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Horror in Bonn„Erst wurde ich brutal überfallen – jetzt werde ich von meiner Nachbarin bedroht“

Seit einem Jahr terrorisiert eine Frau in Bonn-Duisdorf die Nachbarschaft, vor allen Dingen junge Familien wurden zum Opfer. EXPRESS.de hat einen der Nachbarn besucht – der berichtet von dem Schrecken, der direkt gegenüber wohnt.

von Martin Gätke  (mg)

„My home is my castle“ heißt es – das eigene Zuhause sollte ein Rückzugsort sein, ein Ort der Erholung und des Abschaltens. Doch für den Bonner Dietmar Jülich (58) sind die eigenen vier Wände binnen weniger Monate zu einem Ort des Schreckens geworden.

Erst wurde Jülich im vergangenen Sommer Opfer eines Raubüberfalls, dann zog eine neue Nachbarin ins Erdgeschoss – direkt gegenüber von ihm. „Seitdem beschimpft, beleidigt, tyrannisiert diese Frau die jungen Familien im Haus – und hat auch mich bedroht.“ Polizei und Ordnungsamt waren bereits mehrere Male vor Ort, „aber danach wird alles nur noch schlimmer“, erklärt der Bonner.

„Eine Familie ist ihretwegen bereits ausgezogen, weil sie sich belästigt fühlte“

EXPRESS.de hat Dietmar Jülich besucht: Beschauliches Meerfamilienhaus an einer ruhigen Nebenstraße in Bonn-Duisdorf, in der Nähe ist eine Schule. Eigentlich ein optimaler Wohnort für Familien. Jülich wohnt bereits sein ganzes Leben lang in der Straße. Doch seit vergangenem Jahr trügt die Idylle hier.

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2023 ist eine neue Nachbarin ins Erdgeschoss eingezogen, Frau Nowak (Name geändert). Und kaum ist sie angekommen, gehen die Streitigkeiten los – vor allen Dingen mit den jungen Familien im Haus. Jülich: „Eine Familie ist ihretwegen bereits ausgezogen, weil sie sich belästigt fühlte.“

EXPRESS.de hat auch mit dieser Familie gesprochen, die wohnt jetzt einige Hausnummern weiter. „Mindestens ein Mal die Woche ist es eskaliert, dann hat sie laut irgendetwas geschrien. Irgendwann hat es uns gereicht“, erklärt der ehemalige Nachbar. „Es war einfach sehr unangenehm, in ihrer Nähe zu wohnen.“

„Sie hegt regelrechte Aggressionen gegen die Familien hier“

Nowak schlägt gegen Wände und Decken, knallt Gegenstände gegen die Heizkörper, beleidigt und beschimpft die jungen Väter und Mütter lautstark auf dem Hausflur. „Sie fühlt sich durch die kleinsten Geräusche der Kinder bereits gestört“, erklärt Jülich. „Sie hegt regelrechte Aggressionen gegen die Familien hier.“

Vor allem eine junge Familie, die direkt über Frau Nowak wohnt – ein Paar mit einem Kind, das ursprünglich aus Bosnien stammt – wurde zum Opfer. Immer wieder kommt es zu bedrohlichen Szenen auf dem Flur, die Nachbarin schreit Beleidigungen nach oben in die Wohnung über ihr. Die Familie hat sich anschließend an Jülich gewandt, um zu helfen.

Mittlerweile ist er eine wichtige Bezugsperson geworden. Jülich musste bereits mehrere Male Ordnungsamt und Polizei rufen, dokumentiert fein säuberlich die Ausraster der Frau in Lärmprotokollen. „Frau Nowak hat bereits zwei Abmahnungen von der Hausverwaltung erhalten.“

Dietmar Jülich saß gerade an dem Fenster im Erdgeschoss, als Nowak an ihm vorbeilief und ihn bedrohte. Auch seinen Briefkasten soll die Frau durchwühlt haben.

Dietmar Jülich saß gerade an dem Fenster im Erdgeschoss, als Nowak an ihm vorbeilief und ihn bedrohte. Auch seinen Briefkasten soll die Frau durchwühlt haben.

