Selten hat ein Thema für so viel Wirbel gesorgt. Es geht um die Ramadan-Beleuchtung auf der Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld. Aber hat Kölns OB Henriette Reker eine Chance vertan? Der EXPRESS.de-Kommentar.
KommentarRamadan-Beleuchtung in Köln: So viele Meinungen, aber eine wichtige Stimme fehlt
Manche sehen darin den Untergang des Abendlandes. Andere fordern, gleiches Recht für alle – Lichterketten in Köln, dann auch Weihnachtsbeleuchtung in Istanbul.
Mehr als 250 Mails zu dem Thema haben die EXPRESS.de-Redaktion erreicht. In einer Umfrage auf EXPRESS.de gingen mehr als 34.000 Stimmen ein – mehr als 70 Prozent votierten bei der Frage nach der Ramadan-Beleuchtung mit „Ich bin dagegen“.
Ramadan-Beleuchtung beschäftigt viele Kölner und Kölnerinnen
Auf ein entsprechendes Posting auf dem Instagram-Kanal von EXPRESS.de folgten mehr als 900 Kommentare.
Selten hat ein Thema so polarisiert. Erwarten die Kölner und Kölnerinnen da nicht ein offizielles und klares Statement von der Oberbürgermeisterin Henriette Reker? Bisher kam da nichts und das ist schade.
O.k. – die Stadt ist nicht verantwortlich für die Aktion. Es ist der Verein „The Ramadan Project“, der die 13 Lichtelemente mit Spenden organisiert hat. Zwar hat sich die Stadt Köln zu der Ramadan-Beleuchtung wohlwollend geäußert, aber reicht das?
In einer Mitteilung der Stadt heißt es unter anderem: „Die Beleuchtung unterstreicht die Vielfalt der Stadtgesellschaft und das gemeinsame Feiern und Begehen von Festen. Andere Religionen und Glaubensrichtungen können ihre Feste genauso sichtbar machen, sofern die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht gefährdet sind.“
Ramadan-Beleuchtung in Köln: Wo bleibt das Reker-Statement?
Köln ist tolerant, offen, queer – all das hat Reker bereits mehrmals hervorgehoben und in Reden betont. Aber bei der Ramadan-Beleuchtung hält sie sich zurück.
Vielleicht, weil hinter dem Thema ein Jahr vor der OB-Wahl doch mehr steckt als nur ein paar Lichterketten an Laternenmasten. Geht es hier vielleicht schon um Wählerstimmen?
Wäre das nicht die ideale Möglichkeit gewesen, den 120.000 Kölner Musliminnen und Muslime noch mehr Wertschätzung entgegenzubringen?
Immerhin war Reker am 16. März beim Ditib Ramadan-Empfang in der Kölner Moschee, um dort integrative Gespräche zu führen.
Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
Die Parteien waren da etwas redseliger, wie beispielsweise der Bezirksbürgermeister von Köln-Ehrenfeld, Volker Spelthann (Grüne): „Ich würde allen zur Gelassenheit raten. Keiner muss Angst vor Lichterketten haben.“
Auch andere Parteien bezogen zu der Kölner Ramadan-Beleuchtung auf der Venloer Straße Stellung.
Ex-Bundespräsident Christian Wulff zur Ramadan-Beleuchtung
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff äußerte sich ebenfalls zu dem Thema – in der Funktion des Vorsitzenden der Deutschlandstiftung Integration.
„Wenn ich so religionsfeindlich bin wie manche, dann muss ich mich auch nicht wundern, dass das Christentum zurückgedrängt wird“, sagte Wulff dem Nachrichtensender Welt TV.
Wenn Weihnachten überall in Deutschland gefeiert werden solle, „kann man auch zulassen, dass auch derer gedacht wird, die jetzt den Ramadan feiern.“