DHL-Bote klärt aufWie oft gehen Pakete eigentlich verloren?
Berlin – Wer kennt das nicht? Den ganzen Tag wartete man sehnsüchtig auf sein Paket, hat sich vielleicht sogar extra freigenommen und es passiert – nichts. Schaut man dann in den Briefkasten liegt ein Zettel darin, dass man seine Bestellung in einer Filiale abholen soll. Ziemlich ärgerlich.
Über solche und weitere Probleme, hat ein DHL-Bote jetzt auf „Reddit“ ausgepackt. Nach dem Prinzip „Ihr fragt – ich antworte“ hat er sich den Fragen der User gestellt. Seine Antworten wollen wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten.
Frage: „Hat dir schon mal einer Pakete aus dem abgestellten Fahrzeug geklaut?“
Antwort: „Nein. Einmal hat ein kleines Kind eines raus geklaut, welches mir der Vater dann aber wiedergebracht hat. Ich denke, das war keine Absicht.“
Frage: „Was war dein kuriosester Kunde?“
Antwort: „Ein etwas abgelegener Hof, sehr ländlich. Der gute Mann sitzt immer nackt auf seinem Traktor und fährt in der Gegend herum. Sehr schöner Anblick.“
Frage: „Hast du schon mal Trinkgeld bekommen?“
Antwort: „Ja, eigentlich täglich. Auf Weihnachten hin können das schon mal 50 bis 100 Euro am Tag sein, wenn die Leute einen kennen. Gerade ältere Menschen geben dem Postboten gerne was.“
Frage: „Musstest du schon mal vor einem Wachhund weglaufen?“
Frage: „Was war die geilste Situation, die du je mit einem Empfänger erlebt hast?“
Antwort: „Ein Mädel hat ihren Freund erwartet und öffnete die Tür in Strapse, dann stand halt ich da anstatt des Freundes. Mit dem Freund spiele ich zusammen im gleichen Verein Fußball. Machte die ganze Sache noch lustiger.“
Frage: „Haben die DHL-Trucks irgendein Ortungsgerät? Wenn der Zusteller potenziell mal kurz mit Hunderten Paketen durchbrennen will, muss das doch irgendwie zurückverfolgbar sein. Oder?“
Antwort: „Offiziell können die Fahrzeuge nicht geortet werden, wird denke ich bei der Post auch nicht kommen. Bei GLS kann man Online ja nachschauen, wo sich der Fahrer gerade befindet. Jedoch können die Scanner sicher geortet werden, sind ja mit dem Internet verbunden.“
Frage: „Womit kann ich meinem DHL-Zusteller zu Weihnachten eine Freude machen?“
Antwort: „Viele schenken eine Flasche Wein. Oder einfach ganz klassisch: Über Geld freut man sich immer.“
Frage: „Ist dir bewusst, wie viele Drogen DHL ausliefert?“
Antwort: „Hatte nur einen Kunden immer, der wöchentlich ein Paket per Nachnahme bekommen hat. Da hat immer das ganze Auto nach Gras gerochen. Ansonsten bin ich viel ländlich unterwegs, da ist das nicht so stark vertreten, nehme ich mal an.“
Frage: „Wieso passiert es so oft, dass der Zustellversuch nicht erfolgreich war, obwohl ich zuhause bin? Warten die Zusteller einen Tag, bis es mehr Pakete für meine Straße gibt, damit sich das Parken und Aussteigen auch lohnt?“
Antwort: „Wohnst du in einer größeren Stadt? Sowas wird bei uns nicht gemacht. Ich und meine Kollegen hier liefern jedes Paket aus, welches an diesem Tag in den Zustellstützpunkt geliefert wird. Würde mächtig Ärger geben, wenn der Kollege die Pakete vom Vortag mit ausliefern müsste. Aber bei uns ist auch das meiste Verbund, da musst du eh an das Haus, wegen der Briefpost. Würde aber nicht ausschließen, dass in anderen ZSP sowas gängig ist.“
Frage: „Wie viele Extra-Fahrten macht ihr während der Weihnachtszeit?“
Antwort: „Bei uns gibt es Entlaster seit dieser Woche. Drei zusätzliche Zusteller mit Fahrzeugen. Die sind bis zwei Wochen nach Weihnachten im Einsatz.“
Frage: „Wie oft gehen Pakete eigentlich verloren?“
Antwort: „Bei der Masse eigentlich erstaunlich wenig. Hatte nur einmal ganz am Anfang ein Paket, welches ich morgens beladen hatte und dann nicht mehr auffindbar war. Ansonsten kam bei mir noch nie was weg. Früher, als Apple noch die Handys im Originalkarton verschickt hat, wurden die manchmal im Paketzentrum geklaut und einfach das leere Paket weiter verschickt. War dann immer sehr unangenehm beim Kunden.“
Frage: „Schließt ihr die Autos immer ab?“
