„Ahrlaaf“Jecken der Flutregion mit genialer Idee – doch andere empören

Foto vom Flutorden der Region Ahrweiler, 1.10.2021

Tolle Idee: Die Jecken an der Ahr haben einen Flutorden kreiert.

Frohsinn nach der Flut? Kaum vorstellbar. Doch es muss weitergehen im Ahrtal. Und so haben sich die Karnevalisten der Region etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ganz im Gegensatz zu Deppen, die unter jecker Hilfe etwas Falsches verstehen...

von Markus Krücken  (krue)Susanne Scholz  (susa)

Ahrweiler. Zehn Wochen danach ist noch lange nichts wie zuvor. Wer dieser Tage ins Ahrtal fährt und sich selbst ein Bild der Lage vor Ort macht, findet sich nach wie vor in Ruinen und Dörfern mitten im Wiederaufbau wieder. Der Herbst ist da, der 11.11. naht. An Frohsinn ist hier nicht zu denken, muss man annehmen.

Doch die Flutregion ist nicht nur als Fanhochburg des 1.FC Köln bekannt, sondern auch für die Nähe zum kölschen Fasteleer. Und so haben einige Jecken im Ahrtal die Köpfe zusammengesteckt, wie man trotz der desaströsen Lage ein karnevalistisches Zeichen der Hoffnung setzen kann!

Ahrweiler: Flutorden soll Symbol für den Wiederaufbau sein

Ergebnis: Ein Flutorden! Diesen kann man seit dem 20. September online über www.flut-orden.de erwerben.

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„In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 wurde auch das Karnevalistische Herz des Ahrtals tief getroffen. Doch gerade in Krisenzeiten haben die Menschen im Rheinland immer schon Trost und Hoffnung im Karneval gesucht und gefunden. Alle Närrinen und Narren halten zusammen und haben den festen Willen wieder zu feiern und das Leben zu leben“, so die Erfinder der Idee von der Ahrweiler Karnevalsgemeinsachaft um Prinz Matthias Rudolphi, Lothar Guske und Patrick Mauel.

„Ahrlaaf aus dem Kreis Ahrweiler, wir kommen wieder“, ist das Motto des bunten Ordens mit aktueller Symbolik: Ein Jeck mit Ziegelstein und Maurerkelle symbolisiert den Wiederaufbau. Rote Punkte entlang der stilisierten Ahr stehen für die Dörfer. Wahrzeichen wie das Ahrweiler Ahrtor oder der Sinziger Barbarossa hoch zu Ross fehlen ebenso nicht. Der Reinerlös, betonen die Macher gehe zu 100% an die Karnevalsvereine des Ahrtals.

„Als kürzlich ein kleines Mädchen von den Funken neben mir stand und weinend sagte ‚Lieber Prinz, leider können wir nicht mehr für dich auftreten. Alle unsere Kostüme sind weg‘, fragte ich mich, was wir tun können, um zu helfen. Denn die Historie zeigt, dass der Karneval den Menschen selbst in schlimmsten Zeiten Hoffnung gegeben hat“, so Prinz Rudolphi zur Entstehung der Idee.

Deppen schicken Cowboykostüme als Sachspenden ins Ahrtal

Mit dem Kauf dieses Ordens kann man also den Betroffenen helfen. Schade nur, dass manche den Sinn von Hilfe anscheinend nicht ganz verstanden haben.

Denn Resi Weiler aus Schuld staunte nicht schlecht, was sie inmitten der vielen Sachspenden, die bei ihr in der Pfarrkirche seit Mitte Juli eingingen, plötzlich in die Hände fiel.

Die Küsterin zu EXPRESS.de: „Die große Mehrheit der Sachspenden war klasse und hilfreich. Da waren auch richtig hochwertige, neue Kleidungsstücke dabei. Leider gab es aber auch in der Tat Spenden, bei denen man sich fragt, warum Leute so was schicken. Ob sie ihren Keller leer räumen wollten? In einer Kiste waren Cowboy-, Damenhüte und Kopfbedeckungen, die an den Karneval erinnern. Diese Sachen haben wir natürlich sofort aussortiert.“

Drohnenfoto von Dernau im Ahrtal, September 2021.

Das Ahrtal aus der Sicht einer Drohne, Wochen nach der Flut.

Die engagierte Helferin weiter: „Schuld ist ja ein Dorf mit nur 700 Einwohnern und es war im Vergleich zu den anderen betroffenen Orten noch gut mit dem Auto zu erreichen. Daher haben wir wohl so viele Sachspenden erhalten. Wir nehmen aber inzwischen nichts mehr an. Die Leute holen nichts mehr ab, wir haben quasi genug.“

Karnevals-Präsident schockiert über Spaß-Spenden ins Ahrtal

Was sagt man als Ober-Jeck dazu? Robert Greven, Präsident vom Klub Kölner Karnevalisten, hilft selbst in der Flutregion Erftstadt aktiv seit Wochen mit und ist fassungslos. Er sagt uns: „Karnevalsutensilien als Sachspenden sind ein absolutes No Go. Die Betroffenen haben jetzt alles andere im Kopf als Frohsinn und brauchen echte Hilfe.“ Wie zum Beispiel durch den neuen Flutorden...