lebt jedoch in Manchester und ist bekannt für seine fotorealistischen Großporträts, etwa von David Bowie oder George Floyd. Unmöglich also, dass der Star-Sprayer nach Köln kommt, um hier in lebensgefährlichen Aktionen als „Ameise“ über Brücken zu krabbeln und kopfüber Buchstaben zu klieren.
Akse Ameise war auch schon Thema in der Facebook-Gruppe Nett-Werk Köln
Auch auf Facebook taucht das Thema auf. Als eine Frau darüber im „Nett-Werk Köln“ rätselte, kamen 128 Kommentare. Aber niemand weiß Genaues. Einer der Kommentatoren wiederum bekam 149 Likes für seine ganz eigene „Akse Ameise“-Erklärung: „Übersetzt heißt das: Ich beschmutze gerne das Eigentum anderer Menschen und finde es auch noch toll, ein asoziales Mitglied dieser Gesellschaft zu sein.“
Was unternimmt die Stadt? „Es gibt einen Auftrag, die Brücken zu reinigen, der aber aufgrund der aktuellen Situation nicht kurzfristig ausgeführt werden kann“, so Stadtsprecherin Katja Reuter. „Das liegt nicht an den Kosten, sondern an den Möglichkeiten der KASA.“
Stadt Köln: Möglichkeiten der KASA sind eingeschränkt
Die KASA, gegründet 1998, ist die „Kölner Anti Spray Aktion“, ein Zusammenschluss von 37 Behörden und Institutionen, etwa von Polizei, Staatsanwaltschaft, Grundbesitzerverein und KVB. Angesiedelt beim Amt für öffentliche Ordnung.
„Oberste Priorität ist es, Farbschmierereien mit verfassungsfeindlicher Symbolik, persönlichen Beleidigungen und Ähnlichem zu entfernen. Diese Art von Schmierereien haben während der Corona-Pandemie deutlich zugenommen und sind häufig an öffentlichen Gebäuden zu finden. Des Weiteren gibt es auch einige krankheitsbedingte Ausfälle unter der Mitarbeitenden der KASA-Reinigungsgruppe.“
Im Klartext: „Akse Ameise“ wimmelt weiter durchs Stadtbild. Es muss in Köln schwer sein, mit einem Eimer Farbe und einem Farbroller mit Teleskopstange wenigstens mal Schmierereien zu überstreichen.