Unglück 2011 in BonnMutter verzweifelt: Was ist mit meinem Sohn passiert?

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An dieser Stelle neben der Autobahn 565 wurde Daniel schwer verletzt gefunden.

von Marion Steeger  (MS)

Bonn – Acht Jahre zermürbende Ungewissheit. Acht Jahre Bangen und Hoffen. Jetzt startete Barbara Schreiner noch einmal einen Aufruf, um zu erfahren, wie es dazu kam, dass ihr Sohn Daniel (damals 23) am 9. Januar 2011 schwer verletzt neben der Autobahn 565 gefunden wurde – und heute ein Pflegefall ist.

Unfall oder Verbrechen?

Das Unglück bewegte die Menschen: Bewusstlos lag Daniel Schreiner vor acht Jahren auf dem Seitenstreifen der Bonner Autobahn. Ein Unfall mit Fahrerflucht? Hatte der Spiegel eines Sprinters die schlimmen Kopfverletzungen verursacht? War es ein versuchtes Tötungsdelikt? Wurde Daniel attackiert, weil er ein Käppi mit der Aufschrift „Israel Defence Forces“ trug, dem Emblem der israelischen Verteidigungsstreitkräfte? In dieser Sache schaltete sich sogar der Staatsschutz in die Ermittlungen ein.

„XY“ berichtete über Bonner Fall

Doch all diese Fragen konnten bis heute nicht geklärt werden. Auch ein Bericht bei „Aktenzeichen XY...ungelöst“ brachte keine neuen Erkenntnisse ( hier lesen Sie mehr dazu).

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Fest steht: Daniel hatte um 2.36 Uhr die Diskothek „Klapsmühle“ in Köln verlassen. Um 3.06 Uhr wurde er an der Bonner Autobahn gefunden.

Bonn_Unglück_Schreiner_Kleidung

So war das Opfer am Unglückstag bekleidet.

Mutter geht von Überfall aus

Was geschah in der Nacht vom 9. Januar? Daniels Mutter Barbara geht von einem „brutalen Überfall“ aus. Bei Facebook schreibt sie: „Die Polizei hat trotz umfangreicher Bemühungen nicht aufklären können, was mit Daniel passiert ist. Beantragte weitergehende Nachforschungen wurden von der Staatsanwaltschaft Bonn abgelehnt, das Verfahren wurde eingestellt.“

Daniel lag nach dem schrecklichen Unglück fünf Monate im Wachkoma. Er hatte ein schweres Schädelhirntrauma erlitten.

Heute lebt der gebürtige Hennefer in einem Pflegeheim, muss mit Pflegegrad 5 intensiv betreut werden (so schilderte seine Mutter Daniels Leiden).

Entschädigungsgesetz für Opfer greift nicht

Fatal: Weil die Unglücksursache nicht ermittelt werden konnte, greift das Opferentschädigungsgesetz nicht. Barbara Schreiner: „Das Sozialgericht in Köln lehnte die Klage ab, da nicht nachweisbar sei, ob es sich um einen Verkehrsunfall oder eine Gewalttat handelt. Im Gegensatz zu Tätern muss das Opfer nachweisen, dass es ein solches ist.“

Zeugen gesucht

Daniels Familie hofft, dass sich durch den aktuellen Aufruf vielleicht doch noch Zeugen finden. „Dann würde die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufnehmen und die Entschädigung nach dem Opferentschädigungsgesetz erneut geprüft.“