Update

Kunde (†83) totProzess gegen Kölner Werkstatt-Chef endet mit Paukenschlag – „bis heute Albträume“

Ein Polizeifahrzeug steht vor einer Tankstelle.

Auf dem Gelände einer Kölner Tankstelle kam es am 10. Januar 2023 zu einem tragischen Vorfall. Das Symbolfoto zeigt einen Einsatz im münsterländischen Lengerich nach einem Messerangriff an einer Tankstelle am 3. Dezember 2022.

Ein Kölner Werkstatt-Chef musste sich nach dem Tod eines Kunden vor Gericht verantworten. Jetzt ist die Entscheidung gefallen.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Als er seinen Pkw in eine Werkstatt bringt, ahnt ein Kölner (83) nicht, dass dieser Termin für ihn tragische Folgen haben sollte. Denn sechs Tage später stirbt er.

Am Montag (10. Juni 2024) stand der Werkstatt-Inhaber (56) wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. Der Prozess endete mit einem Paukenschlag und großer Erleichterung.

Prozess vor Amtsgericht nach Vorfall in Kölner Werkstatt

„Es wurde von einer Strafe abgesehen und das Verfahren eingestellt“, sagte Amtsgerichtssprecherin Denise Fuchs-Kaninski gegenüber EXPRESS.de.

Alles zum Thema Unfall Köln

Der Verteidiger des Werkstattchefs hatte zuvor bereits erklärt, er sähe keine Kausalität. Das spätere Opfer hätte auch anderswo stürzen und sich dann im Krankenhaus einen Keim mit tödlichen Folgen zuziehen können. Auch sei sein Mandant davon ausgegangen, dass der Kunde die Werkstatthalle verlassen hätte.

Dem Angeklagten, dessen Werkstatt auf einem Tankstellengelände in Köln liegt, war vorgeworfen worden, fahrlässig den Tod des Kunden verursacht zu haben.

Demnach soll der 56-Jährige am 10. Januar 2023, um Platz für das Auto des späteren Opfers zu machen, zunächst ein anderes Fahrzeug von der Hebebühne heruntergelassen haben. Weil der Wagen angeblich nicht ansprang, soll er anschließend durch das geöffnete Seitenfenster ans Lenkrad gegriffen und den Pkw rückwärts aus der Werkstatt geschoben haben.

Dabei soll er den Autobesitzer, der sich dort mit seinem Rollator aufhielt, touchiert haben. Der Kunde stürzte und zog sich rechts einen Oberschenkelhalsbruch zu.

Kölner stirbt sechs Tage nach Werkstattbesuch im Krankenhaus

Der Mann kam ins Krankenhaus, wo er sich einen Krankenhauskeim zuzog und am 16. Januar 2023 an den Folgen einer Lungenentzündung und einer Dekompensation des Herzens verstarb.

Amtsgericht, Landgericht ...

Diese Gerichte gibt es in Köln

Blick aus der Luft auf die Hochhäuser des Justizzentrums.

Das Kölner Amtsgericht befinden sich im Justizzentrum an der Luxemburger Straße in Köln-Sülz. Es ist nach dem in München das zweitgrößte in Deutschland, was daran liegt, dass in den größeren Städten Berlin und Hamburg die Zuständigkeit jeweils auf mehrere Gerichte verteilt ist. Weitere Teile des Kölner Amtsgerichts (unter anderem Nachlass- und Zwangsversteigerungsgericht) sind gemeinsam mit dem Oberlandesgericht am Reichenspergerplatz in Köln-Neustadt-Nord untergebracht. Das Symbolfoto stammt vom 25. August 2023.

An der Fassade des Justizzentrums befindet sich der Schriftzug Landgericht.

Das Landgericht befindet sich (wie das Amtsgericht) im 1981 eingeweihten Justizzentrum in Sülz. Es existiert seit 1820 und war bis 1981 schwerpunktmäßig im Gerichtsgebäude Appellhofplatz untergebracht, doch dort wurde es zu eng. Das Kölner Landgericht ist das größte der drei Landgerichte im Bezirk des Oberlandesgerichts Köln und eines der größten Deutschlands.

