Tamer Bakirci schaut in dem Ehrenfelder Parkhaus nach dem Rechten. Was der 64-Jährige dabei schon alles erlebt hat, erzählt er im EXPRESS.de-Gespräch.
Kölner Security-Mann packt ausNacktvideo und Sektparty – der tägliche Wahnsinn im Parkhaus
Wer dem 64-jährigen Tamer Bakirci begegnet und ein paar Worte wechselt, steht vor einem der bestangezogenen Männer Kölns: Immer akkurat, wie aus dem Ei gepellt, Designerbrille. Am Finger trägt Tamer Bey einen Ring seines Lieblingsclubs Fenerbahce Istanbul.
Er ist Kongressmitglied des Fußballvereins, nach Möglichkeit steigt Tamer Bakirci in den Flieger, besucht die Heimspiele seiner Mannschaft am Bosporus und seine am Istanbuler Goethe-Institut arbeitende Tochter.
Tamer Bakirci ist Parkhauswächter in Köln-Ehrenfeld
Er könnte aus einer Jetset-Serie stammen. In Wirklichkeit ist die Geschichte noch viel aufregender: Denn Tamer Bakirci ist der Sicherheitsbeauftragte eines Kölner Parkhauses.
Auch um den drumherum liegenden großen Gebäudekomplexes mitten in Ehrenfeld – Wohnungen, Ladenlokale, Fitnesscenter und das Cinenova-Kino – kümmert sich der „Siedlungskontroletti“ gemeinsam mit einem hauptamtlichen Hausmeister.
Bakirci brennt für seinen Job, bislang hat noch jeder Eigentümer, angefangen von der Aachen-Münchener in 2010 bis zu den heutigen Eignern aus Frankfurt – das Dienstverhältnis mit „Tamer Bey“ fortgeführt.
„Ich liebe meine Arbeit“, sagt der – „aber sie kann einen auch in den Wahnsinn treiben.“ Das liegt vor allem am Parkhaus.
Kölner Parkhauswächter wird immer wieder nachts rausgeklingelt
Denn Bakirci ist auch der Nachtwächter des Betriebes. Und es vergeht fast keine Nacht, in der er nicht rausgeklingelt wird. Denn für „Notfälle“ steht auf mehreren Tafeln seine Handynummer. Er wohnt in einer der Wohnungen im Komplex.
Das Problem: Ist Not am Mann, ist der pflichtbewusste und wegen seiner Freundlichkeit beliebte Tamer Bey gern zur Stelle – doch in 99 Prozent der Fälle ist der angebliche „Notfall“ schlicht Schusseligkeit der Kundschaft. Die beteuert dann, der Parkautomat habe das Ticket verschluckt. Das geht rein technisch nicht.
Aber erklär das mal jemandem, der nachts um eins, vielleicht übermüdet, vielleicht angetrunken, das Ticket in irgendeine (Hosen)tasche gesteckt hat, dies aber nicht wahrhaben will. „Ich weiß ja, wie es endet – also flehe ich die Leute am Telefon an, nochmal genau nachzuschauen.“
So wie bei zwei Damen zuletzt: Als Bakirci dann eintraf, kippte er den Inhalt der Tasche auf den Boden – da lag das Ticket dann. „War ja klar. Den meisten ist das dann richtig peinlich.“
Kölner Parkhaus: Autofahrer rastete aus und griff zur Axt
Ein anderer, der partout behauptete, der Automat habe sein Ticket geschluckt, war am Ende über die 35 Euro Verlustgebühr, die er zahlen sollte, so sauer, dass er aus dem Kofferraum ein Beil holte und damit auf den Parkhauswächter losging. Bakirci verschanzte sich in seiner Wärterkabine.
Die Liste außergewöhnlicher Ereignisse im Parkhaus ist lang. Jugendliche entriegelten die Feuerlöscher und schäumten eine ganze Etage voll.
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Skateboarder verabreden sich, um die Rampen runterzurasen. Letztens ertappte Bakirci einen Mann, der vier Sektgläser zwischen seine Finger gehängt hatte und auf dem Weg aufs „Oberdeck“ war – er wolle mit Freunden anstoßen.
Unangekündigte Minipartys und Filmdrehs gebe es oben immer wieder, sagt Bakirci – „wenn die Leute wenigstens fragen würden“.
Vor wenigen Tagen hörte Bakirci aus seiner Wohnung Lärm – als er im Parkdeck eintraf, sah er zwei junge Frauen und ein Videostativ. Eine der Frauen machte obszöne Bewegungen und hatte sich Teile ihrer Kleidung entledigt. Was das denn solle, grätschte Tamer Bey in die bizarre Szenerie. Keine Antwort, das Duo zischte ab.
Beweisfotos wandern in die Parkhaus-Akten
Aber auch hier wandert ein Belegfoto in die Parkhaus-Akten. Natürlich sei das Gros der Kunden und Kundinnen unauffällig und sehr freundlich.
Einer, ein Fliesenleger, hatte im Parkhaus seine Geldbörse mit 3000 Euro verloren. Von dem wurde Tamer Bey am Ende geherzt – der Wächter hatte das Portemonnaie gefunden.