Kölner Clubs in NotTrotz Sorgen: Veranstalter nennt großen Vorteil der Corona-Krise

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Partys in Clubs sind in Köln wegen der Corona-Pandemie untersagt. Das Symbolfoto wurde in Berlin aufgenommen.

von Adnan Akyüz  (aa)

Köln – Club Bahnhof Ehrenfeld, Live Music Hall, Reineke Fuchs oder Blue Shell: Die Kölner Clubs und Bars mussten wegen der Corona-Krise im März schließen und das Nachtleben kam stadtweit zum Stillstand. Viele Absagen von Partys und Konzerten treiben Betreiber an den Rand des Ruins. Events in ausverkauften Hallen sind noch in weiter Ferne. Micki Pick (63), Kölner Veranstalter-Urgestein, zieht im EXPRESS eine Zwischenbilanz.

Micki Pick ist in der Kölner Veranstalter-Szene ein alter Hase. Seit Anfang der 1990er ist er einer der Betreiber der „Live Music Hall“, wo bisher unzählige internationale Stars aufgetreten sind. Er leitete auch die Geschäfte des legendären Kölner Clubs „Underground“ bis zu dessen Schließung 2017. Zu seinem Portfolio gehört auch der Underground-Nachfolger „Helios 37“ und er ist einer der Betreiber des Sommerkinos im Rheinauhafen.

Live Music Hall in Köln: Im März und April 60 Konzerte und Partys wegen Corona abgesagt

An der Lichtstraße in Ehrenfeld, wohin sonst Konzert-Besucher in die Live Music Hall pilgern, ist seit Mitte März nichts los. „Wir hatten allein im März und April insgesamt 60 Partys und Konzerte, die wir in den Herbst verschieben mussten. Die Veranstaltungen wurden dann alle auf nächstes Jahr verlegt. Bei vollen laufenden Kosten und keinen Einnahmen ist das bitter“, so der Kölner Unternehmer.

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Micki Pick, Betreiber der „Live Music Hall“

Während der Corona-Zeit habe der erfahrene Veranstalter viel gelernt. Er erklärt: „Erst dachten wir alle, dass es in ein oder zwei Monaten überstanden ist und wir es überleben. Jetzt frage ich mich jeden Morgen, wie es weiter gehen wird und man hat einfach keine Antwort darauf.“

Und weiter: „Wir werden es schaffen. Ein großer Vorteil dieser Corona-Krise ist, dass man das Verhalten von Kollegen und anderen Menschen sieht. Manche sind egoistisch und achten nicht auf die Regeln, was bedauerlich ist. Alle wollen Geld verdienen, aber um welchen Preis? Andere suchen eine Lösung, mit der alle leben können. Im normalen Alltag sieht man diese Dinge nicht.“

Kölner Veranstalter Micki Pick: „Werden noch im Herbst sehen, wer überlebt“

Seine Prognose: „Ohne eine weitere finanzielle Spritze werden wir noch im Herbst sehen, wer überlebt und wer nicht. Bis die Bands aus England oder Amerika wieder nach Deutschland kommen wird es noch dauern. Auch die Zielgruppe 40 Jahre plus überlegt sich dreimal, bevor sie irgendwo hingeht.“

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Der Kölner Club „Tsunami“ an der Straße Im Ferkulum musste am 14. März wegen der Corona-Pandemie schließen.

Ein Lichtblick in dieser schweren Zeit sei die Reaktion der Stadt für den kulturellen Bereich. Pick sagt: „Die Stadt bemüht sich sehr, um uns im kulturellen Bereich zu helfen. Auch wenn man über die Stadt sonst viel motzt, muss man das so sagen.“

Kölner Gastronom Philipp Treudt will auf Situation von Clubs und Bars aufmerksam machen

Gerade in der Not sei man am kreativsten, sagt Pick. Er ist auch in dem Projekt des Kölner Gastronomen Philipp Treudt dabei. Der Betreiber der Bars „Zum Scheuen Reh“ und „Im Schnörres“ und Vorstand der IG Kölner Gastro sowie der „Klubkomm“ möchte mit dem Projekt „Thank You for the Music“ auf die Situation der Kölner Clubs und Bars aufmerksam machen. Es soll ein Fotomagazin entstehen, wozu Treudt auch zur C/O Pop eine Ausstellung am 22. Oktober im Helios plant.

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In dem Fotomagazin werden 26 Kölner Clubs und Bars portraitiert, die wegen der Corona-Pandemie am 14. März schließen mussten.

Für das Projekt an dem die Clubs und Bars „ZwoEins“, „artheater“, „Gloria“, „Reineke Fuchs“, „Clubheim Olympia“, „Club Bahnhof Ehrenfeld“, „Luxor“, „Im Schnörres“, „Gebäude 9“, „Live Music Hall“, „Barinton“, „Sonic Ball Room“, „Loft“, „Zimmermann’s“, „Zum scheuen Reh“, „Die Wohngemeinschaft“, „Subway“, „Tsunami“, „Die hängenden Gärten von Ehrenfeld“, „Bumann & SOHN“, „Blue Shell“, „Stadtgarten — Jaki“, „Club Volta“, „Herbrand’s“, „FRIEDA Bar“ und „Gewölbe“ mitgemacht haben, sammelt Treudt Spenden. Die Einnahmen sollen das Magazin und die Ausstellung finanzieren.

Treudt erklärt: „Ich habe in den letzten zwei Monaten 26 Kölner Bars und Clubs portraitiert. Die Gemeinsamkeit dieser Locations ist, dass sie alle am 14. März wegen der Corona-Pandemie schließen mussten. Wie sehen die geschlossenen Clubs aus? Wie fühlen sich die Besitzer und Künstler? In dem Magazin schaue ich hinter die geschlossenen Türen der Clubs, lasse Besucher, Künstler, Veranstalter und Betreiber zu Wort kommen. So versuche ich, die Kölner Clubszene, die es gerade nicht mehr gibt, sichtbar zu machen.“