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„Flutopfer verhöhnt“Mega-Betrug nach Katastrophe: Bonner Polizei durchsucht bei Clan-Mitgliedern

Bei einem Großeinsatz der Polizei Bonn sind zahlreiche Wohnobjekte eines Clans durchsucht worden. Die Beschuldigten sollen mit Wiederaufbauhilfen nach der Flutkatastrophe betrogen haben.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat Tod, Zerstörung und unendlich viel Leid ausgelöst – und für volle Taschen bei einem deutsch-libanesischen Clan gesorgt! Es geht um Betrug im Zusammenhang mit Wiederaufbauhilfen.

Am Mittwoch (11. Dezember 2024) schlug die Bonner Polizei zu: Großeinsatz mit Schwerpunkt Euskirchen. Dort wurden 15 Wohnobjekte durchsucht, außerdem jeweils eine Wohnung in Mechernich, Kassel und Stuttgart. Im Fokus stehen zwei Frauen (35, 42) aus Euskirchen, die als Hauptbeschuldigte gelten.

Großeinsatz: Clan soll hohen sechsstelligen Betrag ergaunert haben

Sie sollen in organisierter Art und Weise Anträge auf Wiederaufbauhilfe eingereicht oder vermittelt und so einen hohen sechsstelligen Betrag ergaunert haben. Die beiden Deutsch-Libanesinnen stehen zu 20 weiteren Beschuldigten, deren Wohnungen am Mittwoch ebenfalls durchsucht wurden, in einer familiären Bindung.

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Bei den Durchsuchungen stellten die Einsatzkräfte 40 Mobiltelefone, zehn Computer, diverse Speichermedien, einen verschlossenen Würfeltresor, zahlreiche Dokumente und Anträge, 14.000 Euro Bargeld sowie rund 200 Gramm Amphetamin sicher.

NRW-Innenminister Herbert Reul zeigte sich fassungslos über die Skrupellosigkeit. „Das ist unvorstellbar. Es ist eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte unseres Landes. Mehr als 180 Menschen starben, Unzählige in den Flutgebieten kämpfen um ihre Existenzen. Und in so einer Situation denken diese Verbrecher nur daran, wie sie aus der Katastrophe Kapital schlagen können“, sagte er. Das Video oben zeigt Helikopter-Aufnahmen aus dem Flutgebiet.

Der Betrug mit Fluthilfen ist ein Mega-Geschäft, in das letztendlich insgesamt 136 Beschuldigte verwickelt sind. In mehreren Ermittlungskomplexen, die auf 182 Verfahren (ebenfalls mit familiären Strukturen, aber auch Einzelverfahren) aufgeteilt sind, geht es um eine seitens der Beschuldigten beantragte Fördersumme von mehr als neun Millionen Euro für Flutschäden, die erstunken und erlogen gewesen sein sollen. 4,6 Millionen Euro davon waren letztlich bewilligt worden.

Minister Reul: Flutopfer verhöhnt und das Land um Millionen betrogen

Reul: „Sie nutzen das System aus, verhöhnen damit nicht nur die Flutopfer, die das Geld wirklich brauchen, sondern betrügen das Land um Millionen, die dann beim Aufbau fehlen!“

Den bisherigen Ermittlungen zufolge haben die Tatverdächtigen – jeweils unabhängig voneinander, aber mit vergleichbarer Masche – betrügerische Anträge im Zusammenhang mit Wiederaufbauhilfen eingereicht. Teilweise agierten sie zudem als Hinterleute, in dem sie zum Beispiel unberechtigte Personen die zur Antragstellung erforderlichen Unterlagen zur Verfügung stellten oder als Hinweise zur erfolgreichen Beantragung gaben.

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Quasi eine Beratung zum Betrug, natürlich gegen Cash. „Die Antragsteller und Antragstellerinnen mussten anschließend bis zu 50Prozent der ausgezahlten Gelder an die Beschuldigten weitergeben“, erklärte ein Sprecher der Bonner Polizei.

In diversen Anträgen wurden dabei identische Schäden, jedoch an unterschiedliche Wohnobjekten, festgestellt. Auch wurden Anträge für nicht von der Flut betroffenen Objekte eingereicht, deren Hausratsschäden durch die Flut faktisch gar nicht möglich waren. So wurden unter anderem Hilfen für Schäden in Obergeschossen von Wohnhäusern beantragt, die nicht mit dem Höchstwasserstand zum Zeitpunkt der Flut übereinstimmten.

Ermittlungen von Polizei Bonn und Euskirchen führten zu Großeinsatz

„Sich auf diese Weise die Taschen vollzumachen, ist nicht nur perfide“, erklärte Herbert Reul. Es zeige auch, wie kriminelle Banden agieren – ohne Skrupel und jegliche moralische Grenzen auf dem Rücken von uns allen, so der Innenminister: „Gut, dass unsere Ermittler und Ermittlerinnen das aufgedeckt haben.“

Den Durchsuchungen am Mittwoch waren seit Januar laufende Ermittlungen der Ermittlungsgruppe (EG) „Camillo“ des Kriminalkommissariats 23 der Bonner Polizei und der Polizei Euskirchen vorausgegangen.