Vor 50 Jahren, am 29. November 2021, wurde der damalige Aldi-Boss Theo Albrecht entführt und 17 Tage lang mitten in Düsseldorf gefangen gehalten.
Mitten in DüsseldorfDas schaurige Verlies von Aldi-Boss Theo Albrecht (†)
Es ist einer der größten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte - und er begann auf den Tag genau am gestrigen Montag (29. November 2021) vor 50 Jahren: die Entführung von Aldi-Boss Theo Albrecht. Und der wichtigste Ort dieses unglaublichen Krimis liegt mitten in Düsseldorf, wenige Meter von der berühmten Königsallee entfernt. Hier wurde der Milliardär 17 Tage lang gefangen gehalten.
Entführung von Aldi-Boss: Theo Albrecht in Düsseldorf gefangen gehalten
Das Haus mit der Adresse Graf-Adolf-Straße 45 ist eigentlich unauffällig. Es liegt direkt neben dem „Savoy“-Theater, einer der angesagtesten Bühnen in Düsseldorf. Im Erdgeschoss liegt eine Spielhalle, im Haus befindet sich - damals wie heute - eine Anwaltskanzlei. Heute befindet sie sich in der zweiten Etage, 1971 war es die vierte. Hier residierte damals der Rechtsanwalt Heinz Joachim Ollenburg, einer der Albrecht-Entführer.
Gemeinsam mit dem verurteilten Tresorknacker Paul Kron, den alle nur „Diamanten-Paule“ nannten, hatte der Anwalt, den hohe Spielschulden drückten, die Entführung geplant. Wichtigstes Requisit der Gangster war dabei das Buch „Die Reichen und die Superreichen in Deutschland“ des auch aus dem Fernsehen bekannten Wirtschaftsjournalisten Michael Jungblut.
Aldi-Entführung: Gangster wollten sich eigentlich Karl Albrecht (Aldi-Süd) schnappen
Erst wollte das Duo Aldi Süd-Chef Karl Albrecht entführen, erfuhr aber dann von dessen angegriffenem Gesundheitszustand und entschied sich für dessen Bruder Theo, dem Aldi Nord gehörte. Am 29. November 1971 passten Ollenburg und Kron ihr Opfer vor der Firmenzentrale in Herten im Ruhrgebiet ab, als Theo Albrecht als Letzter das Haus verließ. Und sie dachten zuerst, sie hätten sich geirrt … so unscheinbar sah der Milliardär aus.
Sie ließen sich seinen Personalausweis zeigen, zwangen ihn ins Auto und unternahmen zunächst eine wahre Irrfahrt durch das Ruhrgebiet, bis sie ihr Ziel erreichten: die Graf-Adolf-Straße. In der vierten Etage arbeitete Ollenburg nicht nur - hier wohnte er auch. Und in einem Hinterzimmer hatte er das Verlies für das Entführungsopfer vorbereitet: hinter einem Schrank und einem Tuch.
17 Tage lang musste Theo Albrecht hier ausharren, meist nur mit Unterwäsche bekleidet, oft mit einer Augenbinde. Die durfte er nur abnehmen, wenn er im Auftrag der Erpresser an seine Frau Cilly schrieb. Unterdessen arbeitete die Sekretärin des Anwalts im Raum nebenan weiter, ohne etwas zu ahnen.
Aldi-Boss in Geiselhaft: Brote und Selbstgekochtes für den Milliardär
„Die Verpflegung ist gut“, schrieb Albrecht seiner Frau. Und die Kost für den Milliardär bestand aus Broten am Morgen und warmem Essen am Mittag, von den Entführern gekocht oder vom nahen Lokal „Tigges im Türmchen“ geholt - das lag an der Ecke Graf-Adolf-Straße/Oststraße und wurde später zum ersten „McDonald's“ Düsseldorfs.
Nachdem der „Ruhrbischof“ Franz Hengstbach im Auftrag der Familie das Rekord-Lösegeld von fünf Millionen Mark überbracht hatte, wurde Albrecht freigelassen. Ollenburg und Kron wurden im Dezember gefasst und 1973 zu jeweils achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Hälfte des Lösegeldes ist bis heute verschwunden.