An der Fassade befindet sich der Schriftzug Arbeitsgericht.

Das Kölner Arbeitsgericht an der Blumenthalstraße 33 ist nicht nur das größte in NRW, sondern in ganz Deutschland. Außerdem das älteste. Bereits seit 1811 wird in Köln Arbeitsrecht gesprochen. Das Arbeitsgericht ist nicht nur zuständig für die kreisfreie Stadt Köln, sondern auch im Rhein-Erft-Kreis für Bedburg, Bergheim, Brühl, Elsdorf, Erftstadt, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim und Wesseling, im Rheinisch-Bergischen-Kreis für Bergisch Gladbach, Kürten, Odenthal, Overath und Rösrath. An gleicher Adresse hat auch das Landesarbeitsgericht seinen Sitz. Das Symbolfoto wurde aufgenommen am 21. September 2011

Vor einem mehrstöckigen Gebäude steht eine Tafel mit den Worten „Landesarbeitsgericht Arbeitsgericht“.

Das Landesarbeitsgericht ist neben Hamm und Düsseldorf eines (und dabei das jüngste) von drei Landesarbeitsgerichten von NRW. Zum Kölner Landesarbeitsgerichtsbezirk gehören die vier Arbeitsgerichte Aachen, Bonn, Köln und Siegburg. Das Foto wurde am 14. Februar 2024 aufgenommen.

Der Eingangsbereich zum Verwaltungsgericht in Köln.

Das Verwaltungsgericht liegt am Appellhofplatz. Dort wurde am 6. November 1826 das erste Gerichtsgebäude seiner Bestimmung übergeben: Der Appellationsgerichtshof beherbergte mit Ausnahme der Friedensgerichte (aus denen gingen später die Amtsgerichte hervor) sämtliche Kölner Gerichte einschließlich der Generalstaatsanwaltschaft und Staatsanwaltschaft. 1879 wurde aus dem Appellationsgerichtshof das Oberlandesgericht und ein Neubau errichtet. Das Symbolfoto ist vom 2. September 2016.

Die Fassade des Oberlandesgerichts ist prächtig mit vielen Verzierungen.

Das Oberlandesgericht (OLG) am Reichenspergerplatz ist eines der drei Oberlandesgerichte des Landes Nordrhein-Westfalen. Das prächtige Gebäude wurde nach den Plänen des Geheimen Oberbaurats Paul Thoemer von 1907 bis 1911 errichtet und am 7. Oktober 1911 eingeweiht. Damals war es das größte Gerichtsgebäude Deutschlands. Beim Kölner OLG arbeiten etwa 120 Richter beziehungsweise Richterinnen. Das Symbolfoto ist aus April 2018.

1/6

Bei einer Dekompensation kann ein Organdefekt nicht mehr durch den Organismus ausgeglichen werden und Symptome der entsprechenden Organstörung treten offen zutage.

Im Prozess hatte der Rechtsmediziner dem Verteidiger widersprochen und erklärt, ohne den Unfall in der Werkstatt sei der Rentner definitiv nicht verstorben. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, habe der Mediziner aber gleichzeitig den Angeklagten entlastet. Demnach konnte er nicht ausschließend, dass der 83-Jährige auch vor Schreck gestürzt sein könnte, als er das Auto auf sich zurollen sah.

Der Automechaniker erzählte im Prozess, dass ihm der Vorfall bis heute Albträume bereite. Seine Werkstatt hat er inzwischen geschlossen.

Laut Strafgesetzbuch wird, wer durch Fahrlässigkeit den Tod eines Menschen verursacht, mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft. So wurde zum Beispiel ein Rentner (72), der den Tod einer zweifachen Mutter in Rodenkirchen verschuldet hat, zu einer Geldbuße verurteilt.

Ein junger Kölner (21), der einen Unfall in Hürth verursachte, bei dem ein Beifahrer (†44) starb, wurde hingegen Ende April 2024 nach Jugendstrafrecht zu 20 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.