Der Einsturz des Stadtarchivs – diesen Tag werden die Kölnerinnen und Kölner nie vergessen. An Rosenmontag jährt sich die Katastrophe zum 16. Mal.
Archiv-EinsturzJahrestag fällt auf Rosenmontag – so wird in Köln der Katastrophe trotzdem gedacht
Der 3. März 2009: Köln steht unter Schock. Um 13.58 Uhr fiel das Historische Stadtarchiv in sich zusammen und riss zwei Nachbargebäude mit. Unter den Trümmern wurden zwei junge Männer begraben.
In diesem Jahr fällt der Jahrestag der Katastrophe ausgerechnet auf Rosenmontag. Da an dem Tag mehr als eine Million Menschen dem um 10 Uhr startenden Rosenmontagszug zujubeln werden, hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker bereits um 7.30 Uhr zum stillen Gedenken eingeladen.
Vor 16 Jahren: Archiv-Einsturz kostet zwei jungen Kölnern das Leben
Gemeinsam mit Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, wird sie zwei Kränze am Bauzaun der Großbaustelle aufhängen und an das tragische Unglück erinnern. Auch im letzten Jahr gab es eine bewegende Gedenkveranstaltung, wie ihr oben im Video seht.
Designstudent Khalil (†24) und Bäckerlehrling Kevin (†17) hatten vor nun mehr 16 Jahren keine Chance. Ihre Leichen konnten erst Tage später unter den tonnenschweren Schuttbergen geborgen werden.
Trauer und Fassungslosigkeit herrschte über den Tod der beiden jungen Kölner. Aber auch Sorge um die Archivalien, das über Jahrhunderte gewachsene Stadtgedächtnis – war es für immer verloren? Ebenso beschäftigte viele die Frage nach dem Warum.
Der Boden unter dem Gebäude des Stadtarchivs war in den Bereich der U-Bahn-Baustelle der Severinstraße abgesackt. Dadurch entstand ein Krater, in den das Archivgebäude abrutschte. Teile des Archivgutes stürzten so bis 28 Meter unter Straßenniveau ab.

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Jedes Jahr wird am 3. März an den Archiv-Einsturz mit zwei Toten gedacht. Hier Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Gedenkveranstaltung 2024.
Doch Feuerwehr, Hilfsorganisationen, Archivarinnen, Archivaren sowie vielen Freiwilligen gelang das Unglaubliche: Etwa 95 Prozent des gesamten Archivguts konnte geborgen, erstversorgt und in bundesweit 20 Archiven eingelagert werden. Am 8. August 2011 wurde die Bergung der Archivalien des Historischen Archivs offiziell für beendet erklärt.
Stadtarchiv eingestürzt: Mehrere Baubeteiligte in Köln vor Gericht
Die juristische Aufarbeitung der Schuldfrage endete erst 2024. Nachdem zwei Bauleiter des Großprojekts Nord-Süd-Stadtbahn im Oktober 2018 vor dem Kölner Landgericht vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung durch Unterlassen in Tateinheit mit Baugefährdung freigesprochen worden waren, legte die Staatsanwaltschaft gegen die Urteile Berufung ein. Die Ankläger waren überzeugt, dass das Verhalten der Männer strafbar war.
Daraufhin hob der Bundesgerichtshof (BGH) die Freisprüche in 2021 auf. Auch die Urteile gegen zwei weitere Angeklagte, einen Oberbauleiter (ein Jahr auf Bewährung wegen zweifacher fahrlässiger Tötung) sowie einen Bauüberwacher (acht Monate auf Bewährung wegen zweifacher fahrlässiger Tötung), wurden gekippt. Alle Verfahren wurden ans Landgericht Köln zurückverwiesen.
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Dort wurden im August 2024 schließlich die Strafverfahren gegen die Bauleiter gegen Zahlung von je 5000 Euro, die gegen die beiden anderen Männer von je 2000 Euro vorläufig und nach Zahlung ganz eingestellt. Auch mussten sie ihre Verteidiger und die Kosten der Nebenklage sowie die Kosten für das Revisionsverfahren vor dem BGH tragen – pro Kopf mehrere zehntausend Euro.
Das Gericht sah bei den Angeklagten nur eine mittelbare Verantwortlichkeit für die Havarie der Baugrube. Die unmittelbare Schadensursache soll vielmehr durch zwei weitere ursprünglich Mitangeklagte (Baggerfahrer und Polier) an einer Schlitzwand gesetzt worden sein. Bei deren Errichtung soll ein größerer Gesteinsblock nicht beseitigt worden sein. Dadurch war diese nicht dicht und Grundwasser konnte eintreten.
Beide Hauptverdächtigen können aber nicht mehr verfolgt werden, da der Baggerfahrer verstorben und der Polier aufgrund einer Erkrankung verhandlungsunfähig ist.