Bunte Buchstaben als Protest. Anwohner der Kölner Südstadt stritten sich mit dem Ordnungsamt um die Nutzung vom Eifelwall. Ein Stadtsprecher nennt den Status Quo.
Dauer-Zoff im VeedelEifelwall: Kölner Ordnungsamt legt „Oase“ trocken – Anwohner im Clinch
Köln. Eine seit Monaten für Pkws gesperrte Straße sorgt im Veedel seit Wochen für Wirbel. Die Rede ist vom Eifelwall nahe der Südstadt. Dort hatten Anwohner eine „Oase zum Verweilen und Unterhalten“ mit Sitzmöglichkeiten und Spielen geschaffen. Bis sie vom Ordnungsdienst geräumt wurde. Und das inzwischen mehrfach.
Kölner Eifelwall: Anwohner und Pfarrer stinksauer
Der Protest vor Ort und in den sozialen Netzwerken ließ jeweils nicht lange auf sich warten. Hans Mörtter von der Lutherkirche polterte in einem Clip, den er an Ort und Stelle aufnahm: „Mitten in der Stadt - am Eifelwall - hatten einige Menschen einen Platz urbanes Leben geschaffen, das vobeiziehende Menschen zum Verweilen und Unterhalten eingeladen hat. Das Kölner Ordnungsamt hat sich aber vor einigen Tagen gegen dieses kleine Stück selbsterbaute Oase für Kinder, Jugendliche und Erwachsene entschieden.“
Der Geistliche rief weiter zum Protest auf: „Ein echtes Trauerspiel. Lasst euch nicht unterkriegen, holt eure Stühle raus und erobert euch eure Stadt zurück!“
EXPRESS fragte bei der Stadt nach den Gründen der Maßnahme. Demnach sei der Ordnungsdienst bereits Ende September nach Anwohnerbeschwerden zweimal gerufen worden. Man könne nicht einfach irgendwas auf eine Straße stellen. Auch nicht in guter Absicht.
Ein Sprecher: „Der Verursacher konnte ermittelt werden, ihm wurde erklärt, dass es sich um öffentliches Straßenland handelt. Er wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Aufbauten in solchen Fällen von der AWB entsorgt werden, wenn sie nach Fristablauf nicht durch den Verursacher entfernt wurden. Da das Mobiliar nicht entfernt wurde und keine Sondernutzungserlaubnis vorliegt, wurden die AWB beauftragt, die Gegenstände zu entfernen.“
Am 6. und 7. Oktober 2021 seien die Aufbauten durch die AWB und den Ordnungsdienst entfernt worden. 15 Personen versuchten dies zu verhindern. Zu einer Eskalation kam es glücklicherweise nicht. Mitarbeitende des Ordnungsdienstes hätten die Gründe erläutert, einige Personen daraufhin Verständnis gezeigt. Doch vorbei war das Ganze damit nicht.
Der Sprecher weiter: „In den sozialen Netzwerken wurde nach der Räumung zum erneuten Aufbau einer Sondernutzung bzw. „Rückeroberung“ des Bereichs aufgerufen. Bereits am 9. Oktober 2021 gingen erneut Beschwerden in der Leitstelle des Ordnungsdienstes bezüglich der Örtlichkeit ein. Am 10. Oktober 2021 war der Ordnungsdienst erneut vor Ort. Es waren wieder Gegenstände abgestellt worden, wiederum forderte der Ordnungsdienst den/die Verursacher*innen mittels Aufklebern zur Entsorgung/Räumung auf. Dies ist insbesondere auch zur Freihaltung von Rettungswegen wichtig.“
Der Sicherheitsaspekt sei grundlegend: Die Zufahrt vom Höninger Weg in den Eifelwall sei zwar durch Poller gesperrt – allerdings können diese Poller im Einsatzfall durch Feuerwehr oder Rettungsdienst herausgenommen werden, um so auf dem schnellsten Weg eine zügige Rettung von Menschenleben zu gewährleisten: „Auch aus diesem Grund können dort Aufbauten/Gegenstände/Mobiliar im öffentlichen Straßenland nicht geduldet werden“.
Für ihre Freunde ist die „Oase“ noch lange nicht ausgetrocknet und könnte schon bald Thema der lokalen Politik werden. So soll es nach EXPRESS-Informationen in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung am 28. Oktober eine Aktuelle Stunde zum Thema Räumung und Ordnungspolitik geben.
Eifelwall: Anwohnerin widerspricht Pfarrer und moniert üble Zustände
Pfarrer Mörtter in seiner Protestbotschaft: „Hier haben einfach Leute die Idee gehabt, ein Wohnzimmer hinzubauen. Kinder trafen sich hier, es gab Begegnungsorte, man erzählte sich Geschichten und konnte Backgammon spielen auf den Steinen. Es gab Wimpelketten. Ein wunderbarer Ort des Menschseins. Und was macht das Ordnungsamt? Es ist wahrscheinlich gefährlich, wenn sich Menschen treffen. Also alles weg damit, geschreddert!“
Dem widerspricht wiederum eine erboste Anwohnerin, die sich bei EXPRESS.de meldete. Sie beschreibt eine ekelhafte Szenerie, die so gar nicht zum Bild der idyllischen Oase passt und eher dem einer triefenden Kloake gleicht.
„Die Ansammlung von Sperrmüll, zerdepperten Flaschen und Kotze als Oase zu bezeichnen - mein lieber Mann, da muss man wirklich schon sehr positiv sein“, heißt es. Pfarrer Mörtter, den man grundsätzlich schätze, bekommt namentlich eine Watschn ab: „Er hätte besser zu Zeiten dort ein Video gedreht, wo sich diverse lichtscheue Gestalten, Unmengen von zerbrochenem Glas, Erbrochenem und einfach nur Sperrmüll dort angesammelt haben.“
Und weiter: „Mit voller Hose lässt sich gut stinken - will heißen, wenn man aus Ehrenfeld etc. dort anreist, geht man nach getaner Arbeit bzw. erzielter Verschmutzung und Vermüllung nach Hause. Die Anwohner und Kinder, die mit ihren Rädern und Hunden zwischen Glasscherben, Müll und sonstigen Hinterlassenschaften durch die Oase waten, können das aber nicht. Zu den bis in die Nacht stattgefundenen wahrscheinlich nicht angemeldeten Parties will ich gar nichts sagen.“
Oase oder Kloake? Ein Ende der Kontroverse ist also noch längst nicht in Sicht...