In sozialen Medien sind Videos aufgetaucht, die queerfeindliche Angriffe in Köln aus den vergangenen Tagen zeigen.
Kurz vor CSD in Köln„Nein“ nicht akzeptiert: Queere Frauen bitten nach brutalem Angriff um Hilfe
von Adnan Akyüz (aa)
Mit der CSD-Parade am Sonntag (3. Juli 2022) wurde in Köln ein starkes Zeichen gegen Queerfeindlichkeit und Diskriminierung der LGBTQ+-Community gesetzt. Warum das immer noch notwendig ist, zeigen zwei aktuelle Fälle aus Köln, bei denen queere Menschen angriffen und verletzt worden sind.
Die Kölner Polizei beschäftigt aktuell ein Fall vom 24. Juni an der Schaafenstraße in Köln. Drei Frauen wurden vor einem Nachtclub im Bermudadreieck, dem Kölner Hotspot der LGBTIQ-Community rund um die Schaafenstraße, von einer Gruppe von fünf Männern angegriffen. Eine Frau soll dabei geschlagen worden sein und das Bewusstsein verloren haben.
Was genau geschehen sei, schilderten die Frauen in einem Video auf Instagram. Eine von ihnen erzählt, dass sie zu zweit unterwegs gewesen sind und mit einer Frau, die sie kennengelernt hatten, vor einem Club standen.
Köln: Queerfeindlicher Angriff auf Frauen an der Schaafenstraße
„Wir standen küssend vor einem Club, worauf sich eine Gruppe von Männern angesprochen gefühlt hat, mitzumachen. Aus unserem ‚Nein‘ wurde ganz aus schnell aus verbaler Gewalt körperliche Gewalt. Mich hat dann einer der Männer gepackt, an den Haaren gezogen und hat mit mehreren Faustschlägen auf mich eingeschlagen. Ich war dann zwei Minuten bewusstlos“, schilderte eine der Frauen.
Auch erzählen die Frauen, dass ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes des Clubs nicht eingeschritten sei. Er soll die mutmaßlichen Täter gewarnt haben, dass die Polizei auf dem Weg sei und sie besser verschwinden sollten. „Das war für uns fast noch viel schlimmer“, so eines der Opfer. In dem Beitrag rufen die Frauen Zeugen oder Zeuginnen, die etwas beobachtet haben, auf, sich bei ihnen zu melden.
Die Kölner Polizei bestätigt auf Anfrage von EXPRESS.de, dass in dem Fall wegen Beleidigung und Körperverletzung ermittelt wird. Die Sprecherin erklärt zudem: „Straftaten, bei denen der Verdacht besteht, dass die sexuelle Ausrichtung des Opfers bei der Tathandlung eine Rolle gespielt hat, werden bei der Polizei Köln inzwischen gesondert erfasst. Der Staatsschutz übernimmt in diesen Fällen die Bearbeitung der Delikte.“
Im Einzelfall erfolge eine Überprüfung des Sachverhaltes, ob sich die Motivation des Täters gegen queere Menschen gerichtet hat oder ob die Straftat unabhängig von der sexuellen Ausrichtung des Geschädigten begangen wurde. „Genaue Zahlen hierzu liegen noch nicht vor, da seitens der Polizei erst nach Abschluss der Ermittlungen feststeht, ob es sich um eine solche Straftat gehandelt hat“, so die Sprecherin weiter.
Im Kölner Bermudadreick kommt es immer wieder zu Angriffen auf die LGBTQ+-Community. Im Sommer 2021 hatte ein Autofahrer offenbar vorsätzlich einen Feiernden (35) angefahren, nachdem er ihn und weitere Menschen homophob beleidigt hatte. Der Fall schlug hohe Wellen und beschäftigte Polizei und Politik in Köln.
Ein anderer Fall ereignete sich nur einen Tag vor der CSD-Parade, also am Samstag, in der Nähe des Kölner Doms. Dort ist es zu einem Angriff auf homosexuelle Frauen gekommen. Ein Video auf Twitter zeigt den Angriff. Als eine Frau aus der Gruppe heraus nach der Polizei ruft, scheint sich die Lage zu beruhigen. Ob eine Anzeige zu dem Angriff vorliegt, ist unklar.
Laut dem Schwulen und Lesbenverband (LSVD) aus Köln hat es 2019 insgesamt 20 Fälle von queerfeindlichen Angriffen in NRW gegeben: Drei Körperverletzungen, vier Beleidigungen, drei Sachbeschädigungen, fünf Volksverhetzungsdelikte und fünf Verwendungen von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Diese Angaben stammen aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Fraktion der Grünen.
Bundesweit habe es insgesamt 1.051 Straftaten im Bereich der politisch motivierten Kriminalität im Bereich „Geschlecht/Sexuelle Identität“ und/oder „Sexuelle Orientierung“ gegeben, davon sind 190 Gewalttaten. Der Verband geht aber von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus, da nicht alle Fälle gemeldet oder als solche dokumentiert würden.
Wer queerfeindliche Angriffe melden will, kann das bei der Fachstelle Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben, Schwule, und Trans* in NRW tun. Der Verein Rubicon mit Sitz in Köln dokumentiert die Fälle im Auftrag des NRW-Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration und bietet Beratung für Opfer. Aktuell wird auch eine Meldestelle für queerfeindliche Angriffe beim Verein Queeres Netzwerk NRW, auch mit Sitz in Köln, eingerichtet.