An einem Montag kam es dann jüngst erneut zu einem Zwischenfall: Gerade als Frau Nowak die jüngste Abmahnung von der Hausverwaltung erhalten hat, ist sie zur jungen Familie über ihr gegangen. „Es ist ein heftiger Streit zwischen ihnen entbrannt, anschließend hat mich die Familie telefonisch um Hilfe gebeten. Da habe ich sofort die Polizei gerufen“, so Jülich. Die Beamten hatten dann ebenfalls einen heftigen Disput mit Frau Nowak.

„Wenn Sie noch einmal die Polizei anrufen, dann lasse ich sie umbringen“

„Ich saß gerade am Fenster und habe eine geraucht, als sie dann wenig später an mir vorbeigelaufen ist und gesagt hat: ‚Herr Jülich, wenn Sie noch einmal die Polizei anrufen, dann lasse ich sie umbringen!‘“ Jülich stellte umgehend Strafanzeige beim Polizeipräsidium Bonn (liegt EXPRESS.de vor). Nicht nur wegen Beleidigung, sondern auch Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses. Die Nachbarin soll auch den Briefkasten von Jülich durchsucht haben.

Jülich hat eine Überwachungskamera auf seiner Terrasse installiert, nachdem er Opfer eines Raubüberfalls wurde.

Jülich hat eine Überwachungskamera auf seinem Balkon installiert, nachdem er Opfer eines Raubüberfalls wurde.

„Dann lasse ich sie umbringen!“ Ein echter Schockmoment für Jülich. Denn erst im vergangenen Jahr wurde er Opfer eines brutalen Raubüberfalls, der ihn natürlich bis heute seelisch belastet. Das war im Juli 2024, an einem Sonntagnachmittag. „Ich hatte im Wohnzimmer etwas gehört, da war ich gerade nebenan in der Küche. Als ich dorthin gehen wollte, kamen mir zwei Männer im Flur entgegen, einer von ihnen hatte ein Messer.“ Er stach sofort zu, Jülich wurde bewusstlos. „Zum Glück haben die Männer mein Handy nicht mitgenommen, so konnte ich noch die Polizei rufen, als ich wieder zu mir kam.“

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Vier Männer mit Kapuzenpullis sind damals durch die Nachbarschaft gezogen, um Wohnungen auszuräumen, wie später bekannt wurde. Schon damals hielt sich das Mitgefühl der neuen Nachbarin in Grenzen. „Sie meinte, sich sollte bald die Wohnung verlassen, ich wäre nicht mehr tragbar. Die will uns hier alle einfach raushaben.“

Hausverwaltung: „Als letzte Möglichkeit bleibt uns der juristische Weg“

Eine Terror-Nachbarin, die gleich mehrere Parteien terrorisiert: EXPRESS.de fragt bei der zuständigen Hausverwaltung, Sahle Wohnen, nach. Die heftigen Streitigkeiten sind dort bekannt. Details könne man aber nicht nennen – Datenschutz.

Die Nachbarin schleicht vor dem Balkon des Bonners herum – auch das konnte die neue Überwachungskamera von Dietmar Jülich aufnehmen.

Die Nachbarin schleicht vor dem Balkon des Bonners herum – auch das konnte die neue Überwachungskamera von Dietmar Jülich aufnehmen.

Ein Sprecher betont: „Wir nutzen alle Möglichkeiten, um nachbarschaftliche Auseinandersetzungen zu lösen. Kommt eine einvernehmliche Lösung nicht zu Stande, kann das auch die Abmahnung einer Mietpartei sein.“

Man sei im Sinne der „Wohnklima-Philosophie“ immer an einem „guten nachbarschaftlichen Miteinander“ interessiert. Deshalb suche man zunächst den Kontakt zu allen Parteien, etwa durch Hausflurgespräche. „Als letzte Möglichkeit, eine Streitigkeit beizulegen, bleibt uns schließlich nur noch der juristische Weg. Diesen zu gehen, ist jedoch nur selten erforderlich.“

Tatsächlich ist es in den vergangenen Tagen ruhiger geworden um Frau Nowak, vielleicht auch, weil die Eltern der jungen Familie über ihr zu Besuch waren, mutmaßt Jülich. Doch der ist sich sicher: „Die nächste Eskalation lässt nicht lange auf sich warten!“