Vermisst!Die verzweifelte Suche nach diesen Bonnern
Bonn – „Bitte melde dich“ – ein verzweifelter Aufruf von Angehörigen. Das ständige Warten, die Hilflosigkeit und schlaflose Nächte, wenn sie über das Schicksal eines geliebten Menschens nachdenken. Das KK12 ist hier oft die letzte Hoffnung der Angehörigen bei der verzweifelten Suche nach Vermissten.
Gut 1800 Vermisste im Jahresschnitt
Die Zahl ist erschreckend: In den Jahren 2013 bis 2017 wurden bei der Bonner Polizei im Schnitt 1839 Vermisstenfälle pro Jahr bearbeitet, darunter viele Personen, die nicht zum ersten Mal verschwunden sind.
Viele Vermisste tauchen durch eine Öffentlichkeitsfahndung und durch aufmerksame Bürger auch schnell wieder auf. Oft am gleichen Tag, manche ein paar Tage später, andere wiederum gar nicht mehr.
Ein Langzeitvermisster im Jahr 2017
Seit dem Jahr 1982 wissen die Bonner Ermittler alles über ihre Langzeitvermissten – haben bei der Suche nach ihnen jeden Stein umgedreht. 27 Personen stehen auf der Liste im Bonner Präsidium. Aus dem Jahr 2017 gibt es nur den Fall Kamil S., der seit gut zwei Monaten verschwunden ist.
In ganz Nordrhein-Westfalen liegt die Zahl derzeit bei rund 11.000 Personen, darunter auch 650 Langzeitvermisste bis zu 30 Jahren.
Sandra D.: Der Fall „Mord ohne Leiche“
In den Folgetagen des 8. September 2012 startete eine große Suchaktion. Der Tag, an dem Sandra D. verschwand. Auch wenn sie bis heute nicht gefunden wurde, gilt ihr Fall als der „Mord ohne Leiche“. Es ist einer der spektakulärsten Krimis der letzten Jahre. Rund ein Jahr nach dem Verschwinden nahm die Polizei Sandras Ehemann fest. Nach einem langen Indizienprozess hatte das Bonner Schwurgericht den Ehemann verurteilt.
Seiner neuen Freundin, der späteren Kronzeugin, hatte er angeblich gestanden, Sandra erwürgt zu haben. Später habe er sie zerteilt, gekocht und im Müll entsorgt. Doch von diesem Geständnis wollte der damalige Angeklagte im Prozess nichts mehr wissen. Er bekam trotzdem elf Jahre wegen Totschlags.
Doch der Bundesgerichtshof (BGH) kippte das Urteil. Der Prozess wurde neu aufgerollt – am Ende verließ der Ehemann das Gericht als freier Mann.
Schöne Engländerin 16 Jahre vermisst
Am 30. Juli 2001 verliert sich die Spur der Engländerin Louise Kerton aus Kent. Der Besuch bei der Familie ihres Verlobten in Swisttal ist vorbei – ihre zukünftige Schwiegermutter fährt sie zum Bahnhof nach Aachen. Mit dem Zug plant sie die Reise zunächst nach Ostende, um von dort die Fähre nach Dover zu nehmen. Zum Zeitpunkt ihrer Abreise trug die hübsche Engländerin einen langen schwarzen Rock und eine langarmige weiße Bluse. Für die Fahrt hatte sie eine Reisetasche auf Rollen und einen schwarzen Rucksack gepackt.
Ob Kerton überhaupt in den Zug stieg, ist völlig unklar. Sicher ist nur: Louise kam nie an ihrem Ziel an.
Da im Jahr 2002 ein Tötungsdelikt nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde damals ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Aber auch nach mehr als 16 Jahren fehlt von Kerton jede Spur.
Der Fall „Hagen“: Seit fast 25 Jahren bewegt er die Bonner
Seit fast einem Vierteljahrhundert bewegt der Fall „Hagen“ Bonn. War es der perfekte Mord? Seit dem 13. Juli 1994 gilt das Millionärs-Ehepaar als vermisst – elf Jahre später wurde das Paar auf Antrag des Sohnes für tot erklärt.
Sommer 1994: Doris (48) und Winfried (50) Hagen sind in Urlaubsstimmung. Sie planen einen Ausflug in die Niederlande – möchten die kommende Tage auf ihrer Yacht verbringen. Die Koffer sind gepackt, doch es geht nie los. Das Paar hat Bonn nie verlassen.
In der Villa in Bonn Heidebergen findet die Polizei später die gepackten Reiseutensilien - auch die beiden Autos der Familie stehen in der Garage. Das Ehepaar ist verschwunden – spurlos. Auch eine internationale Suchaktion bringt die Ermittler nicht weiter.
Der Sohn, den Doris Hagen mit in die Ehe brachte, gerät ins Visier der Ermittler. Am Tag des Verschwindens hatte er mit seinem Eltern und einem Freund noch Kaffee auf der Terrasse getrunken. Seine Eltern hatte er jedoch erst einen Monat später als vermisst gemeldet.
Gegen den jungen Mann und den Freund wurde wegen des Verdachts der Beteiligung an einem Tötungsdelikt ermittelt. Fünf Jahre nach dem Verschwinden wird das Verfahren eingestellt – keine Leichen, keine Beweise.
Erst 2014 kommt wieder Bewegung in den Fall Hagen. Ein Gewerbegrundstück in Meckenheim, das der Familie gehört, wird durchsucht – ebenfalls die Wohnungen des Sohnes und des damaligen Freundes. Alles ohne Erfolg und somit bleibt der Fall weiterhin einer der spannendsten Fälle der Bonner Kriminalgeschichte.
Nur ihr Auto wurde gefunden
Am 4. April 2015 verschwand die damals 54-jährige Birgit A. Die dreifache Mutter arbeitete beim Wetterdienst am Flughafen Hahn und wollte sich auf den Weg nach Hause in Lohmar machen. Dort kam die Frau nie an.
Zehn Tage nach dem Verschwinden tauchte plötzlich das Auto der Lohmarerin auf. Aber auch dieser Fund brachte keinerlei Hinweise. Der Renault Scénic stand in Lautzenhausen auf dem Parkplatz des Gemeindehauses, keine 500 Meter vom Flughafen entfernt.
Die Ermittler versuchten alles, um Birgit A. zu finden. Sie schrieben auch alle 2744 Passagiere an, die sich am 4. April 2015 am Flughafen aufhielten. Seit fast drei Jahren ist Birgit A. wie vom Erdboden verschluckt.
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(exfo)