Helmut war in Köln-Ehrenfeld bekannt. Sein Stammplatz war am „Kiosk Ergin“ an der Venloer Straße/Gürtel. Jetzt ist der 59-Jährige gestorben.
Hier war sein Herzens-OrtGroße Trauer an Kölner Kiosk – Helmut starb mit 59
Auch wer ihn nicht wirklich kannte, kannte ihn doch. Er war der Mann, der, jetzt, wo es wieder kälter wurde, in dicken Jacken verpackt in seinem Rollstuhl saß und an seinem Stammplatz, dem Verkaufsfenster am „Kiosk Ergin“ an der Venloer Straße/Gürtel, einen Großteil seines Tages verbrachte.
Unzählige Menschen gingen täglich an Helmut vorbei und sahen, wie mühsam ein Leben auf der Straße ist, voller Strapazen. Wenn er im Rollstuhl seinen Rücken nach vorne krümmte und unnatürlich tief gebeugt zu schlafen suchte und dabei etwas abseits saß, dachten viele, dieser Person könnte etwas zugestoßen sein. Sie griffen selbst ein oder riefen Hilfe.
Köln-Ehrenfeld: Helmut war früher Tischler – zwischenzeitlich saß er im Gefängnis
Jetzt ist Helmut tot. In der vergangenen Woche ist der gelernte Tischler und ehemalige Häftling, der im Leben nicht mehr richtig Fuß fassen konnte, im Alter von 59 Jahren gestorben. Senol, Veedels-Original und gute Seele des Büdchens, war einer der Vertrauten von Helmut. „‚Senol, mir geht es noch nicht so gut‘, hatte Helmut mir vor einiger Zeit gesagt“, erzählt er traurig.
Eine Woche war Helmut zur Beobachtung im Krankenhaus gewesen und war gepflegt worden. Der Kölner war nach einer Erkrankung der Wirbelsäule auf den Rollstuhl angewiesen. Er hatte Wunden, die regelmäßig behandelt werden mussten.
Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
Lange Zeit war Helmut ohne Obdach. Im Winter 2021 berichtete EXPRESS über sein Leben auf der Straße. „Helmut ist jeden Tag hier – wir sind sozusagen Kumpels“, erzählte Senol damals.
Im Sommer verbrachte Helmut die Nächte immer in Blickweite des Büdchens, schlafend im Rollstuhl. Im Winter half die Büdchen-Crew und gab ihm Unterschlupf.
„Der Kiosk hat 24 Stunden auf. Deswegen fühlt sich Helmut hier sicher“, sagte Senol damals. Helmut selbst sagte: „Hier sind die Menschen sehr nett zu mir. Ich bin denen nicht egal. Das gibt mir Lebensmut.“ Manchmal sah man ihn, wie er mit einem Besen sitzend den Boden kehrte – er wollte sich einfach nützlich machen.
Helmut (†59) wohnte in Raderthal – Unterstützung durch Günter Wallraff
Nach dem Bericht gab es Hilfsangebote. Günter Wallraff kam vorbei, auch Streetworker schalteten sich ein. Am Ende war für Helmut eine Wohnung organisiert – in Raderthal. Zwischen Ehrenfeld und der neuen Bleibe verkehrte er mit dem KVB-Bus.
Die Wohnung hatte einen Nachteil: Hier war Helmut meist alleine. Am vergangenen Donnerstag (2. November 2023), als er zu einem Termin beim Pflegedienst nicht erschienen war, informierte die Pflegerin die Hausverwaltung. Helmut wurde in seiner Wohnung tot aufgefunden.
„Im nächsten Jahr wäre er 60 geworden. Er hatte den Wunsch, mit uns einmal in ein Brauhaus zu gehen“, erzählt Streetworkerin Petra von der Kölner „Oase“: „Das wollten wir machen“. An seinem Stammplatz hat sie eine Kerze und einen lieben Gruß hinterlassen.