Die CDU am Scheideweg. Ein berühmter Name hat die Partei momentan geradezu aufgegeben. Das wurde beim Köln-Talk am Montagabend deutlich.
Ausgerechnet erWalter Kohl zerlegt die CDU – und Lauterbach lacht
Köln/Troisdorf. Rums! Das hat gesessen! Ausgerechnet der Sohn des früheren Kanzlers der Wiedervereinigung, Walter Kohl, rechnete am Montagabend bei Loss mer schwade mit der CDU ab und stellte der Partei und ihren derzeitigen Protagonisten ein vernichtendes Zeugnis nach der Bundestagswahlschlappe aus.
Walter Kohl: „Die CDU könnte sich auflösen“
Der erfolgreiche Unternehmer und Bestseller-Autor bei Moderator und EXPRESS-Reporter Markus Krücken wörtlich: „Die CDU ist in einem Absturz. Sie hat sich in den letzten Jahren von sehr vielen Werten verabschiedet, die früher mal CDU ausgemacht haben. Sie hat in vielen Politikfeldern den konservativen Kern vergessen. Die Partei steht vor einer Zäsur, weil sich auch die Parteien-Landschaft komplett verändert hat. Man muss völlig neue Koalitionsfähigkeiten entwickeln. “
Kohl meint, dass Armin Laschet, Jens Spahn und Co. fertig haben und fordert: „Wir brauchen eine starke Demokratie, damit Randbewegungen wie die AfD nicht dominant werden. Die CDU muss sich in ihrer Mentalität und inhaltlich neu aufstellen. Wir brauchen einen Neuaufbau ohne die heute handelnden Personen. Die Auswahl des Kanzlerkandidaten war mehr als unglücklich. Die CDU steht jetzt auch vor der grundsätzlichen Frage, sind wir eine Funktionärspartei, sind wir eine Mitgliederpartei.“
Walter Kohls düstere Prognose zu Armin Laschet und Co.
Und weiter: „Die CDU ist komplett überaltert. Wenn nicht die Kurve gekriegt wird in den nächsten Jahren – das sag ich jetzt ganz bewusst heute Abend – dann kann ich mir im schlimmsten Fall vorstellen, dass die CDU den Weg der Democracia Christiana in Italien geht und quasi sich selbst auflöst irgendwann.“
Wichtig: Kohl gehört zu den über 100 betroffenen Unternehmern, die Spahns Gesundheutsministerium wegen offener Rechnungen für Masken in der Corona-Zeit angeklagt haben.
„Mir wurde gesagt, wenn sie klagen wollen, was ich dann auch gemacht habe, dann können sie das tun. Die Drohung war: Der Bund hat endlos tiefe Taschen, das ist ein Originalzitat, wollen sie sich das antun und unausgesprochen: Wir machen sie fertig“, so der Kanzler-Sohn, „Jens Spahn bricht Recht, wiederholt, nachhaltig, um eigene Fehler zu kaschieren. Er beschädigt massiv das Vertrauen in den Staat. Meine große Hoffnung ist, dass zeitnah ein Untersuchungsausschuss eingerichtet wird.“
Im Sessel daneben konnte sich SPD-Gesundheitsexperte Prof. Dr. Karl Lauterbach manchmal ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Doch als er erneut über die Drohungen und den offenen Hass gegen seine Person im Netz sprach, wurde der Epidemiologe schnell wieder bitter ernst.
„Ich finde es problematisch, wenn man sich an den Hass gewöhnen sollte“, so Lauterbach, „Die Wissenschaftler, die zur Vorsicht warnen, die sich bemühen unsere Kinder zu schützen, werden weniger, weil sie Angst vor Drohungen haben.“
Lauterbach weiter: „Die Bevölkerung ist vernünftig. Die meisten Menschen wissen, dass wir verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen sind im Vergleich zu anderen Ländern. Es gibt eine kleine, sehr radikale, gewaltbereite Gruppe, die im Netz solange hetzt, bis mal etwas passiert. Die Hetze geht so lange, bis irgendeiner mal durchdreht und denkt das Ausleben zu müssen.“
Nach einer Stunde war die informative Runde vorbei. Am 24. Oktober geht es wieder sportlich bei Loss mer schwade zu: Vor dem Derby zwischen dem FC und Bayer Leverkusen geben sich Heiner Lauterbach, Friedhelm Funkel, Dr. Werner Wolf und Marcel Schwamborn im Ecklokal „em Hähnche“ ab 11 Uhr live die Ehre.