Der Rhein trocknet aus. Und das fördert auch fast Vergessenes zu Tage.
Rhein-Pegel immer tieferVersunkenes Schiffswrack aufgetaucht – ein alter Mythos rankt sich darum
Der Rhein macht mächtig Sorgen. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit ist der Pegel in Köln inzwischen (Stand: Mittwoch, 17. August, 5 Uhr) auf 74 Zentimeter gefallen. Aus der Lebensader Rhein ist an vielen Stellen ein schüchternes Flüsschen geworden.
Dabei fördert die Trockenheit auch fast Vergessenes zu Tage, so wie zuletzt die geheimnisvollen Holzstämme am Rheinufer in Köln oder eine Gewehrgranate in Bonn.
Schiffswrack in Neuss-Uedesheim: Rhein-Dürre legt alten Aalschokker frei
In Neuss, kurz vor der Einmündung des Rheins in den Silbersee (direkt an der B9), ist nun sogar ein altes Schiffswrack zu sehen. Zuletzt war es 2018 zu sehen gewesen, davor 2003 bei einer ähnlichen Trockenperiode wie aktuell. In normalen Zeiten ist nur die Mastspitze zu sehen, die leicht aus dem Wasser ragt.
Bei dem Schiff handelt es sich um einen sogenannten „Aalschokker“, ein Fachbegriff für Schiffe, die vornehmlich zum Aalfang eingesetzt wurden. Namensgebend ist dazu die Insel Schokland in der ehemaligen Zuidersee (wurde 1932 zum Ijsselmeer), wo die Schiffe häufig eingesetzt wurden.
Wie die „Rheinische Post“ berichtet, bringt das Schiff im Rhein neben stets vielen Schaulustigen auch einen alten Mythos mit an die Oberfläche.
Wrack im Rhein zu sehen: Fischer-Schiff bringt alten Mythos mit an die Oberfläche
So sei der ehemalige Eigentümer mit dem 1906 erbauten Schiff bis in die 1990er Jahre zwischen Grimlinghausen und dem Silbersee seinem Beruf als Fischer nachging. Dann sei er in ein Familiendrama verwickelt gewesen und musste wegen eines Tötungsdeliktes ins Gefängnis. So ganz klar ist das aber nicht, da der Eigentümer nicht mehr aufzufinden ist.
2003, als das Schiff zuletzt fast vollständig zu sehen war, wurde über eine Bergung nachgedacht. Vertreter u.a. aus Politik und Denkmalschutz hatten sich vor Ort getroffen und über das weitere Vorgehen diskutiert. Der Plan wurde verworfen, offenbar auch, weil eine Einverständniserklärung des Besitzers hätte vorliegen müssen.
Ob das Wrack diesmal geborgen wird? Offenbar nicht. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Köln bestätigte der „Rheinischen Post“, dass die Aussagen von Wasserbaumeister Josef Zimmermann von 2003 auch heute noch gelten. „Solange das Wrack keine Gefahr für die Schifffahrt bedeutet, stört es uns nicht.“ (tw)