Antwort: „Natürlich sollte man die Autos immer abschließen, da ich aber oft auf dem Land bin, mache ich das nicht oft.“
Frage: „Anrufe bei der Service-Hotline haben bisher wenig geholfen und es werden immer nur die selben Phrasen heruntergebetet (“Ich kann verstehen, dass Sie verärgert sind“ etc). Was kann ich tun?“
Antwort: „Beschweren bei der Hotline bringt wirklich nicht viel, weil das bei DHL nicht wirklich jemand interessiert. Ich kann das auch nicht wirklich nachvollziehen, warum manche Zusteller so arbeiten. Ich wäre froh, wenn Du immer da bist und ich die Pakete losbekomme, ist eigentlich weniger Arbeit, als die Dinger zu benachrichtigen und auf die Post zu bringen.“
Frage: „Wie schaut das Anti-Fraud-Training (Training gegen Betrug, Anm. d. Red.) bei euch aus?“
Antwort: „Gibt es nicht, bzw. hatte ich nie.“
Frage: „Wie kannst du das für sechs Jahre machen?“
Antwort: „Der Unterschied zwischen Großstadt und Land ist glaube ich enorm. Ich mag den Job sehr gerne.“
Frage: „Routen mit großen Firmen müssten beliebter sein als Routen mit Privatpersonen, oder? Oder wird das mit eingerechnet und Fahrer mit vielen Firmen müssen sich dann noch eine zweite Fuhre mit Paketen abholen?“
Antwort: „Kann man pauschal nicht sagen. Ich habe auch ein Bezirk mit Gewerbegebiet in einer Kleinstadt. Die meisten hassen diesen Bezirk, ich mag ihn am meisten. Gewerbegebiete sind natürlich von der Paketanzahl um einiges höher und daher auch anstrengender, dafür bekommt man viele Pakete auf einmal weg und muss nichts beim Nachbarn abgeben. Mit dem T5 kann es schon passieren, dass man bei dieser Tour nachladen muss. Dafür kann man an guten Tagen extrem früh Feierabend machen. Bei der Post wird immer der ganze Tag bezahlt, egal wie lange man wirklich unterwegs war.“
Frage: „Wie groß ist sind die Unterschiede zwischen den Bezirken?“
Antwort: „Sehr groß teilweise. Stadtbezirke mit 1200 Haushalten und regemäßig über 100 Paketen im Verbund (Brief und Paketzustellung in einem) gegen Landbezirke mit 300 Haushalten und 40 Paketen. Auf dem Land kommt noch dazu, dass man jeden kennt und die Sachen dann einfach auf die Terrasse oder Garage legen kann, da jeder einen Ablagevertrag hat.“
Frage: „Welchen Postdienst würdest Du persönlich in Zukunft nehmen?“
Antwort: „Ich habe von UPS oft positives gehört, die sind aber im Preis glaube ich auch am teuersten.“
Frage: „Was hältst du von der Idee, dass Paketzustellung bis an die Haustür zukünftig kostenpflichtig sein soll und dass standardmäßig nur noch zum nächsten Paketshop geliefert wird?“
Antwort: „Ich denke, das wird in Zukunft unvermeidbar werden. Die Mengen werden immer mehr und immer unlukrativer für die Logistikunternehmen. Auch ist es in den großen Städten sehr nervig, wenn die ganzen Paket-Fahrzeuge die Straßen blockieren. Laut der Post sollen eventuell Depots in den Städten eröffnet werden, in denen die Pakete dann von allen Logistikunternehmen abgeholt werden können. Finde ich eine gute Idee. Für einen Aufpreis wird dann zur Haustür geliefert, wer das dann benötigt. Die andere Seite ist dann natürlich, dass wahrscheinlich einige Jobs in der Zustellung wegfallen werden.“
Frage: „Würdest du an einen toten Briefkasten, d. h. an ein Haus liefern, von dem du weißt, dass dort eigentlich niemand wohnt?“
Antwort: „Nein, definitiv nicht. Wenn mir etwas verdächtig vorkommt, lasse ich mir grundsätzlich den Ausweis zeigen und würde es ggf. anzeigen.“
Frage: „Wie groß ist denn der Anteil von Amazon-Paketen, die du zustellst?“
Antwort: „Hab jetzt keine genauen Zahlen, würde aber sagen 30 bis 50 Prozent. Wird aber irgendwie weniger.“
Frage: „Wie viele Kilometer pro Tag läuft bzw. fährt man im Schnitt?“
Antwort: „Das ist extrem unterschiedlich. Bei einem Bezirk in der Stadt fahre ich acht Kilometer am Tag, bei einem auf dem Land 70 Kilometer.“
Frage: „Hörst du auch am liebsten Speedmetal beim Ausliefern?“
Antwort: „Musik höre ich nie, die Autos haben leider kein Radio. Könnte ich mir aber mal überlegen.“