Die Erfolgsshow „Lord of the Dance“ machte mal wieder Station in Köln. Erfinder Michael Flatley ist zwar nicht mehr live zu erleben. Dafür ist er zumindest dank der Videowand noch mit dabei.
„Lord of the Dance“Klackende Hacken und triefender Kitsch: Show-Hit ohne seinen Schöpfer
Los ging die Erfolgsgeschichte vor 30 Jahren beim Eurovision Song Contest in Dublin. Der heute 65-jährige Michael Flatley, in den USA als Sohn irischer Einwanderer geboren, bekam die Chance, mit einem Ensemble irischen Stepptanz als Pausenfüller zu zeigen – „Riverdance“ war geboren.
Diese Zwischeneinlage war der Anfang eines weltweiten Erfolgs. Wegen Differenzen mit seinen Mitstreitern stieg Flatley aus dem Team aus und produzierte eine eigene Show: „Lord of the Dance“. Ihre Premiere feierte sie im Juni 1996 in Dublin. Es folge ein Siegeszug durch die ganze Welt.
„Lord of the Dance“: Über 60 Millionen Menschen sahen schon die Show
Mehr als 60 Millionen Menschen in 60 Ländern auf allen Kontinenten haben das Tanzspektakel schon erlebt. Flatley traf mit seiner Show ein Millionenpublikum rund um den Globus auf Anhieb mitten ins Herz und ist inzwischen der kommerziell erfolgreichste Tänzer und Choreograf der Welt.
Am Donnerstagabend (18. April 2024) war das „Klacken der Killerhacken“ mal wieder in der Lanxess-Arena zu hören. Der Hype um die Geschichte des strahlenden Helden, der von der Verführerin Morrighan umgarnt wird, am Ende aber doch Saoirse sein Herz schenkt, hat ein wenig nachgelassen. Mit 3500 Fans war die Halle in Deutz überschaubar besucht.
Flatley, der seine aktive Tanzkarriere 2016 wegen großer gesundheitlicher Probleme an Wirbelsäule, Nacken, Rücken und Beinen beenden musste, reist nicht mehr mit dem Team. Anfang 2023 machte er zudem öffentlich, dass er an „einer besonders aggressiven Form von Krebs“ erkrankt sei.
Dennoch war der Schöpfer des Tanzspektakels allgegenwärtig. Immer wieder liefen Einspieler über die Videoleinwand, die das Tanzgenie in früheren Jahren zeigten. Vor der Zugabe gab es zudem eine Aufnahme zu sehen, in der Flatley tricktechnisch gleich dreifach einen virtuosen Tanz zeigte – mal allein, mal mit seinen Doppelgängern.
Inhaltlich bleibt sich die Show seit jeher treu. Die guten Mächte ringen mit den bösen. Passend zu den Tänzen untermalen Simulationen von Wiesen und Sonnenstrahlen die Vorführung oder es sind brennende Wälder und Ruinen zu sehen.
Ein paar Flötentöne, zwei Geigerinnen – fertig ist der perfekte irische Frühling. Wenn Schmetterlinge und Tauben über die Leinwand flattern, trieft der Kitsch fast von der Bühne. „Lord of the Dance“ ist in diesen Momenten wie ein vertanzter Rosamunde-Pilcher-Roman.
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Aber letztlich bleibt die beeindruckende Perfektion der Tanzaufführungen haften. In atemberaubendem Tempo lässt das Ensemble Beine und Füße spielen. Laut Schätzung sind in einer Vorstellung 150.000 solcher „Taps“ genannten Schläge zu hören. Flatley selbst stellte 1998 einen neuen Rekord auf, indem er 35 „Taps“ pro Sekunde erreichte.
Die sportlichen Höchstleistungen erfordern von der Crew Abend für Abend größte Disziplin. In Köln führte Cathal Keaney als „Lord“ die Gruppe an und durfte am Ende auch wieder die bekannte Zugabe dirigieren, bei der alle 40 Tänzerinnen und Tänzer in einer Linie perfekt synchron agieren.