Scharfe Kritik vom deutschen Lesben- und Schwulenverband an der Bundesregierung! Bei der Eindämmung der Affenpocken agiere der Bund aus Sicht des Verbandes äußerst „fahrlässig“.
AffenpockenLesben- und Schwulenverband attackiert Bundesregierung: „Unfassbar“
Lässt Deutschland im Kampf gegen Affenpocken seine queere Community im Stich? Laut Meinung des Lesben- und Schwulenverbandes fällt die Antwort ganz klar aus: ja.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind in Deutschland mittlerweile 2724 Menschen mit Affenpocken (MPX-Virus) infiziert (Stand: 2. August 2022), davon 2719 Männer und fünf Frauen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand erfolgen die Übertragungen der Infektionskrankheit in erster Linie beim Sex unter Männern.
Affenpocken: Lesben- und Schwulenverband kritisiert Bundesregierung
Der deutsche Lesben- und Schwulenverband sieht die Bundesregierung daher in der Verantwortung, vor allem die queere Bevölkerung zu schützen. Doch das Gegenteil sei der Fall.
Erstmals stellte das RKI auch Ansteckungen bei zwei Jugendlichen fest. Die Bundesregierung hat bisher 240.000 Impfdosen des Impfstoffs Jynneos/Imvanex bestellt, von denen laut einer Ministeriumssprecherin bereits 40.000 Dosen Jynneos Mitte Juni an das zentrale Lager des Bundes ausgeliefert wurden.
Die restlichen 200.000 Impfstoffdosen gegen Affenpocken aus nationaler Beschaffung würden im September 2022 erwartet.
Alfonso Pantisano aus dem Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) kritisiert: „Es ist unfassbar, dass die Bundesregierung und die Länder bei der Beschaffung und Verteilung des Impfstoffes gegen das MPX-Virus unsere Community im Stich lassen.“
Und weiter: „Statt eine klare Impfstrategie vorzulegen und für eine bedarfsgerechte Beschaffung von Impfdosen zu sorgen, reagieren das Bundesgesundheitsministerium und die Gesundheitsministerien der Länder nur zögerlich und verschleppen eine bedarfsgerechte Verteilung unter den Bundesländern.“
Affenpocken: Sieht Bundesregierung keinen erhöhten Handlungsbedarf?
Denn gerade in der queeren Community, vor allem unter Männern, die Sex mit Männern haben, sei laut Pantisano die Nachfrage nach dem Impfstoff hoch. Er betont: „Viele wollen sich und andere durch eine Impfung schützen, können es aber derzeit nicht.“
„Es entsteht der Eindruck, dass, so lange das MPX-Virus angeblich nur eine vermeintliche Minderheit betrifft, kein erhöhter Handlungsbedarf bestünde. Dieser Vertrauensverlust wäre fatal“, so Pantisanos Kritik.
Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vor dem Hintergrund, dass sich primär schwule Männer infizieren: „Der Stigmatisierung von Erkrankten ist dringend entgegenzuwirken, da nur dann eine effektive Eindämmung möglich ist.“
Affenpocken: Deutsche Aidshilfe fordert eine Million Impfdosen
Das Ziel müsse sein, die weitere Ausbreitung der Affenpocken zu stoppen, um insbesondere vulnerable Gruppen wie Menschen mit schwachem Immunsystem zu schützen. „Infektionen müssen schnell erkannt werden, und wir müssen die Impfangebote für die Risikogruppen dringend ausweiten.“
Pantisano machte darauf aufmerksam, dass die Übertragungswege nicht nur bei Sexualkontakten erfolgen. Das MPX-Virus betreffe daher nicht nur die LGBTQI+-Community, sondern sei für die gesamte Bevölkerung eine Gefahr.
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Die Entscheidung der Bundesregierung, vorerst keine weiteren Dosen des Affenpocken-Impfstoffs zu bestellen, halte der Lesben- und Schwulenverband für „fahrlässig“. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach müsse aus Sicht des Verbandes eine ausreichende Impfstoffversorgung gewährleisten. „Die von der Deutschen Aidshilfe geforderten eine Million Impfdosen sollten zügig beschafft werden“, sagt Pantisano.
LSVD: „Stille aus Gesundheitsministerien unerträglich“
Zudem sei es wichtig, dass das Bundesgesundheitsministerium mit den Ländern zusammenarbeite und dafür Sorge trage, dass die Impfdosen sinnvoll verteilt werden.
„Es ist nicht hinnehmbar, dass einige Bundesländer Impfstoffe übrighaben und Hotspots wie Berlin auf dem Trockenen sitzen.“ Besonders in der deutschen Hauptstadt brauche es ein entschlossenes Handeln der Gesundheitssenatorin Ulrike Gote.
Bund und Länder müssten im Kampf gegen das MPX-Virus effektiv an einem Strang ziehen und eine klare Kommunikation und Zusammenarbeit mit der queeren Community sicherstellen, so die Forderung des Lesben- und Schwulenverbandes. „Die derzeitige Stille aus den Gesundheitsministerien ist unerträglich“, sagt Alfonso Pantisano. (afp, jba)