Zoff um Kölner BetonautoKünstlersohn empört und mit raffinierter Idee

Die Skulptur „Ruhender Verkehr“ (Foto vom 21. März 2022) auf dem Hohenzollernring steht dort seit 1989. Nun soll das Betonauto umgeparkt werden.

Die Skulptur „Ruhender Verkehr“ (Foto vom 21. März 2022) auf dem Hohenzollernring steht dort seit 1989. Nun soll das Betonauto umgeparkt werden.

Das bekannte Kölner Betonauto soll umgeparkt werden. Aber wohin kommt die Skulptur?

von Ayhan Demirci  (ade)

Wenn es in Köln etwas wirklich Großes zu feiern gibt: auf zum Betonauto. WM-Titel (Deutschland 2014), EM-Triumphe (wie zuletzt Italien) und immer wieder FC-Aufstiege: Nichts eignet sich zum Rudelfeiern und Fahnenschwingen besser als die aus dem Jahr 1969 stammende, zentral auf einer Verkehrsinsel am Hohenzollernring stehende Skulptur „Ruhender Verkehr“ des Künstlers Wolf Vostell. Damit könnte es bald vorbei sein.

Denn: Die Skulptur zieht um. Auf Antrag der grünen Mehrheitsfraktion in der Bezirksvertretung Innenstadt ist die Versetzung des Betonautos beschlossen worden. Es soll künftig auf einem regulär bewirtschafteten Parkplatz stehen. Wo genau, steht noch nicht fest.

Kölner Betonauto: Drin steckt ein Opel „Kapitän“ von 1964

Der Schauspieler und grüne Kommunalpolitiker Claus Vinçon, bekannt aus der „Lindenstraße“, erklärt gegenüber EXPRESS.de die Entscheidung.

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Im Jahr des 90. Geburtstages des Leverkusener Künstlers wolle man zur ursprünglichen Idee von Wolf Vostell (1932 - 1998) zurückkehren. Dessen Konzept habe vorgesehen, mit dem einbetonierten Opel „Kapitän“ (Baujahr 1964) einen Parkplatz zu belegen – wie es bei der Einweihung der Aktionsplastik 1969 in der Domstraße der Fall war.

Vinçon schwärmt davon, wie die Umsetzung das Betonauto erlebbarer machen werde: „In einer Parkreihe steht es zwischen anderen Autos und ist nicht so ein Fremdkörper, wie jetzt. Vostell wollte, dass die Passanten die Skulptur anfassen, sich vielleicht auch darüber ärgern.“

Zum Beschluss der Grünen heißt es schriftlich, Vostell habe mit der Plastik die heute geführten Diskussionen rund um den „Fetisch“ Auto vorweggenommen. Heute scheine „sein damaliger Warnruf Gehör zu finden und die autogerechte Stadt in eine menschengerechte Stadt überführt zu werden.“

Doch Widerspruch kommt von berufener Stelle: Wolf Vostells Sohn Rafael (56) ist empört darüber, das Werk seines Vaters, „ein Wahrzeichen Kölns“, von seinem für alle vertrauten Ort zu verbannen. Nicht nur das: „Ich bin total enttäuscht von der Stadt, dass sie die Familie zu dem Thema nicht befragt hat.“ Er sei der „Urheberrechtsinhaber“ der Skulptur.

Kölner Betonauto könnte in einer Seitenstraße landen

Der Kunsthändler befürchtet, das Betonauto könnte in einer Seitenstraße landen und seiner Bedeutung beraubt werden. In einer Mail an Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat Vostell seine Haltung erläutert. Er habe 1989 selbst erlebt, wie sein Vater den jetzigen Standort als „Teil des gesellschaftlichen Lebens“ befürwortet habe.

Ein anderer Dissens zeigt sich bei der Frage, wem die Skulptur eigentlich gehört. Rafael Vostell zum EXPRESS.de: „Die Eigentumsfrage wird gerade geprüft. Das Ergebnis der Prüfung wird sich hinziehen.“ Mehr wolle er dazu zurzeit nicht sagen. Von unklaren Besitzverhältnissen weiß man bei der Stadt nichts.

Ein Sprecher teilte mit: „Die Skulptur ‚Der Ruhende Verkehr‘ ist städtisches Eigentum und seit 1992 in der Sammlung des Museum Ludwig.“ Man werde Kontakt zu Rafael Vostell beziehungsweise zur Nachlassverwaltung „Wolf Vostell Estate“ aufnehmen.

Kölner Betonauto soll restauriert werden

Dem Vernehmen nach werden für das Betonauto verschiedene Standorte diskutiert, auch ein (Park-)Platz am Ring ist im Gespräch. Bei der Suche werden laut Stadt auch „konservatorische Belange“ berücksichtigt.

Denn: Auf seinem künftigen Parkplatz soll das Kunstwerk restauriert werden. In seinem 52. Jahr ist am Betonauto der Beton an vielen Stellen abgesprengt, Bewehrungen liegen offen und rosten.

Rafael Vostell jedenfalls will zu Ehren seines Vaters eine Edition kleiner Betonautos herausgeben, im Maßstab 1:14. Eine raffinierte Idee – „Aus echtem Beton natürlich.“