Das Gesetz gegen die Eindämmung von Straßenhunden in der Türkei löst viel Kritik aus. In Köln hat es eine Demo dagegen gegeben. Es gibt aber auch eine Vorgeschichte.
Umstrittenes Türkei-GesetzKöln ehrt den Hunde-Killer „Läsche Nas“ mit Denkmal
Heute noch ein Wuff – und morgen ein Jaul. Weltweit und auch in Köln sind Hundefreundinnen und -freunde im Alarmmodus wegen einer vom türkischen Parlament beschlossenen Gesetzesänderung, mit der die Tötung von Straßenhunden (in der Türkei soll es vier Millionen geben) in bestimmten Fällen ermöglicht wird. Am Heumarkt haben Hundefreunde gegen das Gesetz protestiert.
Was die wenigsten wissen: Als Straßenhunde in Köln einst eine Plage waren, wurde sogar eigens ein Hunde-Killer angeheuert – und dem wurde vor dem Ehrenfelder Bezirksrathaus sogar ein Denkmal gesetzt. Die verrückte Geschichte des Hundefängers Leonard Lersch alias „Läsche Nas“ ist so skurril wie wahr.
Kölner Hundefänger Leonard Lersch hat ein Denkmal in Ehrenfeld
Geboren wurde Lersch 1840 in der Weyerstraße 17 in der Kölner Innenstadt – besungen wird er sogar von den Bläck Fööss im „Hämmche“-Lied. Zu Lerschs Markenzeichen wurde seine große Nase – und die steckte der Mann in allerlei Sachen.
„Er machte eine Metzgerlehre und sollte das väterliche Metzgergeschäft fortführen, ging aber lieber zum Theater“, schreibt Dr. Dieter Brühl von der Bürgervereinigung Köln-Ehrenfeld von 1954 e. V.. Und weiter: „In einem Volkstheater trat er als Komiker auf und hatte dort aufgrund seiner großen Nase, die ihm den Spitznamen eintrug, großen Erfolg.“
Zu einer Theaterkarriere reichte es jedoch nicht. Nach dem Militärdienst und dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 fängt „Läsche Nas“ als Polizist an, wird dann Wachmann am Bahnhof im Deutzer Feld und wechselt 1875 noch mal die Branche – er wird städtischer Bezirksabdecker.
Und erlangt seine eigentliche Berühmtheit durch die Tätigkeit als Hundefänger mit langem Fangnetz an der Stange und einem Käfigwagen. „Unendlich viele Streuner verunreinigten die Stadt und brachten die Gefahr der Tollwut mit“, schreibt das Portal „Köln-Lotse“ über die damaligen Zustände in der Stadt.
Dieter Brühl vom Bürgerverein Ehrenfeld erzählt, „Läsche Nas“ habe zu jener Zeit alles, was als Hund frei rumlief, eingefangen: „Zum Leidwesen so mancher Bürger oder Bauern, deren Karrenhunde zum Ziehen der Obst- und Gemüsewagen ohne Maulkorb Freilauf hatten.“ Die versuchten, ihre Tiere durch ein Trinkgeld auszulösen.
Die skrupellosen Methoden von „Läsche Nas“ hätten durchaus auch Kritik bei Tierschützern erregt. Denn die gefangenen und nicht abgeholten Tiere murkste der Hundefänger ab – und aus den Kadavern schmolz er das Fett aus.
Stadtführer Wilfried Weber, der am 1987 eingeweihten Läsche-Nas-Brunnen oft Station macht, erzählt: „Das alles passierte in der Nähe von Melaten, dort kochte er die toten Tiere aus – und es stank fürchterlich, so dass sich die Trauergemeinden beschwerten.“
Laut Dieter Brühl verkaufte der umtriebige Lersch das Fett als Heilmittel gegen Rheuma und Ischias, dazu betrieb der nebenberufliche Quacksalber eine sogenannte „Kur-Heilanstalt“ an der Nußbaumerstraße 82 in Neuehrenfeld, wo er mittlerweile wohnte.
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Die Stadt soll mit den Diensten von „Läsche Nas“ zufrieden gewesen sein. So kam es zu einem weiteren Meilenstein in Leonhard Lerschs wildem Berufsleben: Der so erfolgreiche Hunde-Killer wurde auch noch das Amt des städtischen Scharfrichters übertragen. Doch Lersch war gesundheitlich angeschlagen. Er starb 1887 mit nur 47 Jahren an Schwindsucht, ohne dass er ein Todesurteil vollstreckt hätte.
100 Jahre nach seinem Tod wurde auf Initiative des damaligen Ehrenfelder Bezirksvorstehers Franz-Leo Wirtz (SPD, starb 2012 im Alter von 101 Jahren) der Brunnen in Gedenken an das Kölner Original errichtet. Die Künstlerin Christine Kaul hat den aus Bronze bestehenden Brunnen mit zehn übereinanderliegenden Ringen mit zehn verschiedenen Nasen entworfen. Im Brunnenrand sind Metalltafeln eingelassen, die das Leben der „Nas“ darstellen.